Terakon
Drache, in
der Mitte Ryoko und rechts neben ihm ein Afroamerikaner. Dieser hatte
Ähnlichkeiten mit einem jüngeren Denzel Washington, es war der gelbe Drache.
Neben ihm saß Rebekka und hielt seine Hand. Sie trug, wie die anderen Frauen,
dieselbe Robe wie die Drachen. Der ockergelbe Drache agierte, als hätte er mich
noch nie gesehen. Wir standen den Dreien gegenüber, gleich würde mich Michael
als seinen Menschen vorstellen.
"Kadeijosch, Ryoko und Tibi, Freunde es ist schön endlich wieder Zeit mit
euch zu verbringen."
Michael stoppte kurz, zeigte auf mich. "Das ist meine Freundin,
Melanie."
Ich hätte schwören können, er würde sagen ‚mein Mensch, Melanie‘. Bei dem
ockerfarbenen Drachen, mit welchem ich mich zuvor unterhalten hatte, handelte
es sich um Kadeijosch. Hatte ich nicht zu ihm, irgendein Typ namens Kadeijosch
fordert meine Anwesenheit, gesagt? Die Drachen nickten mir zu und Kadeijosch
bat Michael freundlich, neben ihm Platz zu nehmen. Sehnsüchtig wartete ich auf
das Essen. Unterwegs hatte ich mir nur ein Sandwich gekauft und selbst das war
unverschämt teuer gewesen. Neben mir saß Alessandro. Zum ersten Mal ignorierte
er mich. Abgesehen von Stefan ignorierten mich alle Peris. Vermutlich waren
auch sie der Meinung, ich hätte Michael gedemütigt. Ich hatte keinen
Gesprächspartner. Es würde ein langer Abend werden. Michael fragte Ryoko nach
seiner bezaubernden Frau und dieser meinte, sie wäre auf einer wichtigen
Geschäftsreise. Alessandro betrieb Smalltalk mit Adlen und ich saß stumm
zwischen ihnen. Kadeijosch bot dem Peri neben sich Incendium an und stellte
fest: "Du verstehst, dass wir etwas anderes trinken?"
Witziger Weise hatte er Michael mit dieser Aussage zum Lachen gebracht. Hin und
wieder, wenn Michael unaufmerksam war, warf mir Kadeijosch aus dem Augenwinkel
einen Blick zu.
Nach dem Essen fragte Kadeijosch Michael: "Wäre es für dich in Ordnung,
wenn Ryoko deiner Freundin kurz den Garten zeigt?"
Michael war skeptisch, antwortete jedoch "natürlich."
Langsam bekam ich ein ungutes Gefühl. Brav folgte ich Ryoko in Richtung Garten.
Als wir an der Treppe, über welche ich und die anderen zuvor gekommen waren,
vorbei gingen, wartete Ryoko geduldig, bis ich mir meinen Wintermantel geholt
hatte. Im Winter war es auch in London kalt. Was ich vom Garten zu sehen bekam,
war nett. Auf der Terrasse, direkt vor dem Haus, blieb ich stehen. Ryoko
benötigte kurze Zeit um zu merken, dass ich ihm nicht weiter folgte.
"Ryoko, muss ich mir Sorgen machen?"
Er lächelte mich warmherzig an. "Nein, alles ist, wie es sein sollte.
Michael und Kadeijosch haben etwas zu besprechen. Wir wissen nicht, wie gut du
hörst, also haben wir uns ein wenig von ihnen entfernt."
"Ich höre nicht besser als ein ganz gewöhnlicher Mensch. Was mich jedoch
verwundert, Michael hat euch verraten, dass man vor mir Gespräche nicht magisch
tarnen kann. Damit hätte ich nicht gerechnet."
"Nein, hat er nicht. Aber wir vermuteten es und soeben hast du es
bestätigt. Warum sollte er dich sonst zu einem Geschäftstreffen mit Hugorio schleifen."
Schon wieder hatte ich zu viel Information freigegeben. "Vielleicht sollte
ich das Sprechen ganz unterlassen."
Er lächelte: "Sei nicht so streng mit dir."
"Wie meinst du das?"
"Nicht jede Information, die du uns gibst, ist ein Fehler. Du bist neu in
unserer Welt und weißt nicht, wem du trauen kannst. Der Einzige, den du kennst,
ist Michael, also machst du ihn zum Maß aller Dinge. Eines solltest du mir
glauben, Michael ist nicht nur selbstlos. Er tut was für ihn am besten ist,
nicht für dich."
Auch wenn wir gerade stritten, mochte ich es nicht, wenn man Michael in meiner
Gegenwart schlecht machte. "Wenn ich bis jetzt eines gelernt habe, dann
das, dass in dieser Beziehung alle übernatürlichen Wesen gleich sind."
Meine Antwort gefiel ihm nicht, aber er akzeptierte meine Meinung.
"Ryoko, warum gibt es keine weiblichen Drachen. Warum haben alle Frauen
nur ein paar Schuppen im Gesicht."
"Nur weil du hier keine weiblichen Drachen gesehen hast, heißt das doch
nicht, dass es keine gibt, oder?"
"Das stimmt, aber irgendwie weiß ich es, ich weiß nur nicht warum es so
ist."
Auch wenn ich für kurze Zeit das Gefühl hatte, er wäre verblüfft, blieb seine
Körpersprache dennoch neutral.
"Du hast Recht. Lass es mich so erklären. Auch wir Drachen haben in der
Vergangenheit viele Fehler gemacht. Wir und die Filguri waren für lange Zeit
die stärksten Wesen auf diesem Planeten
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