Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Unterschlagung von Beweismitteln, Irreführung der Polizei? Vielleicht alles zusammen. Ein Festmahl für Ansmann.
»Was ist mit Hugo Sachs?«
Gregor atmete tief durch. »Seine Chancen, wieder Tageslicht zu sehen, stehen ziemlich gut. Und die Staatsanwältin wird ihn nicht in der U-Haft lassen, nur weil wir glauben, dass er uns einen Killer auf den Hals gehetzt hat.«
»Aber wir haben die Aussage vom Anwalt«, sagte ich.
»Die ist unbrauchbar, weil ich ihn bedroht habe«, konterte er sofort.
Angespannt streifte ich mir den Pony aus dem Gesicht. »Ich krieg die Motten. Mir ist egal, was für ein Alibi er auftischt. Der Kerl muss irgendetwas mit diesem Mord zu tun haben! Wieso sind Sie so überzeugt davon, dass er es nicht war? Gucken Sie ihn sich doch an. Er ist korrupt und skrupellos. Lässt einen Irren auf uns los.« Ich schüttelte den Kopf. »Der glüht doch vor Mordlust.«
Gregor trommelte auf dem Tisch. Er schien ungeduldig mit mir zu werden. »Sachs zieht die Reißleine. Gegenwärtig erscheint er Ihnen kalt und berechnend. Aber als wir ihn am Ruhrufer fanden, war er völlig neben der Spur. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er keine Ahnung hatte, wer oder was da in seinem Auto lag. Anderenfalls hätte er sich für die Beseitigung etwas Professionelleres einfallen lassen.«
Zugegebenermaßen war dieser Gedanke eine Überlegung wert. Aber ich hasste diesen Gedanken.
»Ich verstehe das einfach nicht.«
»Es ist ganz einfach«, erklärte Gregor und ballte seine Hände zu Fäusten, sodass seine Knöchel hervortraten. »Der Sammelhefter von Brülling & Rowohlt hat eine Lawine losgetreten. Sachs hat Pfeiffer zwar nicht getötet. Aber als ich ihm die Unterlagen gab, habe ich ihn quasi dazu genötigt, darauf zu reagieren. Ich bin für den Tod der Detektive verantwortlich.«
Endlich hatte er ausgesprochen, was schon seit Langem zwischen uns hing und ich rechnete es ihm hoch an. Er beugte sich nach vorn. Wie eine Wunderheilerin legte ich besänftigend meine Hand auf seinen Nacken.
»Ich brauche dringend was zu trinken«, sagte er dann.
Ich war da anderer Meinung. »Sollten wir Ansmann nicht besser diese Unterlagen geben?«
Gregor schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Es gibt immer noch einen Maulwurf auf der Wache, den wir nicht identifizieren können. Außerdem ist diese Mappe das einzige Druckmittel, das wir gegenüber Bolker haben. Ohne sie stehen wir mit leeren Händen da.«
Als er den Namen aussprach, bekam ich unweigerlich eine Gänsehaut. »Was sollen wir mit Bolker anstellen? Der Polizei erzählen, dass er uns bedroht und wahrscheinlich hinter der Brandstiftung steckt?«
Gregor schüttelte den Kopf. »Nicht stichhaltig genug. Oder haben Sie dafür irgendwelche Beweise?«
Ich schüttelte schwach den Kopf.
»Lassen Sie den mal meine Sorge sein«, sagte er. »Wenn ich mit Sachs fertig bin, wird er mir sagen, wie ich Bolker finde.« Sein Blick richtete sich entschlossen gegen mich und durchdrang meine sämtlichen Hautschichten. Als er den Schrecken in meinen Zügen sah, lächelte er. »Bald hat der Spuk ein Ende.«
Ich presste die Lippen zusammen, bis sämtliche Farbe aus ihnen wich. Ich hatte ein Bild davon, wie Gregor mit Sachs fertig werden würde. Es war ein erdrückender Gedanke und ich wollte ihn schnellstmöglich wieder loswerden. »Okay. Gut. Meinetwegen. Sachs hat Pfeiffer nicht umgebracht. Aber wer war es dann?«
Gregor setzte sich auf. »Wer immer es war, er wollte es Sachs in die Schuhe schieben.«
»Oder sie«, warf ich schließlich ein.
»Ulrike Pfeiffer hat ein ausgeprägtes Interesse daran, Sachs hinter Gittern zu sehen.«
Ich nickte. »Ganz zu schweigen von dem ganzen Blut in ihrem Haus.« Ich musterte die Theke und liebäugelte mit dem Kuchen in der gekühlten Vitrine. Doch die Verkäufer gaben sich größtmögliche Mühe, uns zu ignorieren.
»Und warum hat sie es getan?«, fragte ich. »Weil er abhauen wollte? Wegen der Scheidung?« Ich runzelte die Stirn und auch Gregor schien nicht überzeugt.
»Ansmann wird ihr die gleiche Frage stellen. Wir können so lange warten und hoffen, dass Edgar uns mit einbezieht.« Zweifelnd hob ich eine Augenbraue. »Ansmann war ganz schön sauer.«
»Er war fuchsteufelswild«, bestätigte Gregor und vergrub seinen Kopf in die Armbeugen, die er auf der Tischplatte ineinander geschlungen hatte. »Aber vielleicht können wir den netten Kollegen von der Wache ein wenig Arbeit abnehmen. Es muss einen Grund dafür geben, dass die Leiche ausgerechnet in
Weitere Kostenlose Bücher