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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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groß wie das Exemplar in den Mangroven. Das Tier hatte sich auf einem Trümmerhaufen zusammengerollt. Prabir spürte, wie seine Knie bei diesem Anblick butterweich wurden, aber er wollte nicht, dass es unnötigerweise getötet wurde.
    »Vielleicht können wir ihm ausweichen«, schlug er vor. »Oder ihn mit Knüppeln vertreiben.«
    Grant schüttelte den Kopf. »Unter normalen Umständen würde ich Ihnen zustimmen, aber im Augenblick können wir uns keinen Ärger erlauben.« Sie hob das Gewehr. »Treten Sie beiseite und halten Sie sich die Ohren zu.« Sie dirigierte den Stecknadelkopf aus Laserlicht genau zwischen die Augen der Schlange und schoss ihr den Kopf weg. Fetzen aus weißem Schimmelpilz regneten von der Decke. Der enthauptete Körper der Schlange zuckte und richtete sich in Angriffshaltung auf. Dabei entrollte er sich teilweise und offenbarte ein Gelege aus faustgroßen, blauweißen Eiern.
    Grant hielt die Lampe, während Prabir den Unrat durchstöberte. Es war eine mühselige Arbeit, und die feuchte Luft über den verwesenden Blättern raubte ihm den Atem. Als er den Metallfuß des Mikroskops seines Vaters fand, konnte er nicht länger vortäuschen, dass er völlig beherrscht war, und ließ zu, dass ihm Tränen der Trauer und Scham über das Gesicht liefen.
    Er wusste, was er getan hatte. Er wusste, warum er die Puppe vergiftet hatte, er wusste, was er hatte verbergen müssen.
    Er hatte sie getötet. Er hatte das Flugzeug zur Insel gebracht. Er hatte die Minen gebracht.
    Es war zu viel für ihn. Er konnte es nicht ertragen, in dieses Licht zu starren – aber er hatte die Kraft verloren, um weiterhin den Blick abzuwenden. Alle Lügen, die er als Schutzschild um sich herum errichtet hatte, waren jetzt durchsichtig geworden. Er musste zulassen, dass es ihn zerschmolz, dass es ihn verbrannte.
    Er war entschlossen, zuerst nach den Präparaten zu suchen; sie waren das Einzige, das er möglicherweise noch bergen konnte. Grant fragte ihn nicht mehr, ob er sich ausruhen wollte oder ob sie ihn ablösen sollte. Käfer und Spinnen ergriffen die Flucht, als er mit den Händen in die Blätter griff, immer wieder.
    Er zog einen Block aus leichtem, kühlem Kunststoff hervor, dreißig Zentimeter groß und völlig verschmutzt. Er wischte ihn an seiner Jeans sauber. Es war ein erwachsener Schmetterling, eingegossen in eine Art Kunstharz. Und es war ein zwanzig Jahre altes Tier mit den konzentrischen grün-schwarzen Streifen.
    Grant sagte etwas Aufmunterndes. Prabir nickte dumpf. In den Kunststoff war ein Strichcode eingraviert; jegliche Pigmentierung war verschwunden, aber die Kanten fühlten sich immer noch scharf an, der Code war immer noch lesbar. Ohne entsprechende Computeraufzeichnungen war nicht allzu viel mit den Zahlen anzufangen, aber wahrscheinlich waren es nur Seriennummern. Er suchte an derselben Stelle weiter, bis seine Finger auf einen weiteren Block stießen.
    Sie verließen die Hütte mit zwölf konservierten Schmetterlingen: acht ausgewachsene Tiere und vier Raupen. Prabir blickte sich um und versuchte sich zu orientieren.
    Dann wandte er sich an Grant. »Sie können jetzt meinetwegen zum Schiff zurückkehren. Ich komme etwas später nach.« Er reichte ihr seinen Rucksack, in dem sich die Präparate befanden. Sie nahm ihn an, blieb aber bei ihm und schien auf eine Erklärung zu warten.
    »Ich möchte das Grab meiner Eltern aufsuchen«, sagte er.
    Grant nickte verständnisvoll. »Soll ich nicht lieber mitkommen? Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber es wäre besser, wenn wir Vorsicht walten lassen.«
    Prabir zog sich das T-Shirt über den Kopf und wischte sich damit das Gesicht ab. Dann verbarg er darunter seine Hand, mit der er den Minendetektor ausschaltete. Er bemühte sich um einen angemessenen maskenhaften Gesichtsausdruck.
    »Bitte«, sagte er. »Was glauben Sie, wie viele Schlangen von dieser Größe in der näheren Umgebung leben können? Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Sie sollten lieber mit der Arbeit an den Proben beginnen. Ich möchte hier nur für ein paar Minuten allein sein.«
    Sie zögerte.
    »Ist das zu viel verlangt?«, fragte er. »Ich habe alles für Sie getan, worum Sie mich gebeten haben. Könnten Sie vielleicht ausnahmsweise etwas Rücksicht auf meine Gefühle nehmen?«
    Grant neigte einsichtig den Kopf. »Einverstanden. Tut mir Leid. Dann sehen wir uns auf dem Schiff.« Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg durch den Kampung.
    Prabir schlug die Richtung ein, in der er

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