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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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wollen, und ließ sich nur noch von ihren Kenntnissen verblüffen.
    Plötzlich zuckte Grant zusammen. »Schon Viertel vor zehn! Ich hatte Michael versprochen, ihn während seiner Mittagspause anzurufen.«
    Prabir ging auf Deck, um ihr etwas Privatsphäre zu gewähren. Er hockte auf der Reling am Heck des Schiffes und schwankte leicht, um im Gleichgewicht zu bleiben, während er immer noch den Klang der Valiha in den Ohren hatte.
    Er wusste genau, wenn er sich den Kopf zermarterte, würde er es niemals tun. Also zog er sein Notepad heraus und tippte schnell auf drei Tasten.
    Felix grinste ihn vom Bildschirm her an. »Na, wie läuft’s?«
    Prabir zuckte die Achseln. »Zuerst war es seltsam, wieder hier zu sein, aber ich gewöhne mich daran. Was macht die Arbeit?«
    »Sie langweilt mich zu Tode. Ich bin entsetzt, dass du überhaupt danach fragst. Schon irgendein Zeichen von Madhusree?«
    »Noch nicht. Ich glaube, wir bewegen uns in dieselbe Richtung, aber letztendlich ist es reine Glückssache, ob ich sie einholen kann oder nicht.«
    Felix warf vorsichtig ein: »Ich könnte sie jederzeit anrufen und ihr sagen, dass du zu ihr unterwegs bist. Schließlich kann sie zu diesem Zeitpunkt wohl kaum von dir verlangen, auf der Stelle umzukehren, selbst wenn sie es wollte. Und vielleicht kommt sie besser damit zurecht, wenn sie vorgewarnt ist.«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.«
    »Im Vergleich wozu? Einer unverhofften Begegnung?«
    Prabir dachte ernsthaft über den Vorschlag nach. Aber warum sollte er das Risiko eingehen, es sich mit ihr zu verscherzen, solange es keinerlei Garantie gab, dass sich ihre Wege tatsächlich kreuzten? »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte er. »Wenn wir uns begegnen, regeln wir die Sache schon irgendwie. Wenn nicht, werde ich ihr alles gestehen, sobald wir nach Toronto zurückgekehrt sind. Dann wird sie nur lachen und mir auf der Stelle verzeihen.«
    Dann erzählte er von den Banda-Neira-Tauben – zumindest das, was er gefahrlos preisgeben durfte. Felix schien weder überrascht noch beleidigt, dass Prabir ihm nichts über die Ergebnisse der Sequenzenanalyse verraten durfte. Sie unterhielten sich fast eine halbe Stunde lang, bis Felix gehen musste, um den Reagenzienvorrat seines Pipettierroboters aufzufüllen.
    Als sich das Fenster schloss und Prabir aufblickte – seine Augen waren immer noch auf die Helligkeit des Bildschirms eingestellt –, fühlte er sich auf unbeschreibliche Weise entfremdet. Es war nicht nur ein Anfall von Heimweh; er war sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt etwas mit Felix zu tun hatte. Es war vielmehr die Unterbrechung der Verbindung, das verblassende Bild, der Zusammenbruch der ganzen Illusion vor seinen Augen, worauf ihm nur noch die Dunkelheit und das mechanische Schwanken des Meeres blieben.
    Er setzte sich wieder auf die Reling und sah, wie Grant in der Kabine lachte, während er darauf wartete, dass das Gefühl vorbeiging.
    *
    Sie umfuhren die Insel und erkundeten das vorgelagerte Riff mit dem Sonar, bis sie einen sicheren Zugang zu einem kleinen Sandstrand fanden. Grant ging bei einem Meter Wassertiefe vor Anker, sodass sie ans Ufer waten konnten. Prabir sah den feinen, knochenweißen Sand mit einem wohligen Schauer des Wiedererkennens, doch weder wehrte er sich gegen diese Empfindung noch versuchte er, sie auf ihren Ursprung zurückzuführen.
    Er suchte sich etwas Schatten und setzte sich, um sich die Schuhe anzuziehen, während er auf die sonnenbeschienene Wasseroberfläche blinzelte. Silber auf Türkis – dieser Anblick unterschied sich durch nichts von dem, was er tausendmal zuvor gesehen hatte. Die Erinnerung ging viel tiefer als das bloße Bild: Als er sich die Schnürsenkel zuband, spürte er ein irritierendes Behagen, eine selbstbewusste und unbefangene Körperlichkeit unter der nachlassenden Anstrengung des Marschs durch die Plantage. Einige Runden im Hafen von Banda Neira zu schwimmen, konnte kaum seine kindliche Widerstandsfähigkeit wiederhergestellt haben, aber irgendwo hatte sein Körper etwas aus der Zeit zurückbehalten, als er noch jeden Tag schwimmen gegangen war.
    »Sind Sie bereit?«, fragte Grant. Sie deutete auf den Minendetektor, der an ihrem Gürtel befestigt war. Prabir drückte die Selbsttest-Taste seines eigenen Geräts; es piepte beruhigend und zeigte ein grünes Licht, was immer das zu bedeuten hatte.
    Die gesamte Insel war mit niedrigem Dschungel bedeckt; der Boden wurde von toten Korallen festgehalten, die

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