Terra Science Fiction
Geisteskraft besessen hätte, einen Urwaldriesen auszureißen. Nicht einmal Wanda schonte sich.
Ihr habt auch Körper. Vergeßt das nie!
Wie oft hatte Wanda das gesagt … Und dann hatte sie ihren Körper und ihr Ich mitsamt ihrem Prana weggeworfen. Warum?
Ich hätte den häßlichen schwarzen Miniaturkasten am liebsten zertreten. Er war ein Stück Technik und weckte unliebsame Erinnerungen an eine überwunden geglaubte Ära in mir.
Aber er konnte mir möglicherweise eine Antwort geben auf die brennende Frage nach dem Motiv für Wandas häßliche Art der Selbstaufgabe. Die Existenz des Geräts an sich war nicht Antwort genug. Es hatte sie nur in weiterem Sinn getötet. Ich aber wollte die ganze Wahrheit erfahren, wie verderblich sie auch sein konnte.
Wanda war endgültig tot.
Ich hörte nichts mehr von ihr. Nur die ängstlichen, von nackter Hilflosigkeit zeugenden Gedanken unseres gemeinsamen Kindes erreichten mich.
Wie hatten wir darum gebangt, daß es erst geboren würde, wenn wir von der Erde fort waren. Es sollte in der anderen Welt geboren werden, von der wir keine rechte Vorstellung hatten, die aber nur eine bessere sein konnte. Unsere Prana reichte aus, uns diese Welt in allen Einzelheiten und in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit vorzustellen.
Und unsere Vorstellungen hatten sich erfüllt. Nachdem wir den entscheidenden Schritt getan hatten, da war es so, als würden wir in die Verwirklichung all unserer Träume treten. Diese neue Welt entsprach so exakt unseren Gedankenbildern, daß wir nicht umhin konnten zu glauben, wir hätten sie uns mittels unseres Pranas erschaffen.
Was stimmte nicht am Paradies?
Es war Herbst, und es raschelte zu meinen Füßen. Das chaotische Gedankengebilde meines Kindes wurde schwächer, ferner.
Als wir Abschied von der Erde nahmen, zählte unsere Familie zweiundfünfzig Mitglieder. Nach dem Tod von Säckel und den beiden anderen Zivilisationsopfern waren wir noch neunundvierzig Seelen. Wandas Tod dezimierte unsere Gruppe nicht, mein Kind würde ihre Stelle einnehmen.
Nun war ich weit genug von den anderen fort, um mich gut genug abschirmen und mit meinen Gedanken allein sein zu können. Diese Stille erschien mir wie jene am ersten Tag der Schöpfung. Wo waren die vielen Millionen und Abermillionen anderen Menschen, die schon vor uns von der Erde abgewandert waren? Und all die anderen, die nach uns kommen sollten!
Wir bekamen keinen Kontakt zu ihnen und mußten darum annehmen, daß wir in unserer eigenen Traumwelt herausgekommen waren.
Und nun dieses synthetische Kästchen als Beweis für das Vorhandensein einer technischen Zivilisation!
Wanda, was war es, was du herausgefunden hast und das dich in den Tod trieb? Was steckt dahinter?
Es war eine intensive Gedankenfrage.
Und Wanda antwortete aus dem Gerät.
Es enthielt ihr Gedankenprotokoll – ihren Abgesang.
Ich habe eine furchtbare Entdeckung gemacht.
Sie ist so ungeheuerlich, daß ich es nicht über mich brachte, sie dir, Lucky, oder sonst einem Mitglied unserer Familie mitzuteilen. Nicht einmal dir, Mudra. Ich glaubte, diese Last allein tragen zu müssen. Darum ging ich für eine Weile fort.
Mein Fund weckte die schlimmsten Ahnungen, und diese haben sich inzwischen voll bestätigt, ja, sie wurden von der Wirklichkeit an Schrecken weit übertroffen.
Es ist alles viel schlimmer, als ich es mir in meiner Phantasie ausmalen konnte.
Ich habe lange überlegt und nach einem Ausweg aus dieser fatalen Situation gesucht. Aber es gibt keinen. Das Tor hat sich hinter uns geschlossen, es gibt kein Zurück, keinen Weg woandershin.
Nachdem ich diese Gewißheit hatte, habe ich einen Entschluß gefaßt. Er fiel mir nicht leicht, glaubt mir, ihr wißt, wie sehr ich das Leben liebe. Aber ich habe keine andere Wahl.
Ich werde aus dem Leben scheiden, ich kann nicht anders. Und ich werde es tun, bevor mein Kind geboren wird. Denn ich habe furchtbare Angst um seine Zukunft. Ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, daß unsere Kinder und Kindeskinder das Leben von Fließbandarbeitern führen müßten.
Das ist eine zu entsetzliche Vorstellung für mich.
Als ich besagten Fund machte, da war ich nahe daran, an meinem Verstand zu zweifeln. Vielleicht wäre eine Aussprache mit dir, Lucky, oder mit dir, Mudra, eine gewisse Erleichterung für mich gewesen. Andererseits wollte ich mit dem Problem allein fertig werden und mich von niemandem beeinflussen lassen. Jetzt weiß ich, daß ich für mich richtig gehandelt habe,
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