Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Ballonseide und einem T-Shirt mit einem grienenden Förderturm auf der Brust, und legte mich längs auf die Couch, um Olaf zurückzurufen.
»Also«, begann ich theatralisch und stockte sofort.
»Also was?«
Zuerst wollte ich Olaf von der vermeintlichen Entlassung des Kofferraummörders erzählen. Da ich aber immer noch nicht wusste, ob er überhaupt freigelassen werden würde, hielt ich mich zurück. Als Ersatz wollte ich ihm von den wirtschaftskriminellen Machenschaften der Unternehmensberatung berichten. Doch dann zwängte sich der Gedanke an Bolker ganz weit nach vorn und ich stutzte. Ich wollte meinen Bruder nicht unnötig in Gefahr bringen.
»Also ich hab nichts, was ich dir erzählen könnte«, sagte ich schließlich und er seufzte schwer.
»Ein Verkäufer des angrenzenden Autohauses hat einem Lokalberichterstatter gesteckt, dass einer der Detektive eine Viertelstunde vor dem Brand in seinem Wagen die Straße hinuntergefeuert ist.«
Ich atmete auf. Wenigstens einer von ihnen war am Leben.
»Er hatte es ziemlich eilig.«
»Und der andere?«
»War nicht da. Keine Toten oder Verletzten in der Detektei. Und niemand will danach irgendjemand gesehen haben.«
»Das klingt, als würde der Detektiv der Brandstiftung bezichtigt werden.«
»Das wurde von der Polizei nicht bestätigt. Ich glaube, die suchen noch nach einem Motiv.«
Ich legte auf und tippte aufgeregt auf den Tasten meines Handys herum. Das musste ich unbedingt Gregor erzählen. Aber er ging nicht ran. Das Telefon landete auf meinem Couchtisch und begann prompt zu klingeln und zu vibrieren. Aufgewühlt zappelte es die Tischplatte entlang. Es war Sascha.
»Ich hab für dich ein wenig Mäuschen gespielt«, klang seine Stimme aus dem Telefonhörer. Er sprach schnell vor Verzückung. »Ansmann hat den Kofferraummörder gerade noch einmal verbal abgetastet.«
»Und was kam dabei heraus?«
»Bist du bereit, für diese Informationen einen Deal einzugehen? Denk dran, du bist mir etwas schuldig.«
Ich musste schlucken, doch wegen meines trockenen Halses fühlte es sich an, als hätte ich einen pelzigen Tennisball hinuntergewürgt. »Was für einen Deal?«
»Thorsten, das andere Mäuschen, ist ganz dicke mit dem Aktenführer der Mordkommission. Und er hat nächste Woche einen Termin vor dem Scheidungsrichter. Seine Noch-Frau ist der Meinung, dass er in seinem Leben niemals mehr eine Perle abkriegen wird.«
»Und ich soll sie vom Gegenteil überzeugen.«
»Genau. Geh einfach mit und schau Thorsten mit deinen Engelsäuglein an.«
Sascha und Thorsten hatten keine Ahnung, dass ich derzeit alles andere als ein Engelsgesicht besaß. Wenn ich es mir recht überlegte, glich ich eher einer Blondine, die frontal in die Fäuste eines Preisboxers gelaufen war – rechte Faust aufs Auge, linke Faust auf die Lippe. Die Nase gegen die Planken.
»Ihr von der Wache habt wirklich einen Sockenschuss«, entrüstete ich mich. Dann hörte ich ein Rascheln in der Muschel und eine neue Stimme trat ins Geschehen ein.
»Hallo, Esther Roloff.« Thorsten schnalzte genüsslich mit der Zunge. Seine Stimme war penetrant sowie tiefer und lauter als die von Sascha und ich nahm zuallererst den Hörer vom Ohr.
»Es ist mir ein besonderes Vergnügen, dich kennenzulernen.«
Mein Magen rollte seinen Inhalt um.
»Das ist kein Date, klar?«
»Klar«, sagte er einen Tick leiser. Fast so, als hätten wir ein Geheimnis zu hüten.
»Also, was macht dich in diesem Augenblick zu meinem besten Freund?«
Thorsten lachte laut auf, als hätte ich den Witz des Jahrhunderts gerissen. Er kriegte sich gar nicht mehr ein.
»Also, erstens ist es nicht sein Auto, sondern das seiner Frau. Seinen nigelnagelneuen BMW hat Sachs gleich nach Bereitstellung zurückgegeben. Haben den bestellten Navi vergessen und der Wischer flog ihm um die Ohren.«
»Und?« In meinen Fingern kribbelte es, denn ich ahnte, worauf es hinauslaufen sollte.
»Zweitens hat seine Frau ihn Montag bis Mittwoch artig zur Arbeit gebracht und abgeholt. Dazwischen kann sie mit dem Wagen sonst wohin gefahren sein. Zum Einkaufen, zur Pediküre, zum Kaffeetrinken. Er weiß es nicht.«
»Fragt sie doch«, bemerkte ich beiläufig. In meinem Inneren allerdings schrillten sämtliche Alarmglocken. Die Pfeiffer wollte ihren Mann schon einmal mit einem fadenscheinigen Motiv in den Knast bringen. Warum nicht auch eine Leiche in seinen Kofferraum packen?
»Das werden wir.«
Schlagartig überkam mich ein weiterer Gedanke und ich klatschte
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