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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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ich meine Tasche hoch und versuchte an Stefan vorbeizugehen. Michael
packte mich, rannte mit mir in mein Arbeitszimmer, setzte mich auf die Couch
und kniete sich vor mich. Ich war wütend. "Du hast kein Recht mich hier
festzuhalten. Du kannst mich nicht einfach einsperren."
    "Das will ich nicht. Bitte höre mir zu, rede mit mir und wenn du immer
noch gehen willst, dann lasse ich dich."
    "Ich habe nicht ewig Zeit, fang an."
    Meine Stimme war wütend und verletzt.
    "Melanie ich mag dich. Liebe bedeutet für ein altes Wesen wie mich etwas
ganz anderes, als für dich."
    "Du liebst Kijara."
    "Du kannst nicht erwarten, dass ich mich in so kurzer Zeit in dich
verliebe und eine mehrere Jahrhunderte alte Liebe vergesse. Ich sehe sie fast
nie. Sie hat mich verlassen. Ich mag dich wirklich sehr gerne und habe auch vor
für dich da zu sein. Ich bin mit dir zusammen."
    "Ja, aber du liebst sie."
    "Melanie ich habe vor, dein Leben mit dir zu verbringen. Sich in dich zu
verlieben, wäre eine schreckliche Vorstellung. Ich würde dich doch in so kurzer
Zeit wieder verlieren. Du bist sterblich, auch wenn du ein Halbling bist. Der
Beschaffenheit deines Körpers nach zu urteilen, wirst du nicht viel älter, als
ganz gewöhnliche Menschen. Wie viele Jahre wirst du haben? hundert vielleicht.
Ich mag dich. Ich habe nie behauptet dich zu lieben. Trotzdem biete ich dir
mehr, als die meisten bekommen."
    Inzwischen weinte ich. "Das ist nicht genug. Vielleicht bekomme ich nicht
mehr und vielleicht werde ich nie jemanden finden der mich liebt, aber
versuchen kann ich es. Wie du gesagt hast, ich habe nur hundert Jahre oder so
und ich bin nicht bereit sie an jemanden zu vergeuden, der sich nach einer
anderen verzehrt."
    Michael war von meinen Worten unerwartet betroffen. Als er versuchte langsam
nach meiner Hand zu greifen, sprang ich fluchtartig auf, sagte, "du hast
versprochen mich gehen zu lassen", und rannte aus dem Haus. Er folgte mir.
"Melanie sei vernünftig, alleine bist du in Gefahr."
    "Das ist nicht mehr dein Problem."
    Ich hatte kein Recht im Selbstmitleid zu versinken. Seit ich Michael
kennengelernt hatte, hatte mir jeder gesagt, was ich für ihn war. Stur ging ich
zur Bushaltestelle, er ließ mich, folgte mir nicht. Kaum war ich eingestiegen,
fing ich noch mehr zu weinen an. Als ich ausstieg und zu meiner Wohnung rannte,
weinte ich immer noch.
    Ich hatte schon völlig vergessen, wie klein meine Garçonnière war. Ich räumte
meine Tasche aus, überschminkte die Spuren des Weinens und machte mich auf den
Weg zur Arbeit.
    Im Bus saß der Mann, den ich vor Madam Tussauds angerempelt hatte. Ich begrüßte
ihn und nahm neben ihm Platz. Verlegen fragte er auf Englisch, ob wir uns
kennen würden. Ich erinnerte ihn an unsere Begegnung. Überrascht betrachtete er
mich entschuldigend, dann rutschte er nervös am Sitz hin und her. "Ich
habe eine Freundin."
    Sein Deutsch klang gebrochen, aber war grammatikalisch völlig korrekt. Wir
saßen auf einer Doppelbank. Er hatte den Fensterplatz. So wie er sich gegen die
Scheibe drückte, um möglichst weit von mir entfernt zu sein, fürchtete ich, sie
würde jeden Moment hinausbrechen. Glaubte er, ich würde ihm die Kleider vom
Leib reißen? Als mir das Ganze zu bunt wurde, stand ich auf, entfernte mich
einige Meter von ihm und betrachtete durch ein Fenster, der ihm
gegenüberliegenden Seite, mit höchster Konzentration die Stadt. Erleichtert
eilte ich am Bahnhof aus dem Bus. Schnellen Schrittes ging ich zum Kino und
machte mich sofort an die Arbeit. Es gab nicht viel zu tun. Ich hatte also
massig Zeit, um an Michael zu denken. Es gab keine Ablenkung. Die Besucher
kauften Getränke und Naschwerk, machten unsinnige Kommentare und sprachen über
die aktuellsten Filme.
    Wieder in meiner Wohnung fühlte ich mich einsamer denn je zuvor. Wie sollte es
auch anders sein, ich hatte niemanden mehr. Meine Familienmitglieder waren
unerreichbar, meine beste Freundin war ein Vampir und Michael hatte ich eben
verloren. Es war meine Entscheidung ihn zu verlassen, aber es war das einzig
Richtige. Eigentlich hatte ich ihn nie.
    Den gesamten Freitag verbrachte ich weinend, essend und fernsehend im Bett. Ich
putzte mir die Zähne nicht, duschte mich nicht und machte mir auch nicht die
Mühe mich zu waschen. Ich vermisste Michael schrecklich und hatte das Gefühl,
man hätte mir ein Stück meines Herzens herausgerissen.
    Am nächsten Morgen zwang ich mich aufzustehen, mich zu duschen und zu kleiden.
Ich brauchte einige Dinge

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