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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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schnörkeligen Zeichen verzierten Flügeltüren auf unseren Einlass
warteten, wurde ich nervös.
    Die Flügel wurden langsam geöffnet und vor mir erstreckte sich ein
langgezogener Raum mit einer nach Süden ausgerichteten Fensterfront. Der breite
Gang der durch die Mitte des Raumes führte endete an einem Podest, auf welchem
ein massiver Holzstuhl stand. Dort saß ein junger Mann. Rein optisch war er
nicht älter als Michael. Seine blonden, lockigen Haare betonten sein
außergewöhnlich symmetrisches Gesicht und seine markante Nase machte sein
Aussehen erst interessant. Die Ähnlichkeit zwischen Michael und diesem
Unbekannten verriet, dass es sich um Michaels Vater Martellius handelte. Im
ersten Moment war ich zwar überrascht, wie jung er aussah, aber was hatte ich
erwartet? Wenn Michael nach mehr als hundert Jahren nicht älter aussah als ich,
tat es sein Vater natürlich auch nicht.
    Links und rechts vom Gang standen oder saßen elegant gekleidete
Persönlichkeiten. Michael geleitete mich nach vorne, wo ich meinen Kopf
vorbildlich neigte um seinem Vater die geforderte Ehrerbietung
entgegenzubringen. Sein Vater ergriff mit einer autoritären Stimme das Wort.
"Ist das der Mensch, dem besondere magische Fähigkeiten nachgesagt
werden?"
    Michael antwortete respektvoll: "Ja Mylord."
    Als ich Martellius Stimme fragen hörte: "Mensch, welche Art der Magie wird
von dir praktiziert?", hob ich zum ersten Mal den Kopf. Seine unglaublich
schönen braunen Augen blickten wohlwollend und väterlich in die meinen.
Jegliche Nervosität verschwand und ich antwortete wahrheitsgemäß. "Weder
praktiziere ich Magie, noch habe ich spezielle magische Kenntnisse."
    Er machte ein überraschtes Gesicht. "Ist das so? Dann sollten wir unsere
Zeit nicht mit dir verschwenden."
    "Ich bin ganz Ihrer Meinung."
    Einer der im Publikum sitzenden Männer ergriff das Wort. "Mylord, wie wir
alle wissen, war ein einflussreicher Vampir an diesem Menschen interessiert. Er
machte unserer Gemeinschaft ein äußerst lukratives Angebot. Michael lehnte es
mit der Begründung, der Mensch wäre zu wertvoll, er hätte zwei Vampire von
einem Fluch befreit, ab. Es ist unmöglich, dass ein Mensch ohne besondere
magische Kenntnisse dies bewerkstelligen könnte. Ich beschuldige daher Michael
der Irreführung des Rates."
    Im ganzen Raum waren entsetzte Laute zu hören. Michael war meinetwegen in
ernsten Schwierigkeiten. Er hatte mich davor bewahrt, das Eigentum eines
Vampirs zu werden. Ich erkannte, dass seine Behauptung, mich zu schützen, keine
Lüge war. Michael reagierte erstaunlich gelassen auf die Anschuldigung des
Fremden. "Ich habe wahrheitsgemäß berichtet, was in Salzburg vorgefallen
ist. Da dieser Mensch mein Eigentum ist, war es mein Recht, das Angebot
abzulehnen."
    So leicht ließ der Mann aus dem Publikum nicht locker. "Ich fordere Konsequenzen.
Ein so bedeutendes Angebot ohne objektive Gründe auszuschlagen, kommt einem
Verrat gleich."
    In diesem Moment wurde mir eines klar, nicht ich war der Anlass für die
Differenzen zwischen diesem Mann und Michael, sondern lediglich der neueste Vorwand,
einen alten Streit fortzuführen. Dieser Mann wollte Michael schaden, mit
welcher Begründung war ihm egal. Seinem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck nach
dachte er, eine Möglichkeit gefunden zu haben. Ich wurde nicht dazu erzogen,
meine Freunde im Stich zu lassen, also ergriff ich das Wort. "Edler Rat,
wie bereits erwähnt, praktiziere ich keine Magie und verfüge auch nicht über
magische Kenntnisse. Es entspricht jedoch der Wahrheit, dass ich geholfen habe,
zwei Vampire von einem Bann zu befreien. Schafft dieser Mann es, mich magisch
seinem Willen zu unterwerfen, werde ich mich aus freien Stücken zu dem besagten
Vampir begeben und somit, wie ich hoffe, den Frieden im Rat wieder
herstellen."
    Michael hatte versucht, mich durch einen Händedruck zu stoppen, doch es gab
kein Zurück. Der Mann lachte laut und selbstgefällig, dann kam er zu mir. Er
sah mir in die Augen, murmelte etwas und befahl mir, mich zu setzen. Frech
grinsend sagte ich: "Nein danke, ich stehe lieber."
    Etwas ärgerlich versuchte er es erneut, aber ohne Erfolg.
    "Es scheint, als könnte dieser Mensch unserer Aufmerksamkeit doch würdig
sein. Wenn alle damit einverstanden sind, schlage ich vor, dass wir zum
nächsten Punkt übergehen. Nikelaus sind alle Fragen zu deiner Zufriedenheit
beantwortet?" Martellius war aus gutem Grund der Vorsitzende. Wenn er
sprach, herrschte ihm Saal Totenstille. In

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