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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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über zwanzig Meter großer Drache, da würde man sich einen
großen Mann erwarten. Tatsächlich war er wesentlich kleiner als Michael und nur
minimal größer als ich. Vertrauenserweckend sah er mich an. "Siehst du, es
hat funktioniert."
    "Woher weißt du das?"
    "Du hast mir soeben in die Augen gesehen."
    Es war faszinierend, wie vertraut er sich bereits anfühlte. Dabei kannte ich
noch nicht einmal seinen Namen. Ryoko hinter ihm wirkte wie ein Mann
italienischer Herkunft. Auf meinen Gesprächspartner konzentriert, ignorierte
ich die beiden Männer hinter ihm. "Du bist der Erste, der nicht wissen
will, was ich bin. Warum?"
    "Weil ich weiß, was du bist."
    Hatte ich mich gerade verhört. Überrascht blickte ich ihm erwartungsvoll in die
Augen. "Was bin ich? Bitte sag es mir."
    Laut lachend streichelte er mir die Wange. Dann legte er seine Hände auf meine
Wangen, betrachtete mich, berührte mit seiner Stirn für eine kurze Weile die
meine, entfernte sich wieder und blickte mir in die Augen. Diese Geste barg so
viel Bedeutung. Ich verstand nur nicht welche. Er lächelte noch einmal und
verließ mich. Ryoko und der andere folgten ihm in den Saal.
    Kurz später fand mich Michael. "Was machst du hier?"
    Meine Antwort war schnippisch. "Du hast aber früh bemerkt, dass ich
fehle."
    Auf seinen genervten Blick hin, fügte ich, "als wir den Saal vorhin
betraten, fühlte ich mich durch die Menge an übergroßen Drachen nicht
wohl", hinzu.
    "Schatz, es tut mir leid, ich kann es dir nicht ersparen. Melanie du musst
mitkommen."
    Durch mein glückliches Lächeln verwirrt, schwieg er. "Hast du mich gerade
Schatz genannt? Seit wann bin ich wieder dein Schatz?"
    "Das ‚Schatz‘, ist mir nur passiert."
    Während er sprach, verkniff er sich ein Grinsen und bemühte sich verärgert zu
wirken. Wenn er dieses Spiel spielen wollte, ich beherrschte es ebenfalls. Er
nahm meine Hand und ich sammelte meine Energie in mir. Irritiert neigte er den
Kopf. "Willst du mir etwas sagen?"
    "Annette hat dich heute schon mit Energie versorgt, also dachte ich, meine
wäre überflüssig."
    Ohne ein weiteres Wort machte ich mich auf den Weg. Michael nahm meine Hand und
hielt mich zurück.
    "Lass mich los, ich will doch nicht unhöflich sein und unsere Gastgeber
warten lassen."
    "Das ist nicht dein Ernst, du demütigst mich vor meiner gesamten
Mannschaft und unseren Geschäftspartnern, indem du abhaust. Nicht zu vergessen,
dass du ohne meine Erlaubnis das Schloss geknackt hast und dann spielst du auch
noch die Beleidigte, weil ich Annettes Energie angenommen habe. Ich war müde,
du warst nicht da. Was hätte ich tun sollen? Schlafen?"
    Das Wort Schlafen betonte er wie eine Absurdität.
    "Ich habe dir und deinen Leuten eine Menge Arbeit und Energie erspart. Du
wusstest nicht einmal, ob es funktionieren würde. Du bist nicht mein Boss. Ich
weiß ihr seid es gewohnt, dass euch eure Menschen gehorchen, denn wenn sie es
nicht tun, zwingt ihr sie dazu. Du kannst mich zu nichts zwingen, es sei denn,
du verletzt mich. Das frustriert dich und deswegen bist du sauer. Du hast kein
Recht, mich zu kontrollieren. Ich bin eine eigenständige Persönlichkeit mit einem
eigenen Willen und ich sehe mich als deine Freundin, nicht deine Untergebene,
nicht deine Angestellte, sondern deine Freundin. Wenn du damit ein Problem
hast, solltest du mich in den nächsten Flieger nach Salzburg setzten und nie
wieder anrufen."
    Er stand da, als hätte ich ihm eine Bratpfanne über den Kopf gezogen, er wusste
nicht, was er sagen sollte. Ich entriss ihm meine Hand und betrat den Saal.
Dort konzentrierte ich mich auf die Tatsache, dass diese Wesen viel zu groß für
die vorhandenen Räumlichkeiten waren. Froh, keine Drachen mehr zu sehen, atmete
ich erleichtert auf. Es war keine große Gesellschaft, meine Peris, mehrere
Drachen, Frauen mit Schuppen und ein Mensch - ich. Die Drachen waren in
dieselben türkisen Roben gekleidet, die Peris in grüne Roben mit eigenem
Wappen. Es war sechseckig und wurde durch eine Diagonale in zwei Hälften
geteilt. Die linke Hälfte stellte den Tag, die rechte die Nacht dar. Der Tag
bestand aus der Sonne, dem Blau des Himmels und einem Wald. Die Nacht wurde
durch einen zunehmenden Viertelmond, Sterne, dem Grau der Nacht und einen in
das Dunkel der Nacht getauchten Wald ausgedrückt. In dem Saal stand eine große
Tafel. Michael holte mich ein, nahm meine Hand und führte mich dorthin. Dort
saßen drei Männer, links meine jüngste Bekanntschaft, der ockergelbe

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