Terakon
wöchentlichen Lernsession.
"Aufdringliches Verhalten, Melanie?"
Michael zog meinen Namen vorwurfsvoll in die Länge. Oh je, das hatte ich ja
absichtlich bei meinen Ausführungen vergessen. Verlegen und schuldbewusst
erzählte ich ihm eine abgeschwächte Version von dem, was zwischen Andreas und
mir vor der Pizzeria passiert war. Ohne dass ich gefragt hatte versprach er,
ihn nicht zu verletzen. Stefan kam ins Zimmer und warf Michael einen
vielsagenden Blick zu. Dieser war sofort auf den Beinen, küsste mich und folgte
seinem Sohn aus dem Raum. Den restlichen Tag war ich alleine. Die Zeit nutzte
ich, um für die Uni zu arbeiten. Meine Aufgaben für das Montagsseminar sendete
ich meinem Professor per Email. Irgendwann nach Mitternacht leistete mir
Michael im Bett Gesellschaft. So wie er mich weckte, war ich darüber nicht
verärgert.
Am nächsten Morgen hörte ich jemanden in der Küche. Ich dachte es wäre Michael
und eilte noch in meinem Pyjama nach unten. In der Küche war eine Frau um die
fünfzig damit beschäftigt aufzuräumen. Sie sah mich missbilligend an. Zugegeben
mein Pyjama war vielleicht etwas zu durchsichtig für ihren Geschmack, denn ihr
gesamtes Erscheinungsbild war durch ein Wort beschreibbar, bieder. Wie sich
herausstellte, war sie Michaels Haushälterin, Magda. Sie putzte das Haus, wusch
seine Kleidung, erledigte seine Einkäufe und kochte hin und wieder, wenn er es
wünschte. Scheinbar sollte sie diese Woche für mich kochen und dafür sorgen,
dass genug Nahrung im Haus war. Gewohnt diese Dinge selbst zu tun, versuchte
ich sie von diesem Vorhaben abzubringen. Ohne Erfolg, um Punkt zwölf wurde mir
ein Gemüseauflauf serviert. Sie achtete sogar darauf, dass ich aß. Ich musste
mit Michael unbedingt darüber sprechen.
Zimmer für Zimmer betrachtete ich das gesamte Gebäude. Insgesamt zählte ich
zwanzig Schlafzimmer mit integriertem Bad. Zwei Arbeitszimmer, sechs Wohnzimmer
oder Aufenthaltsräume wenn man das so wollte, mehrere Toiletten, eine Küche,
den Wellnessbereich und eine Art Fitnessanlage. Einen Teil des
Wellnessbereiches kannte ich bereits. Wie sollte das die arme Frau alles
putzen. Doch scheinbar war sie nicht alleine. Ich hatte Skrupel, ohne zu fragen
das Schwimmbad, den Whirlpool oder die Fitnessgeräte zu benutzen, daher
verbrachte ich den restlichen Tag lernend. Magda brachte mir ständig Getränke
und Snacks. Es war keine Wäsche zu waschen, kein Essen zu kochen, kein Geschirr
zu spülen, nichts was man normalerweise in einem Haushalt zu tun hatte. Die
einzige vernünftige Beschäftigung, die ich finden konnte, war lernen.
Als Michael endlich nach Hause kam, stürmte ich ihm entgegen und redete auf ihn
ein. Ich war so glücklich ihn zu sehen, ein wenig Abwechslung zu haben. Ich
umarmte ihn und weigerte mich ihn wieder loszulassen. Mein Verhalten belustigte
Michael. "Melanie, es war doch nur ein Tag."
Ich drückte mich noch fester an ihn: "Ein langer Tag."
Kopfschüttelnd streichelte er mir die Wange: "Du wirst noch einige Tage
festsitzen."
"Ist das wirklich nötig. Ich könnte mir einen Pfefferspray kaufen."
"Wir sprechen nicht von Hunden."
"Von was sprechen wir dann?"
"Dir das zu verraten, widerspricht meiner Natur."
Nicht wissend was er meinte, blickte ich ihn fragend an.
"Du bist gerade glücklich, euphorisch mich zu sehen, fühlst dich sicher,
kurz, der Traum jedes Peri. Deine Frage zu beantworten bedeutet, dich zu
verängstigen und den Moment zu zerstören."
Nach einer kurzen Pause bemerkte er: "Siehst du, du bekommst bereits
Angst."
"Michael, raus mit der Sprache!"
"Werwölfe."
An dem Tag, als ich erkannt hatte, dass es Vampire gab, hatte ich mir schon gedacht,
dass die Werwölfe nicht weit sein würden. Ich würde wohl oder übel die nächsten
Tage im Haus festsitzen. Da blieb nur noch eine Frage offen. "Darf ich
schwimmen gehen?"
"Wie bitte?"
"Ich nehme an, es gibt nichts was ich tun könnte, um mich gegen Werwölfe
zu verteidigen. Also wenn ich im Haus festsitze, darf ich das Schwimmbecken
verwenden?"
"Warum fragst du überhaupt? Das ist jetzt auch dein Zuhause."
"Ich darf also tun und lassen was ich will?"
Er nickte: "Wenn du etwas benötigst, wird es dir Magda besorgen."
"Michael könntest du bitte mit ihr sprechen und ihr klar machen, dass ich
selbst für mich sorgen kann. Sie meint es gut, aber das Einzige was heute noch
gefehlt hat war, dass sie mich füttert."
"Ungeschminkt siehst du sehr jung aus. Sie hat mich heute in der Arbeit
angerufen und
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