Terra Science Fiction
mitgegeben hatte. Leblos lag sie auf seiner Brust. Sie war jetzt warm, hatte seine Körpertemperatur angenommen.
Die Puppe begann sich zu bewegen. Sie zitterte leicht, strampelte, als wolle sie sich aus der Umklammerung der Hände befreien. Harryo wurde unruhig. Sein Vater stellte vorübergehend seine Arbeit ein, blickte besorgt auf seinen Sohn.
Doch Harryo erwachte nicht. Er drehte sich nur herum, faßte die Puppe fester und träumte weiter. Erst gegen Morgen kehrte er in die Wirklichkeit zurück, aber da war alles vorbei.
Der Junge öffnete die Augen. Er spürte das Strampeln der Puppe und schlug mit einer Hand die Decke zurück. Dann schaltete er die Tagesbeleuchtung an. Er richtete sich auf und setzte sich auf den Bettrand. Und da sah er es.
Mit einem Satz war er aus dem Bett bei Mähnchen. Das Schaukelpferd lag fein säuberlich in seine Einzelteile zertrennt auf dem Fußboden mitten im Zimmer.
Harryo stieß einen Schrei aus und ließ die grüne Puppe fallen. Ohne auf sie zu achten, ergriff er den Kopf Mähnchens und drehte ihn hin und her.
»Mein Schaukelpferd«, schluchzte er, »mein Mähnchen, es ist kaputt!«
Fassungslos stand er vor den Überresten seines stolzen Reittiers. Was war mit ihm geschehen?
»Papa, Mama!« rief Harryo und eilte durch die Wohnung. Sie wurden wach und kamen unter die Tür.
»Mähnchen ist kaputt!« weinte Harryo und krallte sich in Sarhas Nachthemd.
»Weißt du, es war nötig«, flüsterte Horho. »Eines Tages wäre es für immer weggeblieben, und du auch.« Er nahm Harryo auf seine Arme und wunderte sich, wie schwer der Junge schon war. »Wir wollen dich nicht verlieren.«
»Geh in dein Bett zurück«, lächelte Sarha ihm aufmunternd zu. »Du bekommst ein neues.«
Sie brachten Harryo in das Bett zurück und überließen den Jungen sich selbst.
»Es ist richtig so«, sagte Sarha und schloß die Tür. »Es steht in dem Buch. Bollerdyke erklärte es genauso, wie wir es jetzt gemacht haben.«
Harryo verkroch sich mit dem Kopf seines Schaukelpferds in das Bett, zog die Decke über sich und weinte krampfhaft. Er zitterte am ganzen Körper.
Sie hatten Mähnchen getötet, sein geliebtes Mähnchen. Er würde es nie mehr reiten können. Nie mehr würde er Feh sehen, das nette Mädchen aus dem geheimnisvollen Park, in den Mähnchen ihn immer getragen hatte.
Der Junge schüttelte sich. In seinem Innern keimte das Bewußtsein, daß ihm Unrecht geschehen war. Sein Trotz regte sich, er ertappte sich dabei, daß er Haßgefühle gegen seine Eltern entwickelte.
»Sie sind böse!« weinte er.
Jemand zerrte an seiner Bettdecke. Er kroch darunter hervor und erkannte, daß es die kleine Puppe war, die sich rasend schnell bewegte.
»Feh?« fragte Harryo zaghaft. »Hat Feh dich geschickt, daß du bei mir bleibst? Warum lebst du plötzlich?«
Er erhielt keine Antwort. Er starrte auf die Puppe mit ihren leblosen Augen, die mit fast unsichtbaren Bewegungen über den Boden eilte und dumpf gegen die Tür rannte. Immer wieder.
Der Junge legte Mähnchens Kopf beiseite und stand langsam auf.
»Du willst hinaus«, stellte er fest und war froh, daß Feh ihm das kleine Ding mitgegeben hatte. Es würde ihn ein wenig über den Verlust des Schaukelpferds trösten.
Harryo öffnete die Tür, und die Puppe sauste hinüber in die Küche.
Linda McInta schrie wie am Spieß. Sie sah das kleine, sich rasend schnell bewegende grüne Ding mit dem großen Küchenmesser in der Hand, das ständig auf die in ihrem Blut liegenden Körper der beiden Erwachsenen einstach.
Linda konnte sich nicht rühren, sie war wie gelähmt. Nur langsam begriff sie die Tragödie, die sich im Schlafzimmer abspielte. Sarhas und Horhos Augen waren leblos zur Decke gerichtet. Harryo lag am Boden, wie es schien unverletzt, und rührte sich nicht.
Aus den Augenwinkeln sah Linda, wie das kleine, puppenähnliche Ding innehielt und sich ihr zuwandte. Leblose Puppenaugen blickten sie unheimlich an. Dann hüpfte die Puppe auf Linda zu.
In die Großmutter kam Bewegung. Sie sprang rückwärts, riß die Wohnungstür auf und rannte schreiend auf den Gang hinaus. Hinter sich fühlte sie den raschen Schatten, spürte etwas an sich hochspringen. Sie sah noch den Stahl, der in sie eindrang, immer wieder und wahnsinnig schnell. Mit einem Seufzer sank Linda McInta in ihr Blut, das aus unzähligen Wunden floß.
Die Wohnungstür stand offen, die Leuchtschrift blinkte.
»Willkomma in Inta!« signalisierte sie.
A. E. VAN VOGT
Was
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