Terakon
schrecklich
sein?"
"Von was sprichst du?"
Ich schüttelte den Kopf. Mir war warm und ich legte den Mantel ab.
"Melanie, sobald wir sicher sind, werden wir dir alles verraten. Wir
wollen dir nichts Böses."
"Ich will nicht unhöflich sein, doch ab und zu fühle ich mich in eurer
Welt etwas überfordert."
Es passierte wieder, ich spürte etwas und agierte instinktiv, griff nach
Kadeijoschs Unterarm, stützte mich auf ihn, stand auf und flüsterte:
"Jemand kommt".
Dann legte ich den Kopf nach hinten, schloss die Augen, meine Stimme war nur
ein Hauch. "Hugorio kommt."
Er war aufgestanden und starrte mich verwirrt an. Ich presste die Lippen
zusammen, dann sprach ich: "Ich will hier weg, er macht mir Angst."
"Er ist nicht hier, niemand ist hier."
Dank der Fensterfront hatte man einen perfekten Blick nach draußen. Ich starrte
ängstlich in Richtung Einfahrt und Kadeijosch folgte meinem Blick. Im nächsten
Moment kam ein magmaroter Aston Martin die Zufahrt hoch. Draußen wehte ein
leichter Wind. Der Wagen stoppte, die Fahrertüre öffnete sich, Hugorio stieg
aus. Wie beim letzten Mal trug er eine zerschlissene Jeans, er hatte sie sicher
in diesem Zustand gekauft und die Hose war gewiss nicht billig gewesen. Dazu
trug er einen blauen Pullover und eine alte Fliegerjacke. Sein Stil war am
besten durch das Wort - lässig - beschreibbar. Der Wind zerzauste ihm sein
Haar. Dieser Anblick war schon beinahe kitschig, wie in einem TV-Spot, das
perfekte Auto, der schöne Mann steigt aus, der Wind zerzaust sein Haar und er
blickt einem in die Augen. Wenn man Hugorio kannte, war es nicht nur kitschig,
sondern äußerst furchterregend. Geschmeidig joggte er über die Stiege zur
Eingangstüre und trat ein. "Kadeijosch, alter Freund verzeih, dass ich
unangemeldet vorbeischaue. Ich war gerade in der Nähe und dachte, es wäre ein
guter Zeitpunkt, alte Freunde zu besuchen."
"Hugorio, du bist mir natürlich willkommen."
Sie reichten sich die Hände wie zwei Gladiatoren im alten Rom. Sie fassten
einander mit der Hand am Unterarm, klopften sich mit der anderen Hand auf die
Schulter.
Dann fiel sein Blick auf mich. "Wir treffen uns wieder."
Er streckte mir die Hand entgegen. Ich hatte meine Hände bereits in dem
Augenblick, als er durch die Türe kam, hinter meinem Rücken versteckt.
Kadeijosch legte mir die Hand auf die Schulter. "Melanie, wir wollen doch
nicht unhöflich sein, oder?"
Hugorio öffnete den Mund, als wollte er Aha sagen. Was er sagte war: "Das
Geheimnis ist also gelüftet. Willst du mir nicht die Hand reichen?"
Resignierend streckte ich ihm meine Hand entgegen, zuvor baute ich jedoch meinen
mentalen Schutzschild auf. Diesmal gab er nicht so leicht auf. Er versuchte
meine Barriere zu durchbrechen und ich hielt ihm entgegen. Durch seine
Konzentration drückte er seine Hand etwas fester zusammen, woraufhin ich vor
Schmerz schrie. Er hatte mir mindestens einen meiner Handknochen gebrochen.
Sofort ließ er mich los und Kadeijosch hatte sich zwischen uns gestellt.
Hugorio hob seine Hände, zeigte seine Handflächen in einer Friedensgeste.
"Tut mir leid, ich wollte das nicht. Ich bin im Umgang mit Menschen und
ihrer Zerbrechlichkeit nicht geübt."
Kadeijosch war damit beschäftigt, meine Hand zu untersuchen. Michael und die
anderen stürmten in die Halle. Ich hatte immer noch die Tränen meines Schmerzes
im Gesicht, als ich Hugorio in die Augen sah. "Ich glaube dir nicht. So
ein Fehler würde dir nicht passieren. Du wolltest durch den Schmerz meine
Konzentration brechen."
Er war durch meine Aussage nicht beeindruckt. "Ich dachte, jemand mit
deinen Fähigkeiten hätte einen etwas weniger zerbrechlichen Körper. Erlaube mir
deine Verletzung zu heilen."
Er wollte nach meiner Hand greifen, aber Kadeijosch versperrte ihm den Weg. Ich
blickte Kadeijosch an, gab ihm ein Zeichen, dann streckte ich Hugorio meine
Hand entgegen.
"Du heilst mich und versuchst nichts anderes?"
Er nickte, nahm meine Hand zwischen seine. Seine Berührung fühlte sich warm an,
wurde wärmer, der Schmerz wurde weniger und verschwand. Dann zerzauste er mein
Haar. "Siehst du, so schlimm bin ich nicht."
Ich ignorierte seine Aussage, machte einige Schritte zurück. "Wenn ihr
nichts dagegen habt, ziehe ich mich nun zurück."
"Vielleicht solltest du uns noch etwas Gesellschaft leisten. Freunde, ich
habe gehört ihr konntet das Schloss meines Vaters knacken. Ich bin beeindruckt.
Wem gelang es?"
Hugorio blickte wartend in die Runde. Michael stellte sich
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