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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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eine. »Okay. Komm jetzt!«
    »Ich werde mich ganz nach hinten setzen.«
    »Du willst dich bloß vor dem Rudern drücken.«
    Prabir kletterte über die Reling und stieg ins zweite Dinghi. Er befürchtete, dass es einen gefährlichen Tiefgang erreichte, aber die luftgefüllten Kammern verliehen ihm sehr viel Auftrieb, sodass sich sein zusätzliches Gewicht kaum auswirkte. Da Flut war, schien Madhusree einfach über das untergetauchte Riff hinweggerudert zu sein, ohne sich die Mühe zu machen, nach einer geeigneten Durchfahrt zu suchen.
    Dann legte sie sich in die Riemen und nahm Kurs auf das offene Meer. »Erinnerst du dich noch an Orr aus Catch 22?«, fragte sie gut gelaunt. »Er ist mit einem Gummiboot bis nach Schweden gerudert.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Er hatte ihr das Buch zum elften Geburtstag geschenkt. »Aber ich denke, wir sollten in Yamdena einen Zwischenstopp einlegen und versuchen, einen Platz in einem etwas seetauglicheren Gefährt zu ergattern.«
    »So sieht der Plan aus. Ich möchte die Arafura-See nur ungern in diesen Dingern überqueren.«
    Prabir schwieg eine Weile, dann fragte er: »Bist du wütend auf mich?«
    Madhusree lachte. »Wie könnte ich wütend auf dich sein? Ich besitze nicht nur das erste für echt befundene Exemplar eines Säugetiers von Teranesia, ich habe obendrein exklusiven Zugang zu all seinen biochemischen Daten. Damit habe ich meinen Doktor so gut wie in der Tasche.« Sie sprach weiter, ohne mit dem Rudern innezuhalten. »Wir hätten die ganze Sache völlig anders angehen sollen. Es wäre besser gewesen, wenn du an der Expedition teilgenommen hättest, wenn wir von Anfang an alles offengelegt hätten. Aber jetzt spielt es keine Rolle mehr. Die Arbeit unserer Eltern ist öffentlich anerkannt, und irgendjemand wird sie zu Ende führen. Damit bin ich völlig zufrieden.«
    Sie hatten das Riff hinter sich gelassen, aber man würde sie vom Strand aus immer noch mühelos erkennen können. Madhusrees Arme zitterten unter der Anstrengung, schließlich war sie mehrere hundert Meter geschwommen, bevor sie die Aufgabe des Ruderns übernommen hatte.
    »Lass uns tauschen«, sagte Prabir. »Ich werde eine Weile rudern.«
    »Einverstanden.«
    Sie schwammen von einem Dinghi zum anderen, was leichter war als zu springen, ohne versehentlich auf etwas zu landen, das womöglich zerbrechlich war. Prabir übernahm die Ruder und verfiel in einen gleichmäßigen Rhythmus. Die Leere, die sie umgab, die nutzlosen Sterne, der Kreis aus mondbeschienenem Wasser, der den Booten folgte, all das war genauso wie vor achtzehn Jahren.
    Er bemühte sich, in der Gegenwart zu bleiben. »Wie viele Leute verstecken sich im Dschungel?«
    »Jetzt sind es zehn.«
    »Und wovon wollen sie sich ernähren?«
    »Es ist nicht allzu schwierig, Lebensmittel aus dem Lager zu schmuggeln. Außerdem haben wir bereits eine Nachricht nach Ambon geschickt; die Lage dürfte sich also in einigen Tagen geklärt haben. Wie ich es verstanden habe, läuft es darauf hinaus, dass einige Diplomaten ihre Kollegen daran erinnern, dass sie ihnen noch einen Gefallen schuldig sind, bis eine der größeren Hilfsorganisationen in West-Papua einverstanden ist, die Muskeln spielen zu lassen. Ich weiß, das klingt furchtbar umständlich, aber es ist wahrscheinlich viel sicherer, als von Ambon ein Kriegsschiff in See stechen zu lassen.«
    »Ja. Kannst du noch irgendetwas auf dem Strand erkennen?«
    Madhusree hatte ein Fernglas mitgenommen. »Der Typ liegt immer noch da, wo er in den Sand geplumpst ist.« Kichernd fügte sie hinzu: »Und er leuchtet immer noch mit normaler Körpertemperatur.«
    »Ich habe niemals angenommen, dass du sie getötet hast!«, protestierte Prabir.
    »Du bist ein schlechter Lügner.«
    »Martha hätte es vielleicht getan. Aber nicht du.«
    »Du meinst, ich würde mich nicht für Kampfeinsätze eignen?« Madhusree klang enttäuscht.
    »Das hoffe ich doch!« Als sie sich zu ihm umdrehte, sah er, dass sie grinste. Sie erinnerte sich nicht mehr an den Soldaten, der langsam im Gras verblutet war. »Ich hätte dir niemals erlauben dürfen, an Muai-Thai-Kursen teilnehmen«, witzelte er. »Diese Brutalität! Die psychischen Narben wirst du nie wieder los.«
    Nach einer Weile tauschten sie ein weiteres Mal die Plätze. Prabir beobachtete die Insel mit dem Fernglas im IR-Modus und wartete, dass nicht nur der Soldat verschwand, sondern der gesamte Strand vom Dunst der Atmosphäre geschluckt wurde.
    »Du kannst den Motor

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