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Terror auf Stiles Island

Terror auf Stiles Island

Titel: Terror auf Stiles Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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hätte?«, sagte Jenn. »Die frittierten Muscheln in dem kleinen Restaurant am Hafen.«
    »Das ,Gray Gull‘«, sagte Jesse.
    »Genau. Würd es dir was ausmachen, den ganzen Weg zurückzufahren?«
    »Überhaupt kein Problem«, sagte Jesse.
    »Prima. Ich hol nur schnell meine Tasche. Bin gleich zurück. Beweg dich nicht vom Fleck.«
    Als ob mir das je in den Sinn kommen würde , dachte Jesse.
    Es machte ihm auch nichts aus, die 45 Minuten zurück nach Paradise zu fahren. Er wäre allein mit ihr. Jenn würde sich seitwärts auf den Beifahrersitz hocken, die Beine angezogen, und einfach reden. Er hatte sie immer gerne reden gehört – selbst wenn sie mit jemand anderem telefonierte. Als sie noch verheiratet waren, hatte er ihr gerne zugehört, wenn sie mit ihrem Handy mit ihrem Agenten sprach, ihrem Manager, Casting-Direktor, mit Freundinnen, ja sogar ihrem Friseur.
    »Es geht überhaupt nicht darum, den Leuten das Wetter zu erklären«, sagte sie, als sie durch den Callahan-Tunnel nordwärts fuhren. Sie kamen zügig voran,da sich der Berufsverkehr bereits aufgelöst hatte. »Es geht um die Positionierung und Vermarktung der Wetterfee als Teil der gesamten Marketingstrategie«, sagte sie. »Anderenfalls könnte auch der Moderator vom Teleprompter ablesen, ob es morgen regnet oder nicht. Stattdessen gibt es gleich drei gottverdammte Wetterpräsentatoren: Clark für mittags und elf Uhr abends, mich um sechs und Dinah fürs Wochenende. Währenddessen besuche ich Schulen und Straßenfeste oder melde mich live aus irgendeinem Unternehmen. Deshalb mache ich auch nur die Sechs-Uhr-Nachrichten, damit sie mich ausgiebig vermarkten können.«
    »Für Clark ist es aber ein langer Arbeitstag«, sagte Jesse.
    Jenn nickte.
    »Aber er liebt es«, sagte sie. »Bekommt dadurch mehr Zeit vor der Kamera.«
    »Und warum haben sie dich engagiert?«
    »Weil ich einen hübscheren Arsch habe als Clark.«
    »Da ist was dran«, sagte Jesse. »Was ist mit Dinah?«
    Jenn zuckte mit den Schultern.
    »Mädchen mit hässlichen Hintern werden nicht engagiert.«
    Jesse schaute nicht rüber zu ihr, weil er gerade den Verkehr auf der Straße verfolgte.
    »Und trotzdem ist sie die Wochenend-Wetterfee«, sagte Jenn.
    Auch ohne sie anzusehen, wusste Jesse, was Sache war. Das Funkeln in ihren Augen sagte alles.
    Jesse zog tief Luft ein und atmete laut hörbar wieder aus.
    »Und was ist mit Tony Salt?«, sagte Jesse. »Ist es was Ernsthaftes?«
    »Noch nicht.«
    Jesse fühlte die Beklemmung in seiner Brust. Sie begann am Solarplexus und stieg langsam zu seiner Kehle hoch.
    »Ich weiß es einfach nicht, Jesse. Es ist nicht mehr als Dating, nichts Ernsthaftes wie zwischen dir und mir – sollte dir das im Magen liegen.«
    »Könnte es denn was Ernsthaftes werden?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann nichts versprechen. Ich muss die Freiheit haben, mit jedem ausgehen zu können, mit dem ich ausgehen will. Und heute Abend möchte ich mit dir zusammen sein.«
    »Ich hab dir auch nicht wieder nachspioniert.«
    »Gut.«
    Jenn sagte nichts mehr, aber er sah aus den Augenwinkeln, dass sie auf dem Sitz zur Seite rutschte, um ihn besser ansehen zu können.
    »Ich schäm mich dafür«, sagte Jesse.
    Jenn nickte. »Wissen ist Macht«, sagte sie.
    »Das ist genau die Formulierung, die eine Freundin benutzte, als ich ihr davon erzählte.«
    »Deine Freundin muss eine Therapie gemacht haben«, sagte Jenn. »Das ist nämlich genau das, was einem die Seelenklempner immer erzählen. Ist es die Anwältin?«
    »Nein, sie heißt Marcy Campbell. Verkauft Immobilien.«
    »Fickst du mit ihr?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Gott im Himmel, Jenn. Erwachsene ficken nun mal.«
    »Stimmt, weiß ich. Liebst du sie?«
    »Nein. Ich mag sie, sehr sogar. Aber ich liebe sie nicht und sie mich auch nicht.«
    Jenn sagte nichts, während Jesse kurz auf den Bell Circle einbog, um dann nordwärts zur Hunderennbahn zu fahren.
    »Glaubst du, dass du mir noch einmal nachspionieren wirst?«, fragte Jenn.
    »Nein. Du hast mein Wort.«
    »Es ist nur menschlich, Jesse.«
    »Aber nicht gerade hilfreich«, sagte Jesse.
    »Nein, ich muss mein Leben leben können, wie ich es will, und mich nicht in einer Beziehung eingepfercht fühlen.«
    »Für immer?«
    »Nein, nur so lange, wie ich die Notwendigkeit verspüre.«
    »Und weißt du, wann dieser Zeitpunkt eintritt?«
    »Nein, und mich zu drängen, bewirkt nur das Gegenteil.«
    »Ich weiß.«
    »Ich kann dir keine Versprechungen machen, Jesse. Ich kann dir keine

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