Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Sachs’ Auto lag.« Er sah mich mit funkelnden Augen an. Der Jagdinstinkt war in ihm neu geweckt. »Spielen wir in der Firma doch ein bisschen Mäuschen und horchen nach, ob Sachs irgendwelche Feinde hat.«
Feierlich schepperte meine Tasse auf dem Unterteller. »Überlassen Sie den Frauentratsch mir. Sie würden dort nur Angst und Schrecken verbreiten.«
»In Ordnung. Ich bringe Sie hin.«
»Könnten Sie aber vorher noch einmal Ihre Kontakte spielen lassen und einen Polizeimenschen diskret zu mir nach Hause schicken? Ich bräuchte da jemanden, der sich einer Sache annimmt.«
Meine Wohnung befand sich in dem gleichen Zustand, in welchem ich sie vorgefunden und verlassen hatte. Es war kein weiterer Grad an Verwüstung hinzugekommen. Bei Tageslicht sahen die Räume nicht weniger beängstigend aus. Gregor stand vor der Tür und inspizierte die Einbruchsspuren, die sich auf ihr ausgebreitet hatten.
»Die ist hinüber«, stellte er fest.
»Ich hätte eher eine Expertenmeinung erwartet«, konterte ich beleidigt.
»Eine Expertenmeinung?« Er linste in den Flur hinein und ging langsam voran. Mit seinen Augen sog er sämtliche Informationen auf. »Es wurde mit Sicherheit nichts gestohlen«, stellte er fest und drehte sich nach mir um.
»Ich denke nicht. Der Fernseher und der Laptop sind zumindest noch da.« Was den Rest meiner Wohnung betraf, hatte ich nicht genauer nachgesehen. Denn neben TV und PC besaß ich keine weiteren Wertsachen.
»Wer immer das war – er wollte Ihnen Angst einjagen.«
Das war ihm gelungen. Gregor wanderte in das Schlafzimmer ab und begutachtete meine Unterwäschesammlung, die ich auf den Boden transportiert hatte, um ordnungsgemäß im Bett schlafen zu können. Ich stellte mich vor ihn, um ihn von dem Anblick abzulenken.
»Hübsch.« Er grinste. »Klären Sie die Sache mit der Polizei. Packen Sie danach ein Köfferchen. Hier werden Sie keine weitere Nacht mehr verbringen, solange ich Bolker nicht gefunden habe.«
Ich zuckte zusammen und riss den Mund auf. Doch Gregor drohte mir mit dem Finger.
»Keine Widerworte.«
Meine Handtasche hing mir schwer von der Schulter herab und um meinen Oberkörper war es nicht besser bestellt. Ich war übermüdet und mit dem Gedanken überfordert, dass jemand mich vielleicht in die ewigen Jagdgründe schicken wollte. Ich stand im Schatten des Gebäudekomplexes der Beratungsgesellschaft und fragte mich, was für andere Illegalitäten noch so über den Tisch gingen, als mein Handy klingelte.
»Bist du tot oder krankgeschrieben?«, brüllte Metin.
»Keines von beidem«, antwortete ich.
»Dann komm verdammt noch mal zur Arbeit! Sven heult mir die Ohren voll, nachdem er Stunden im Baum gehangen hat. Was machst du?«
»Ich bin mit Gregor unterwegs.«
»Was soll das heißen? Bist du sein neuer Saufkumpan?«
»Nein. Ich komme nachher vorbei.«
Schnell legte ich wieder auf, ging durch die elendig langsame Drehtür und erkundigte mich bei der freundlichen, permanent auf mein blaues Auge starrenden Empfangsdame nach Frau Kamphausen. Durch das Telefon kündigte sie mich als Besucherin an. Ein paar Minuten später trat die Assistentin durch die Zwischentür. Sie schien nicht glücklich, mich zu sehen. Mittlerweile war der Tod von Richard Pfeiffer sicherlich kein Geheimnis mehr.
»Hallo, Sie. Sie sehen ja übel zugerichtet aus.« Sie trug einen knielangen schwarzen Rock, der ihren stämmigen Waden schmeichelte, sowie eine rein weiße Bluse ohne irgendwelchen Schnickschnack.
»Frau Kamphausen«, begrüßte ich sie und bat sie abermals, mit mir vor die Tür zu gehen. Ihre Bemerkung zu meinem Veilchen ignorierte ich vollends.
»Es tut mir leid. Wegen Ihres Chefs, meine ich.«
»Welchem Chef? Einer ist tot und der andere im Knast.« Sie schien ein wenig angesäuert. »Sie haben das gewusst, oder?«
Ich stutzte. »Was denn?«
»Na dass der Pfeiffer tot ist und Hugo es getan hat. Warum hätten Sie sonst nach ihm gefragt? Und ich blöde Kuh rede auch noch schlecht von dem Pfeiffer. Dabei war der da bestimmt schon längst über den Jordan.«
Ich war überrascht von ihrer ehrlichen und zuvorkommenden Art. »Denken Sie, dass Hugo Sachs es getan hat?«
Sie glotzte mich an. »Er sitzt ja immerhin im Knast, oder nicht?«
»Er hat ein Alibi.«
»Heißt das, er kommt frei?«
»Sieht ganz danach aus.«
Sie atmete durch. »Wusste ich es doch. Und wer hat Pfeiffer dann umgebracht?«
Ich zuckte mit den Schultern und beschloss, sie mit ein paar Indizien zu
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