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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
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heute schon hier?«
    Das Mädchen schüttelte mit einem müden Lächeln den Kopf.
    »Komm, du weißt ganz genau, daß Miß Judith hier nicht mehr ißt, oder?«
    Er biß sich auf die Lippe. Hatte er wirklich nach Judith gefragt? Warum? Es wollte ihm beim besten Willen nicht mehr einfallen. Das Mädchen sah ihn von der Seite her an.
    »Wie fühlst du dich nach deinem Auftritt gestern abend?«
    »Gut«, antwortete er geistesabwesend.
    »Das wundert mich. Der Kerl machte mit dir, was er wollte.« Sie kicherte. »Er führte dich vor wie eine Dressurnummer. Ich dachte schon, daß er dich noch dazu bringt, auf der Bühne die Hose auszuziehen.«
    Marriott war das Thema unangenehm. Er gab ihr seine Bestellung auf. Dann, als sie gegangen war, saß er vor sich hin brütend da und dachte daran, wie er sich vor den Zuschauern zum Narren gemacht hatte – er, der letzte noch lebende Marriott. Hinterher war ihm bewußt geworden, daß alle diese Leute weit mehr Anteil am Niedergang der Marriotts zu nehmen schienen, als er selbst es tat. Er hatte sich anfangs geweigert, auf die Bühne zu gehen, doch da waren diese jungen Kerle gewesen, die ihn drängten, bis er nicht mehr ablehnen konnte.
    Marriott bekam gerade sein Frühstück, als einer von ihnen das Café betrat und ihm zuwinkte. Er erwiderte den Gruß mit einem müden »Hallo, Greg!«
    Der Zweimetermann schob sich auf einen Hocker ihm gegenüber, bestellte etwas und beugte sich ein Stück vor.
    »Das menschliche Nervensystem ist schon eine verrückte Sache, oder?«
    Marriott nickte.
    »Haben Sie diese kleine Puppe wirklich gesehen, die Sie streichelten, als ob sie tatsächlich da gewesen wäre?« bohrte Greg weiter.
    Marriott zuckte die Schultern.
    »Weiß nicht mehr. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »An gar nichts mehr?« Das klang überrascht.
    »Ich weiß nur noch, daß Blandar mich dazu aufforderte, in sein rechtes Auge zu sehen. Dann tat er etwas mit meinen Händen – denke ich.«
    »Richtig. Und er erklärte Ihnen, daß nur einer von fünf Menschen sich so auf Anhieb in Hypnose versetzen läßt.«
    »Dann bin ich wohl dieser eine«, brummte Marriott.
    Er mußte gehen. Irgend etwas drängte ihn plötzlich dazu, und es war kaum mehr als eine flüchtige Ausrede, als er etwas davon sagte, daß er zu spät zur Arbeit käme. Er trank seinen Kaffee aus, bezahlte und erreichte Clayton’s Männerbekleidungsgeschäft fünf Minuten vor neun, schloß auf und begann zu kehren. Eine Viertelstunde später erschien Pete Clayton, in seinem Gefolge mehrere Farmer. Um halb zehn stampfte der alte Clayton durch den Laden in sein Büro und blieb dort den ganzen Vormittag über, um Bücher zu überprüfen. Marriott war ganz froh darüber. Er machte sich Sorgen um Judith, und wenn der Alte hinter ihm stand und ihm über die Schulter sah, konnte er keinen klaren Gedanken fassen.
    Was, überlegte er, meinte die Bedienung in der Frühstücksstube damit, daß ich genau wüßte, daß Judith dort nicht mehr ißt?
    Er wußte es eben nicht, aber erst jetzt machte er sich darüber Gedanken. Fast kam es ihm vor, als stünde er kurz davor, eine unangenehme Entdeckung zu machen. Kurz vor elf Uhr dann unterbrach er seine Arbeit für eine Minute, um Judith in ihrem Buchladen anzurufen. Daß Pete Clayton die Stirn runzelte und ihn leicht vorwurfsvoll anblickte, störte ihn nicht. Judiths Vater meldete sich, und verblüfft registrierte Marriott die lange Pause, die auf seine Frage folgte. Dann erst hörte er leise:
    »Bist du das, Paul?«
    »Ja, Mister Garson. Ich weiß selbst nicht, warum, aber ich muß einfach den ganzen Morgen an Judith denken. Ist sie … fortgegangen?«
    Wieder Schweigen, dann wieder diese leise Stimme:
    »Hör zu, Paul, kannst du nicht besser in den Buchladen kommen? Wir können das schlecht am Telephon besprechen, aber wir müßten dringend einmal miteinander reden.«
    Die Stimme des älteren Mannes klang sehr ernst. Paul fühlte erneut dieses bedrückende Unbehagen in sich, als er antwortete:
    »Ja, natürlich, Mister Garson. Ich komme während meiner Mittagspause vorbei.«
    Für den Rest des Morgens war eine winzige Leere in seinem Kopf. Er aß ohne Appetit zu Mittag und wurde von Zweifeln geplagt. Er redete sich ein, einfach zuviel gearbeitet zu haben. Der Nachmittag verging quälend langsam, obwohl der Laden voller Kunden und Marriott jede Minute beschäftigt war. Immerhin rutschte ihm das Abendessen schon etwas besser die Speiseröhre hinunter, und nach Feierabend ging er ins Kino,

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