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Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
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Stimme zu hören. »Warum hat sie das getan?«
    Wir werden ihre Beweggründe in Erfahrung bringen, Lukas. Wie es aussieht, hat sie sich zu dieser Irrsinnstat entschlossen, als die Wehen einsetzten.
    »Warum?« fragte ich dumpf. »Sie – wir alle – haben doch unser Ziel erreicht. Unsere Hoffnungen haben sich erfüllt. Dies ist das Paradies. Das war auch Wandas Meinung. Sie hat es selbst gesagt, nachdem wir den Schritt von unserer gottverdammten Erde an diesen Ort getan hatten. Welches Motiv …?« Die Stimme versagte mir, und ich fügte in Gedanken hinzu:
    Wanda hatte doch kein Motiv!
    »Wer weiß«, sagte Mudra versonnen. »Wir werden noch dahinterkommen. Komm du erst einmal zu dir, Lukas. Beruhige dich, geh in dich. Sei stark durch Prana. Um alles andere kümmern wir uns. Beschäftige du dich einstweilen damit.«
    Er drückte mir etwas Schwarzes, Kantiges in die Hand, das sich kalt und glatt – widernatürlich kalt und glatt geradezu – anfühlte. Ich starrte das Ding an, ohne es wirklich zu sehen und zu begreifen, was es darstellte.
    Erst nach und nach dämmerte mir, welche Unmöglichkeit seine Existenz überhaupt war.
    Es handelte sich ganz eindeutig um eine technische Konstruktion! Als ich das begriff, kam mir die Erinnerung an einen portablen Kassetten-Recorder. Das Kästchen war so groß wie meine Handfläche. Je länger ich es hielt, desto größer wurde meine Abscheu.
    Ein technisches Gerät in dieser unberührten, paradiesischen Natur! Als ich das in seiner ganzen Tragweite erfaßte, wollte ich das Ding fallen lassen. Aber Mudra griff zu und schloß mir die Hände darüber.
    »Die anderen wissen noch nichts davon«, raunte er mir zu und schirmte gleichzeitig seine Gedanken ab, damit niemand mithören konnte. Im gleichen geheimnisvollen Flüsterton fuhr er fort: »Ich habe das Kästchen unter dem Laub gefunden. Es lag genau unter Wanda. Sie muß es fallen gelassen haben, als … Beschäftige dich damit. Vielleicht verrät es dir etwas über Wandas Beweggründe.«
    »Wie kann es das geben«, sagte ich kopfschüttelnd. »Es kann nicht wahr sein, Mudra!«
    Ich konnte immer wieder nur verständnislos den Kopf schütteln. Denn ich hielt etwas in der Hand, das es in dieser jungfräulichen Welt eigentlich nicht geben durfte. Es war paradox, anachronistisch, eine glatte Unmöglichkeit!
    Wir wußten alle, daß Prana es nicht erlaubte, über das nackte Leben hinaus irgend etwas von der Erde mitzunehmen. Nicht einmal falsche Zähne. Wir hatten es schon lange vor unserem Abgang aus unzähligen Beispielen erfahren. All die vielen Hunderttausende, die vor uns die Erde hinter sich gelassen hatten, exerzierten es uns vor, daß man nur ins Paradies eingehen konnte, wie Gott einen erschaffen hatte.
    Und das war gut so, denn somit konnte wenigstens niemand in Versuchung kommen, etwas von dem Unrat herüberretten zu wollen, den uns die alte Zivilisation beschert hatte. Völlig nackt, jeder auf sein ureigenstes Ich reduziert, konnten wir ganz von vorne beginnen. Diese Zäsur war dringend nötig, nur so konnte die Menschheit fortbestehen.
    Die Loslösung von den alten Werten, von allen Traditionen war überlebenswichtig. Das war auch das Grundprinzip von Prana.
    Durch Prana hatten wir uns selbst gefunden. Dank dieser Kraft hatte der Mensch die latent in ihm schlummernden Fähigkeiten hervorkehren können. Die uralte Faustregel, Du denkst, also bist du, bekam eine neue Wendung: Wie du denkst, so wirst du! Und das eröffnete eine ganz neue Dimension: Was du denkst, das wird!
    Uns Prana-Jüngern zeigte es sich, daß die Macht des Geistes wahre Berge versetzen konnte – und uns selbst in eine andere, bessere Welt.
    Prana brachte uns die Telepathie, Telekinese und Teleportation, und es war gleichzeitig wie ein symbolischer Akt der Selbstreinigung, daß man dabei Haare ließ. Der totale Haarausfall konnte gleichzeitig auch als der nächste Schritt fort vom Primaten zu einem höherentwickelten Wesen gelten – der Abstand zum Tier vergrößerte sich.
    Aber das war nur in der Anfangszeit – in der Periode des Übergangs vom Atomzeitmenschen zum Geistesmenschen – Zündstoff für Diskussionen. Der neue Mensch war nicht eitel, nicht überheblich und nicht im mindesten vermessen. Er erkannte bloß seinen Selbstwert, ordnete sich richtig ein und wußte, was er wollte.
    Er wollte vor allem einen völligen Neubeginn, und dabei half ihm Prana. Denn so stark diese Macht war, welche Möglichkeiten sie dem Menschen auch bot, sie erlaubte es

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