Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terra Science Fiction

Terra Science Fiction

Titel: Terra Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schelwokat
Vom Netzwerk:
Arme um seinen Hals und begann zu schluchzen.
    Er hielt sie ungeschickt fest, denn es waren Jahre her, seit er sie zum letztenmal so gehalten hatte. »Diese Reise war schrecklich für dich. Es wundert mich nicht, daß du ein bißchen durchdrehtest. Erst die Tatsache, daß du mich wie einen Sohn behandeln mußtest – mich, deinen eigenen Vater. Und dann die Sache mit Gordon …«
    Sie schluchzte immer noch, aber sie fühlte sich unendlich glücklich.
     

 
    ERNST VLCEK
     
    Der gebürtige Wiener zählt heute mit über 200 Publikationen zu den bekanntesten und fruchtbarsten deutschsprachigen Autoren von SF und Fantasy. 1955, im Alter von 14 Jahren, hatte er seinen ersten Kontakt mit der SF. Er schloß sich einem Klub an und schrieb bald darauf Geschichten für Fanzines. Seine Karriere als professioneller Autor begann Ernst Vlcek 1964 mit DAS PROBLEM EPSILON, einer gemeinsam mit Helmuth W. Mommers verfaßten Story-Kollektion, die als TERRA-Sonderband 81 erschien. Weitere Arbeiten bei TERRA, UTOPIA, PERRY RHODAN und ATLAN schlossen sich an. Auf dem Fantasy-Sektor debütierte der Autor bei der DRAGON-Serie. Horror-Romane und -Stories unter dem Pseudonym Paul Wolf folgten, sowie die Exposé-Gestaltung und Roman-Beiträge für die MYTHOR-Serie. Die Story HERBST IM PARADIES ist eine Originalveröffentlichung. Thematisch hängt die Erzählung allerdings mit dem im TERRA-Taschenbuch 329 (GIB MIR MENSCHEN) behandelten Komplex zusammen.
     

 
Ernst Vlcek
 
Herbst im Paradies
     
    Wir hatten über eine Woche nichts von Wanda gehört, und darum war es ein doppelter Schock, als ich auf einmal ihren entsetzlichen Gedankenschrei vernahm.
    Sofort ließ ich alles stehen und liegen, kletterte aus der Baugrube und stürzte in die Richtung, aus der ihre schwächer werdenden Gedanken kamen.
    … sterben … sterben …
    Und dann sah ich sie vor mir baumeln. Ich war wie von Sinnen. Vermutlich werde ich dieses Bild des Entsetzens nie vergessen können, obwohl ich es gar nicht bewußt aufnahm. Ich handelte instinktiv, als ich an ihrem zuckenden Körper hochsprang und nach der straffen Liane über ihrem Kopf griff. Ich bekam sie mit beiden Händen zu fassen.
    Die Liane riß unter dem zusätzlichen Gewicht mit peitschendem Knall, und ich fiel zusammen mit Wanda auf den bemoosten und von welkem Laub bedeckten Boden. Es war Herbst im Paradies.
    Ich kam auf ihrem nackten, prallen Bauch zu liegen, spürte, wie sich das neue Leben regte, das sie in sich trug, so als versuche das Ungeborene sich aus dem sterbenden Mutterleib zu befreien.
    Ich rollte mich ab, zerrte verzweifelt an der Schlinge, die ihren Hals einschnürte.
    »Wanda, warum hast du das getan?« schrie ich in meiner Verzweiflung. »Wie konntest du mir das nur antun?«
    Sie bot einen erbärmlichen, geradezu grotesken Anblick. Ihr Mund war weit aufgerissen, wie im Schreien erstarrt, obwohl sie keinen Laut von sich gegeben hatte.
    Ich suchte den Blick ihrer gebrochenen Augen, drang mit meinem Prana in ihren ersterbenden Geist und erhaschte ihre letzten flackernden Gedanken.
    … sterben, laßt mich sterben … und mein Kind auch …
    »Nein!«
    Ich schrie es laut, und das Wort hallte in meinen Gedanken wie ein Echo nach. Wanda konnte so nicht gehen, sie durfte mich – uns – nicht verlassen. Ich brauchte sie.
    Als ich spürte, daß in ihrem prallen Leib noch Leben war, beugte ich mich über ihr bläulich verfärbtes Gesicht, um sie von Mund zu Mund zu beatmen.
    Aber da wurde ich von starken Armen ergriffen und fortgezerrt. In mir war keine Kraft zur Gegenwehr. Mit Wanda war auch etwas in mir gestorben.
    Jemand legte mir den Arm um die Schulter und führte mich beiseite. Ich erkannte unseren Prana-Meister Mudra und hörte seine Gedanken sagen:
    Komm, Lukas, wende dich ab. Für dich ist es besser so. Laß uns das machen.
    Mudra hatte das kahle Haupt gesenkt. Sein Gesicht war ausdruckslos, beherrscht, es zeigte keine Regung. Nur in der Tiefe seiner Augen regte sich ein Mitgefühl, und seine Gedanken verrieten, was er wirklich empfand.
    Ein Gedanke flammte in mir auf und durchfuhr mich siedend heiß.
    »Das Kind!« rief ich. »Unser Kind. Es muß leben.«
    Mudras Druck an meiner Schulter verstärkte sich, und er sah mir tief in die Augen.
    Wir werden alles tun, um das Leben des Ungeborenen zu retten, sagten seine Gedanken. Wir schaffen das schon. Aber für dich ist es besser, dich nicht damit zu belasten.
    »Wanda ist tot«, sagte ich wie benommen. Ich mußte laut sprechen, um meine

Weitere Kostenlose Bücher