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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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rautenförmigen
Schuppen bedingt gezackten Strich, der sich von der Stirn bis zum Schwanz hin
erstreckte. Das Wesen vor mir war am besten durch das Wort Drache beschreibbar.
Ja, unser Gastgeber war ein großer, mindestens fünfundzwanzig Meter langer
Drache. Er hatte vier große, mit langen Krallen bestückte Pranken, einen
spitzzulaufenden Schwanz mit kleinen Zacken, wobei bei diesen Dimensionen klein
relativ war. Der andere der beiden hatte fast durchgehend gelbe Schuppen, nur
an der Brust war ein großes schwarzes karoförmiges Muster zu sehen. Seine Augen
waren orange.
    Michael reagierte auf des Drachens Kommentar nicht, er hatte ihn gar nicht
gehört. Hoffend, nicht mit einem einzigen Bissen verspeist zu werden, hatte ich
keine Zeit, des Kommentars wegen, beleidigt zu sein. Die Art, wie ich mit weit
offenhängendem Mund dastand, wirkte sicher eigenartig.
    Der Drache sprach mich nicht direkt an und führte uns in einen großen Raum. An
einem Schreibtisch, der am Fenster stand, saß eine junge Frau, sie hatte wie
Rebekka eine karoförmige Schuppe im Gesicht. Die Aufmerksamkeit unseres
Gastgebers galt Michael. "Kadeijosch sollte bald zurück sein. Er wollte,
dass wir ohne ihn beginnen. Ich schlage vor, wir gehen in mein Arbeitszimmer
und klären alle offenen Fragen."
    Michael folgte dem Drachen durch den Raum in einen Gang. Ich wollte nachkommen,
aber er drehte sich mir zu, "Melanie, du bleibst hier!"
    Der Drache wandte sich der jungen Frau zu. "Du achtest auf sie."
    Diese war nicht erfreut: "Ich habe keine Zeit, um den Babysitter für
Michaels Dummchen zu spielen. Sie ist absolut bescheuert, über was soll ich mit
ihr sprechen."
    Er lachte: "Du brauchst nicht mit ihr zu sprechen. Achte einfach darauf,
dass sie keinen Blödsinn macht und sich nicht selbst verletzt."
    Nun wusste ich ja, was sie von mir hielten. Es schockierte mich. Würden sie
denken, ich wäre ein wenig dumm, damit könnte ich umgehen, aber dass sie mich
für derart unterbelichtet erachteten, war schon schwer zu verdauen und kratzte
an meinem Ego. Alleine mit der jungen Frau, die mich für die Dummheit in Person
hielt, in dem großen Raum - toll. Als ich meinen ersten Schreck überwunden
hatte, schlenderte ich vom anderen Ende des Raumes langsam in ihre Richtung.
Neugierig blickte ich ihr heimlich über die Schulter. Sie löste gerade einige
Rechnungen, nichts allzu schweres, schätzungsweise erstes oder zweites
Studiensemester. Sie bemerkte mich, warf mir einen wütenden Blick zu und
fauchte: "Um das zu verstehen, bräuchtest du zuerst ein Hirn."
    "Schon klar, jetzt wo wir das geklärt haben, solltest du vielleicht um
eins erweitern, dann löst sich die Sache wie von selbst."
    "Weil du was davon verstehst? Lass mich in Ruhe!"
    Ich setzte mich frech neben sie, nahm ihr den Stift aus der Hand und erklärte:
"Wenn du diesen Term, durch sich selbst dividierst, dazu multiplizierst,
ist es dasselbe, als würdest du mit eins multiplizieren."
    Wütend starrte sie die gelöste Aufgabe an. Ungefragt löste ich ihre nächste
Übung.
    Hinter mir hörte ich ein Lachen. "Adlen, sei nicht so gekränkt, nur weil
sie deine Aufgaben vor dir lösen konnte, bist du noch lange nicht dumm.
Vielleicht haben wir sie einfach nur unterschätzt."
    Ich erkannte die Stimme sofort. Es war der türkise Drache. Erneut verängstigt,
wandte ich mich ihm zu. Der Drache betrachtete mich, es fühlte sich an, als würden
seine großen Augen direkt in meine Seele blicken. "Warum hast du solche
Angst vor mir?"
    Ungläubig, als wollte ich sagen, ‚was ist das für eine Frage‘, riss ich die
Augen auf, zum Antworten war ich noch nicht fähig. Er drehte überlegend den
Kopf zur Seite. "Warum siehst du mir eigentlich nie in die Augen?"
    Wie bitte, ich tat doch nichts anderes! Etwas genervt war seine nächste Frage:
"Kannst du sprechen?"
    Immer noch verängstigt, nickte ich. Langsam schien er verärgert. Also sammelte
ich all meinen Mut. "Sie fressen mich doch nicht, oder?"
    Der Drache zog die Augen zusammen. "Wie bitte? Wie kommst du auf diese
Idee?"
    "Na ja, Sie sind ein wahrscheinlich fünfundzwanzig Meter langer Drache.
Sie bräuchten mich nicht einmal zu kauen."
    Er begann zu lachen und Adlen stimmte ein. "Scheint als wäre Michael
unanständig gewesen. Er hat ihr also verraten, was wir sind."
    Wahrscheinlich unterhielten sie sich miteinander auf Deutsch, um höflich zu
sein. Englisch hätte ich auch verstanden. Michael hatte nicht gegen ihr Abkommen
verstoßen, es war mir ein

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