Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Gipsbein aus, in dem sich ein Ziehen bemerkbar machte. Dann fiel mir die Tageszeitung auf seinem Tisch auf.
»Steht irgendwas drin?«, fragte ich.
Metin lachte auf und sein Pilsgeschwür wackelte unter seinen Brüsten. »Du hast es nicht gelesen?«
Ich schüttelte den Kopf.
Er wackelte an den Tischrand heran, nahm die Zeitung und schlug einen Artikel auf Seite drei auf. Ich nahm die Zeitung und las überdurchschnittlich langsam. Wie von Olaf bereits angekündigt standen die Spielschulden als Tatmotiv im Vordergrund, aber das interessierte mich nicht. Stattdessen suchte ich nach einer Richtigstellung über meine Person, allerdings war davon nicht die Rede. Vielmehr log mich Olaf ins direkte Geschehen hinein.
Mir klappte die Kinnlade runter. »Das kann er nicht machen.«
Olaf hatte den Kollegen gesteckt, dass Esther Roloff, die populäre und in diesem Fall total besoffene Versicherungsdetektivin, gerade ihren Rausch vor dem angrenzenden Wirtshaus ausschlief, als der Audi an der Ruhr nippte. Aus diesem Grunde wurde ich als Zeugin gleich dabehalten.
»Sehr kreativ, dein Bruder.«
Ich glotzte Metin an.
»Was ist mit dem Radkastenlecker?«
»Er war es nicht.«
»Weiß ich schon. Also. Was geht da ab?«
Ich faltete die Zeitung zusammen. »Ich kann dir das Problem erklären. Du darfst aber nicht sauer werden.«
Metins Ohren liefen rot an.
»Also so sage ich dir schon mal gar nichts!«
Er warf seine Arme nach vorn. »Was denn?«
»Na, deine Ohren!«
»Willst du mich veräppeln? Jetzt erzähl schon!«
Ich warf den Anzeiger auf den Tisch. »Die Sache ist die: Die Person, die das Wasserbett tatsächlich beschädigt hat, hat gleichzeitig auch den Pfeiffer auf dem Gewissen.«
»Verarsch mich nicht.«
»Die Polizei hat gerade die Witwe eingesackt.«
»Und unser Haftpflichtschaden?«
»Muss wohl noch warten, bis der Mord aufgeklärt ist.«
»Dönekes«, pöbelte Metin.
»Dann rede halt mit der Kripo. Vielleicht werden die dir irgendeine Stellungnahme liefern, die du der Versicherung geben kannst.«
»Kripo am Arsch«, sagte er nur und drehte sich um.
Es war der beste Zeitpunkt, um sich aus dem Staub zu machen. Schnell hüpfte ich auf meine Füße, was ziemlich wehtat, und humpelte nach draußen die Straße hinauf. Erst als ich außer Schreiweite war, rief ich Gregor an.
»Ich habe zwei Dinge von der Assistentin erfahren. Und beide gefallen mir nicht.«
»Inwiefern?«
»Ulrike Pfeiffer ließ sich gegen Mitternacht ein Taxi rufen. Demnach müsste sie etwa eine halbe Stunde später zu Hause eingetroffen sein.«
»Und zweitens?«, fragte er weiter.
»Die E-Mail, die Pfeiffer verschickt hat, ist gegen zwei Uhr morgens auf dem Server gelandet. Also eineinhalb Stunden, nachdem die frisch gebackene Witwe das Blut im Schlafzimmer entdeckt hat.«
Es entstand eine kurze Stille.
Schließlich tönte es aus dem Hörer: »Wo sind Sie? Ich lese Sie auf.«
Als ich 20 Minuten später in das Taxi stieg, klemmte bereits eine tote kalte Fluppe zwischen Gregors Lippen in der Erwartung, zum einhundertsten Male angezündet und abgeraucht zu werden. Ich schnallte mich an und wir sprachen kein Wort. Stattdessen fuhr Gregor einfach los. Ich fragte nicht, wohin die Reise ging.
Er zeigte auf das Armaturenbrett. »Das ist der vorläufige Autopsiebericht.«
Ich nahm die Papiere und blätterte darin. Noch nie zuvor hatte ich einen echten Autopsiebericht gesehen und ich war ganz aus dem Häuschen. Dann stellte sich Ernüchterung ein.
»Ich kann die Schrift nicht lesen«, murrte ich und haftete mich an jedes Wort.
Gregor reagierte nicht darauf. Ich legte den Bericht wieder zur Seite und er zündete die Zigarette an.
»Der Inhalt des Berichts entspricht dem, was wir schon von Ansmann zu hören bekommen haben«, sagte Gregor und ließ die Kippe zwischen seinen Lippen tanzen. »Pfeiffer ist zwischen Montag um neun und Dienstag um eins getötet worden.«
»Seine E-Mail wurde erst um zwei Uhr morgens auf den Server geladen.«
»Das muss nichts heißen. Technische Störungen, wartungsbedingte Verzögerungen, es kann viele Gründe dafür geben.« Er sah mich an und ich merkte sofort, dass er von seiner Antwort auch nicht unbedingt überzeugt war.
»Was ist, wenn seine Frau diese E-Mail geschrieben hat? Sie dürfte problemlos an seinen Laptop gelangt sein. Doch der freundliche Ton, den sie im Text angeschlagen hat, ist bei seiner Assistentin übel aufgestoßen. Denn es stellte sich heraus, dass ihr Mann nicht nur in privaten
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