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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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die Vorratshütte vermutete. Aber er konnte sich nicht auf sein Gedächtnis verlassen, er musste sich vergewissern. Auch hier fehlte die Tür; er zwängte sich durch die Ranken. Als sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah er die zwei Schwimmwesten an der Wand hängen.
    Er verließ die Hütte und ging zum Garten.
    Plötzlich verkündete das Gerät an seinem Gürtel: »Mine in siebzehn Metern! Mine in siebzehn Metern!« Er blickte nach unten: Ein roter Pfeil blinkte auf der Oberfläche des Instruments und zeigte auf die Gefahrenquelle. Er bewegte den Hauptschalter ein paarmal hin und her, was jedoch nicht die geringste Auswirkung hatte. Man konnte das verdammte Ding überhaupt nicht ausschalten. Er hatte nur erreicht, dass es keine Energie mehr vergeudete, indem es ständig in beruhigendem grünem Licht schimmerte.
    Er hörte, wie Grant aus einiger Entfernung seinen Namen rief.
    Prabir zog sich zurück, bis der Detektor verstummte, dann rief er in leicht genervtem, aber unbesorgtem Tonfall: »Alles in Ordnung! Ich wusste, dass es hier Minen gibt! Der Detektor funktioniert, und ich werde genügend Abstand halten! Ich komme schon zurecht!«
    Nach einer längeren Pause gab sie widerstrebend zurück: »Okay. Wir sehen uns auf dem Schiff.«
    Er wartete ein paar Minuten, bis er davon ausgehen konnte, dass sich Grant weit genug entfernt hatte, dann löste er den Detektor vom Gürtel und warf ihn auf den ehemaligen Zentralplatz des Kampungs. Er hatte sich die Richtung gemerkt, die das Gerät angezeigt hatte. Er war ziemlich müde, aber zur Zeit gab es für ihn nichts weiter zu tun. Er drehte sich um und marschierte los.
    Etwas Spitzes drang in seine rechte Schulter. Er spürte, wie die Stelle zuerst kalt, dann taub wurde. Er griff nach hinten und zog etwas heraus. Es war ein Betäubungspfeil.
    Er wusste nicht, ob er lachen oder aus Verzweiflung weinen sollte. Er sah sich um, aber er konnte Grant nirgendwo sehen. Er rief: »Ich wiege siebzig Kilo. Wenn Sie nachrechnen, erkennen Sie sofort, dass Sie nicht genug haben.«
    »Ich kann Ihnen auch ein Loch ins Knie schießen, wenn es sein muss«, rief sie zurück.
    »Und was wollen Sie damit erreichen? Dass ich verblute und langsam krepiere?«
    Grant zeigte sich. Sie war mindestens zwanzig Meter entfernt. Selbst wenn sie in der Lage war, ihn zu Boden zu werfen, könnte sie ihn nur mit einer Kugel davon abhalten, zur Mine zu gelangen.
    »Vielleicht würde ich das Risiko eingehen«, sagte sie.
    »Gehen Sie zurück aufs Schiff!«, flehte er sie verärgert an.
    »Warum tun Sie das?«
    Prabir rieb sich die Augen. War das nicht offensichtlich? Sprachen die Beweise nicht eine deutliche Sprache?
    »Ich habe sie getötet«, sagte er. »Ich habe meine Eltern auf dem Gewissen.«
    »Ich glaube Ihnen nicht. Wie?«
    Er starrte sie verzweifelt an. Er war bereit, alles zu gestehen, aber es würde eine langsame Folter werden. »Ich habe jemandem eine Nachricht geschickt. Einer Frau in New York, einer Historikerin, die ich über das Netz kennen gelernt habe. Aber ich gab vor, mein Vater zu sein, und was ich sagte, klang so, als wäre er ein Anhänger der ABRMS. Die Indonesier müssen es mitgelesen haben. Deshalb flogen sie zur Insel und warfen hier die Minen ab.«
    Grant dachte darüber nach. »Warum haben Sie sich als Ihr Vater ausgegeben?«
    »Er wollte nicht, dass ich irgendjemand mein wahres Alter verrate. In diesem Punkt war er regelrecht paranoid – vielleicht hat er als Kind etwas Unangenehmes erlebt. Aber ich wusste nicht, wie ich mich als jemand anderer ausgeben sollte, und ich wusste nicht, wie ich gar nichts sagen konnte.«
    »Okay. Aber Sie können doch gar nicht wissen, ob die Nachricht abgefangen wurde! Vielleicht sollten die Minen sowieso abgeworfen werden. Vielleicht ging es nur um Luftüberwachung, um Aktionen von Rebellengruppen in der Umgebung, um gezielte Desinformation durch irgendwen. Es ist ohne weiteres möglich, dass es überhaupt nichts mit Ihnen zu tun hat!«
    Prabir schüttelte den Kopf. »Selbst wenn das wahr ist: Ich habe gehört, wie das Flugzeug die Insel überflog, und ich habe sie nicht gewarnt. Und es war meine Aufgabe, den Garten zu jäten, aber ich bin stattdessen schwimmen gegangen. Wenn ich sie nicht dreimal getötet habe, dann eben nur zweimal.«
    »Sie waren damals neun Jahre alt!«, entgegnete Grant. »Sie haben vielleicht etwas Dummes getan, aber getötet wurden sie durch das Militär. Glauben Sie wirklich, dass Ihre Eltern Ihnen die

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