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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Schuld geben würden?«
    »Ich war neun, aber ich war keineswegs dumm. Als ich die Nachricht abschickte, wusste ich genau, was ich getan hatte. Aber ich hatte zu viel Angst, es ihnen zu sagen. Ich war so voller Schuld, dass ich einen der Schmetterlinge vergiftete, um mich selbst zu täuschen. Um mich zu überzeugen, dass ich deswegen ein schlechtes Gewissen hatte.«
    Grant zögerte und suchte nach einem Ausweg. Aber sie musste einfach erkennen, dass es keinen gab.
    »Ganz gleich, wie sehr es schmerzt«, sagte sie, »wenn Sie achtzehn Jahre lang damit leben konnten, werden Sie es auch weiterhin schaffen.«
    Er lachte. »Wozu? Welchen Sinn sollte es haben? Madhusree braucht mich nicht mehr. Wissen Sie, warum ich ihr nachgereist bin? Warum ich sie bis hierher verfolgt habe? Ich hatte Angst, dass sie es herausfinden könnte. Ich hatte Angst, dass sie hier etwas findet, das ihr verrät, was ich getan habe. Ich wollte sie gar nicht beschützen. Ich wollte sie nur davon abhalten, die Wahrheit zu erkennen.«
    »Und wie soll ich ihr erklären, wie ihr Bruder zu Tode gekommen ist?«
    »Ein Unfall.«
    »Ich werde mich nicht des Meineides schuldig machen. Es wird eine offizielle Untersuchung geben, dann käme alles ans Tageslicht.«
    »Wollen Sie mich jetzt erpressen?«
    Grant schüttelte ruhig den Kopf. »Ich sage Ihnen nur, was geschehen wird. Es ist keine Drohung, sondern nur eine Schilderung der Tatsachen.«
    Prabir schlug die Hände vors Gesicht. Diese Aussicht erschien ihm unerträglich, aber vielleicht würde es Madhusree helfen, seinen Tod zu überwinden, wenn sie verstand, dass sie ihm nichts schuldig war. Er hatte nicht aus Liebe zu ihr oder aus irgendeinem Pflichtgefühl gegenüber ihren Eltern gehandelt. Er hatte nicht einmal ihre gemeinsamen Gene beschützt. Alles, was er jemals für sie getan hatte, war nur geschehen, um sein Verbrechen zu verschleiern.
    Er drehte sich um und ging los, in Richtung des Minenfelds. Grant rief etwas, aber er hörte nicht auf sie. Ein Hagel aus Pfeilen prasselte in seinen Rücken; nach dem vierten oder fünften hatte er jegliches Gefühl verloren und konnte sie nicht mehr zählen. Er fühlte sich ein wenig benommen, aber es konnte ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen. Grant hatte keine Chance, ihn rechtzeitig einzuholen.
    Er spürte ein Stechen an seinem rechten Bein, als würde ein scharfes, heißes Messer über die Haut gezogen. Er verlor das Gleichgewicht, eher durch die Überraschung als die Wucht der Kugel, und stürzte seitwärts ins Unterholz. Mit gelähmten Schultern hatte er nun keine Kraft mehr in den Armen – er konnte sich nicht mehr aufrichten, er konnte nicht einmal kriechen.
    Eine Minute später hockte Grant neben ihm und zupfte die Pfeile heraus, dann half sie ihm beim Aufstehen. Die Wunden, die ihm die Stacheldrahtsträucher zugefügt hatten, bluteten fast genauso heftig wie der Streifschuss am Bein.
    »Kommen Sie jetzt mit aufs Schiff?«, fragte sie.
    Prabir sah sie an. Er empfand weder Wut noch Dankbarkeit. Aber sie hatte ihm jeden Schwung genommen und die Angelegenheit so sehr kompliziert, dass es absurd gewesen wäre, ihr weiterhin Widerstand zu leisten.
    Absurd und überwältigend egoistisch.
    Er schwieg eine Zeit lang, während er versuchte, die Tatsachen zu verarbeiten. Dann sagte er: »Ich würde hier gerne noch etwas erledigen, wenn Sie erlauben. Aber dazu brauchen wir Werkzeug, und ich muss warten, bis die verdammte Betäubung nachgelassen hat.«
    *
    Am Nachmittag kehrten sie in den Kampung zurück. Sie hatten eine Kettensäge und einen Vorschlaghammer dabei. Grant zersägte Äste zu meterlangen Pfählen, die Prabir in den Boden trieb, bis ein kleiner Zaun den verminten Garten umgab. An jede Seite nagelte er Warnschilder, in sechs verschiedenen Sprachen, nachdem er die Botschaft von seinem Notepad hatte übersetzen lassen. Die Wahrscheinlichkeit war äußerst gering, dass sich Fischer so tief in den Dschungel vorwagten, aber wenn die nächste Biologengruppe eintraf, wäre es ein kleiner zusätzlicher Schutz.
    »Wollen Sie eine Tafel aufstellen?«, fragte Grant.
    Prabir schüttelte den Kopf. »Keine Gedenkstätte. Das hätten sie niemals gewollt.«
    Grant war nun bereit, ihn eine Weile allein zu lassen.
    Prabir stand am Zaun und versuchte sie sich vorzustellen, Arm in Arm, in den besten Jahren, mit einer Lebenserwartung eines weiteren halben Jahrhunderts. Wie sie sich bis zum Ende liebten, bis zum Ende arbeiteten, wie sie noch die Geburt ihrer Ururenkel

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