Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
meine Hand gegen die Stirn.
»Shit«, plapperte es aus mir heraus.
»Was ist?«
Ich hatte der Schrapnell Sachs eins auf die Nuss gegeben. Wenn die uniformierten Kollegen bei ihr aufschlugen, wartete eine mit Botox befüllte Platzwunde auf sie. Und dieses Mal hängt sie mir ganz sicher eine Anzeige an den Hals. Zwar kannte sie meinen Namen nicht. Aber eine zweite Detektivin mit Gipsfuß, blauem Auge und abschwellender Nase, mit der man mich verwechseln könnte, wird man in Bochum wohl kaum finden.
»Nichts«, gab ich kurz durch. »Das war jetzt erst eine Information. Und für dieses winzige Häppchen soll ich meinen geschmeidigen Hintern vor dem Scheidungsrichter wackeln lassen?«
»Nicht vor dem Richter, sondern vor meiner Frau«, korrigierte mich Thorsten. »Aber ein kleines Sahnehäubchen hab ich noch.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Sachs hat ein Täubchen.«
Und ich war so was von Ohr. »Ein Täubchen?«
»Eine Tussi, Schnecke, Dose, Schnitte«, erläuterte er. »Ist kurz vor Feierabend ganz zufällig vor sein Gesicht gesegelt, sagt er. Und zwar genau an dem Tag, an dem seine Alte zum Pilates bei Mrs. Sporty in Brenschede war. Als hätte sie darauf gewartet. Er hat sie also aufgegabelt. Mit dem Wagen seiner Anvertrauten. Wie in Bollywood.«
»Warum? Wann? Wer ?«, jauchzte ich. Ich war ganz außer mir. Dieses Täubchen konnte keinesfalls nur zufällig vor sein Gesicht gesegelt sein. Dieses Täubchen ist mit dem Zielfernrohr auf die Pirsch gegangen.
»Warum, warum. Warum ist die Banane krumm?«
Das sollte wohl heißen, dass er es nicht wusste.
»Abends nach zehn sind sie zu ihrer Bude gegondelt, irgendwo in Gelsenkirchen. Wie sie hieß, konnte er nicht sagen. Oder er wollte es nicht. Weißt du, wie das für mich klingt?«
Mein Blut stürzte mir in die Füße und ich taumelte kurz. Für mich klang es, als müssten wir schleunigst nach Ückendorf fahren.
»Für mich klingt das, als hätte er eine Nutte aufgegabelt.«
»Nein. Ich kenne sie«, sagte ich leise.
»Was?«
»Ich weiß, wer sie ist! Ich weiß, wo sie wohnt!« Ich bellte förmlich in das Telefon.
»Na dann nix wie raus mit der Sprache!«
»Oh nein. Du holst mich ab. Wir fahren zusammen hin.« Ich hyperventilierte. »Wenn du das tust, gebe ich dir vor dem Scheidungsrichter einen Kuss extra.«
Ich wollte nicht hysterisch werden. Ich spazierte in meinem Chaos gemächlich auf und ab, um mich zu beruhigen. Ich räumte sogar ein paar Sachen auf und flickte meinen Gips behelfsweise mit ein paar Klebestreifen. Doch als ich den Streifenwagen vor dem Haus vorfahren sah, wurde ich wieder unruhig. Schlimmer wurde es, als ich die Treppen hinunterhumpelte und Thorsten vor dem Auto warten sah.
Seine Frau hatte recht. Er würde nie wieder eine Perle abkriegen. Er war hässlich wie die Nacht.
»Herrschaftszeiten, was ist denn mit dir passiert?«, fragte er.
Dasselbe hätte ich ihn auch fragen können. Sein Gesicht war von postpubertären Pickeln übersät und dort, wo kein Pickel war, funkelte eine Sommersprosse. Hinzu kam seine Frisur. Seine rotblonden Haare waren auf Kinnlänge wie ein Helm geschnitten. Er erinnerte mich an einen Schuljungen aus der achten Klasse. In der großen Pause sengte er den Mädchen die Haare an. Wenn er Gras rauchte, war dies wörtlich zu nehmen. In einer Mutprobe ließ er sich Kerzenwachs auf die Augenbrauen tropfen und kam am nächsten Schultag mit wesentlich weniger Härchen über den Augen zurück. Wenn ich es mir recht überlegte, hieß dieser Typ auch Thorsten.
»Konntest du das nicht vorher sagen? So kann ich dich doch unmöglich mit zum Gericht nehmen. Meine Frau lacht sich ja schlapp.«
Und ihm hatte ich einen Kuss vor dem Scheidungsrichter versprochen.
Ich stieg in den Streifenwagen. Ich hatte noch nie in einem Streifenwagen gesessen. Die Innenausstattung war aus einem glatten schwarzen Kunststoff gefertigt, die Sitze waren aus Leder. Allerlei Gedöns schmückte das Armaturenbrett, darunter auch das Funkgerät sowie Knöpfe für die polizeispezifische Beleuchtungsanlage. Es roch nach Schweiß und ich bemerkte, dass Thorsten faustgroße Flecke unter seinen Achseln trug. Er war in Uniform und ein kleiner Rettungsring quoll über seinen Gürtel, als er sich setzte.
»Meinst du, wir können Blaulicht und Sirene einschalten?«, fragte ich ihn zögerlich.
»Wie alt bist du eigentlich?«, fragte er zurück und ich schmollte.
»Aber nur bis zur Stadtgrenze!«, gab er schließlich nach und schaltete den Hebel
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