Terra Science Fiction
einem solchen Vorschlag aus dem Mund eines unter Hypnose Stehenden zu halten ist. Ich suchte nach einer befriedigenden Erklärung und fand keine einzige.
Nun, Mister Marriott, ich habe getan, was ich für Sie tun konnte. Um mich selbst zu schützen, habe ich Ihnen den posthypnotischen Befehl gegeben, dieses Blatt Papier zehn Minuten, nachdem Sie es gelesen haben, zu vernichten.
Ich wünsche Ihnen viel Glück!
B.
Marriott blieb vor dem Tor stehen. Es war fast schon dunkel, und die Schatten der Bäume waren lang und schwarz auf der regennassen Straße. Das Haus ragte still und tot aus dem Zwielicht. Es war einmal ein Palast gewesen, und Marriott nahm sich vor, es wieder mit altem Glanz zu erfüllen. Dazu brauchte er Geld, das er nicht besaß. Er mußte es sich beschaffen und hatte auch schon eine Vorstellung davon, wie er es bekommen würde. Der Grund und Boden, auf dem in nicht allzu ferner Zukunft das Atomkraftwerk gebaut werden würde, war noch billig zu haben. Die Zeit des Nichtstuns war für ihn vorüber. Sein Traum hatte ihm nicht nur wertvolle Informationen über das Kraftwerk geschenkt. Er dachte an die neuen Geschäftshäuser, an den Spekulationsgewinn, wenn er jetzt investierte.
Darüber hinaus sah er gute Chancen, mit Hilfe eines Anwalts nachträglich zu den Beträgen zu kommen, um die er bei seinem Landverkauf betrogen worden war. Er war nicht er selbst gewesen, und einem Kranken standen Rechte zu.
Diese Pläne reiften in ihm heran trotz allem, was Blandar ihm mitgeteilt hatte. Dann jedoch konzentrierte er sich auf das Naheliegende.
Was wird geschehen, wenn ich das Tor öffne?
Die Finger schon auf dem Gitter, zögerte er. Die Dunkelheit nahm zu. Marriott holte tief Atem – und drückte auf. Das Tor knarrte und quietschte wie gewöhnlich. Wenigstens das war noch beim alten. Marriott machte einen Schritt auf das Haus zu und preßte die Lippen aufeinander.
Was immer es sein wird, redete er sich ein, es geschieht nur in meiner Vorstellung!
Er ging weiter auf die Stufen der Veranda zu, um dann enttäuscht zu verharren. Hatte Blandar ihn getäuscht? Gab es gar keinen posthypnotischen Befehl und …?
Er hatte sich halb umgedreht, einen Fuß ein Stück angehoben. In dieser Position erstarrte er.
Ein unbekleideter Frauenkörper lag unter dem Gestrüpp neben dem Tor. Judith.
Im Halbdunkel war sie nur eine Silhouette. Jedenfalls war das Marriotts erster Eindruck. Dann jedoch sah er, daß sie leicht leuchtete. Ihr Gesicht schien von innen heraus zu glühen. In diesem unwirklichen Licht stach etwas Metallisches aus ihrer linken Brust heraus.
Der Mann, der neben ihr gelegen hatte, begann sich zu regen und stand mit verblüffender Schnelligkeit auf. Die Bewegungen waren fließend, ließen den hünenhaften, nackten Körper leicht wie eine Feder wirken – und unglaublich kräftig. Der Fremde machte einen Sprung auf Marriott zu, geschmeidig und schnell wie eine Katze.
Federnd kam er auf seinen Zehen auf. Marriott blickte in leuchtend blaue und klare Augen und ein Gesicht, das so lang und schmal war wie der ganze Körper. Alles an diesem Mann war Elan, Kraft, unbändiges Leben. Er wurde von einer Straßenlaterne beschienen – und Marriott begann im nächsten Moment, an seinem Verstand zu zweifeln.
Er hörte die Worte, die der Fremde ihm sagte, doch der Mund des Mannes öffnete sich nicht, seine Lippen blieben unbewegt. Er hörte, und auch die Botschaft war mehr als phantastisch:
»Sie tötete sich selbst und schuf dadurch ein energetisches Feld, das mich festhielt. Und so kamen wir drei zusammen – Sie, sie und ich, gefangen in einem Zeitfeld.«
Marriott konnte nichts sagen. Er fand keine Worte. Der Mund war ihm versiegelt. Diese ganze Szene und die Eröffnung des Unbekannten kamen ihm so sinnlos vor. Er hatte die Worte vernommen, aber nicht wirklich gehört. Die Nacht war ruhig. Nur von weiter Ferne drangen schwach einige vertraute Laute an sein Ohr, das Aufheulen eines Motors, der Gesang eines Nachtvogels, das leise Rauschen der Baumwipfel am anderen Ende des Gartens.
»Normalerweise«, sendete der Fremde nun abermals seine Gedankenstimme in Marriotts Bewußtsein, »akzeptiert eine Frau mich augenblicklich aufgrund meiner völligen Geisteskontrolle. Das gilt insbesondere für die Menschen in jenem frühen Stadium ihrer Entwicklungsgeschichte, die sich über die in ihrem Bewußtsein ablaufenden Prozesse nicht im klaren sind. Judith hatte mich bereits anzuerkennen begonnen, doch im kritischen Moment
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