Terakon
das breite
Haupthaus schlossen links und rechts zwei rechteckige nach vorne gezogene Türme
an. Das Haupthaus verfügte über ein hochgezogenes Walmdach mit großen
trapezförmigen Dachfenstern. Die zwei Türme besaßen wunderschöne Glockendächer
mit je einem nach vorne ausgerichteten Fenster, das sich der Form des Daches
anpasste. Die Wände der Gebäude waren in einem von Gelb bis Dunkelorange
wechselnden schimmernden Farbton gestrichen. Im Licht der aufgehenden Sonne
erstrahlte das gesamte Gebäude und die Farben verschwammen tanzend ineinander.
Es hatte etwas Magisches und wahrscheinlich war auch Magie für das Farbenspiel
der Hausoberfläche verantwortlich. Vor dem Haus erstreckte sich ein großer
Garten, in dessen Mitte ein wunderschöner Teich lag. Auf der großen Grünfläche
standen kunstvoll geschnittene Zierbäume und bezaubernde kleine Marmorbrunnen
mit wasserspeienden Kolibris, Delphinen und Feen. Diesem Garten war der Herbst
nicht anzusehen. Mit den ersten Sonnenstrahlen öffneten sich die Blüten der
Wasserrosen und der majestätische Apfelbaum am Teich stand in voller Blüte.
Eine von schönen Blumenbeeten umgebene Kopfsteinpflasterstraße führte zu den
Stallungen links hinter dem Herrenhaus. Es war, als würde man in eine
Märchenwelt eintauchen. Meine Faszination ließ mich meine Universitätssorgen
und meinen daraus resultierenden Ärger auf Michael vergessen. Ich stieg staunend
aus dem Auto und fiel Michael strahlend vor Begeisterung um den Hals. Von
meinem Glücksgefühl angesteckt legte er seine Arme um meine Hüfte, hob mich
hoch, drehte mich im Kreis und ließ mich langsam seinem Körper entlang
hinuntergleiten. Nach diesem kurzen Moment war die zuvor präsente Müdigkeit aus
seinem Gesicht wie weggefegt – wie faszinierend. Während wir händehaltend auf
das Gebäude zugingen, musste ich jeden Impuls meines Körpers unterdrücken, um
nicht lachend wie ein kleines Kind voranzuspringen. Freudestrahlend warf ich
einen Blick nach hinten. Unsere zwei Weggefährten folgten uns mit etwas
Abstand. Sie unterhielten sich eifrig. Ich hörte Philippe: "So, wie die
Kleine ist, werden wir auch ohne uns etwas zu nehmen, nicht verhungern."
Über was die Beiden wohl sprachen?
Über dem bogenförmigen Eingangstor hing ein verwittertes, in Stein gemeißeltes
Wappen. Wir durchschritten lange Gänge und gelangten mit einem Lift in das
oberste Stockwerk. Michael führte mich in eines der Zimmer. Ich würde es eher
als Suite bezeichnen. Durch einen großen Wohnbereich kam man in ein
komfortables Schlafzimmer mit einem überdimensionalen Himmelbett. Der
Wohnbereich war mit einer großen Wohnlandschaft, einem riesigen Plasmafernseher
und einem vollen Kühlschrank ausgestattet. Allein dieses Zimmer war größer als
meine gesamte Wohnung. Das faszinierendste für mich war das luxuriöse
Badezimmer mit seinem großen Whirlpool. Ich war damit beschäftigt, mir die
Suite bis ins kleinste Detail anzusehen und zu würdigen. Ich wusste es zu schätzen,
dass Michael mir die Zeit dazu gab und sich scheinbar sogar mit mir freute. Als
ich mit meiner Besichtigung fertig war, sagte er: "Du warst beinahe die
ganze Nacht wach, also solltest du zusehen, dass du etwas Schlaf bekommst.
Anschließend, wenn du wieder wach und fit bist, müssen wir uns
unterhalten."
Ich lächelte müde und nickte. Bevor er die Suite verließ, wandte er sich noch
einmal um. "Bleib bitte im Zimmer, bis ich wieder komme."
Dann war er verschwunden. Wie versprochen, war bereits alles, was ich
benötigte, vorhanden. Im Badezimmer gab es Zahnbürsten, Handtücher,
Schminkutensilien von der edelsten Sorte und vieles mehr. Ich duschte mich und
putzte mir die Zähne. Im Kasten fand ich einen blauen Seidenpyjama, in exakt
meiner Größe. Ich hatte ihn bereits angezogen als jemand an die Tür klopfte. Es
war ein Arzt. Michael hatte ihn geschickt. Er versorgte die Wunde an meinem
Hals und verabschiedete sich. Bevor ich mich genussvoll in das große
wohlriechende Bett legte, erledigte ich noch schnell einen Anruf.
Gegen vier Uhr nachmittags wurde ich wach. Michael erwartete mich bereits im
Vorzimmer. Ich streckte mich, setzte mich neben ihn auf die braune Ledercouch
und betrachtete ihn aufmerksam. "Du wolltest mit mir etwas
besprechen."
"Bevor wir heute an den Festlichkeiten teilnehmen, solltest du ein paar
Dinge wissen. Offiziell bist du meine Freundin, daher teilen wir uns dieses
Zimmer. Nicht, weil ich dich zu etwas nötigen möchte, sondern zu deinem
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