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Terror der Tongs

Terror der Tongs

Titel: Terror der Tongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als wollte er sie umfangen.
    Sie war sein ein und alles.
    Mandra schaute in die Augen der Statue. Dort sah er die kleinen Totenschädel, die nie stillstanden, weil sie sich in einer Masse befanden, die immer in Bewegung war. Deshalb kam es Mandra vor, als würden die Augen leben.
    »Sie ist eine Figur, nicht?« fragte er.
    Der Arzt lachte. »Ja, sie ist eine Figur, aber jede Figur der Todesgöttin enthält Leben. Ihr Geist ist überall. Wo sie angebetet wird, befindet sich auch der Geist. Deshalb lebt sie für diejenigen, die sich zu ihr bekennen. Weißt du Bescheid?«
    »Ich hatte mir etwas Ähnliches gedacht.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Mandra ging auf die Statue zu. Er überlegte, wie er sie zerstören konnte. Rasana hatte auf keinen Fall die Unwahrheit gesagt. In den Statuen der Göttin wohnte zumeist ihr böser Atem, der durchaus in der Lage war, diesen Gebilden Leben einzuhauchen.
    Mandra konnte davon ein Lied singen. Er hatte sich schon in den Klauen der Todesgöttin befunden und verzweifelt um sein Leben gekämpft. Das allerdings lag lange zurück. [2]
    Je näher er der Statue kam, um so intensiver wurde der Geruch. Er konnte sich nicht erklären, woher er kam und fragte Rasana danach.
    »Wer die Toten beherrscht, der muß auch für sie sein. Kali liebt die Leichen. Sie ist Kannibalin gewesen…«
    »Es reicht!«
    Rasana begann zu lachen. »Du scheinst sehr schwach besaitet zu sein, Korab.«
    »Nein, ich habe mir nur etwas Menschlichkeit bewahrt.«
    »Darüber kann ich nur lachen. Aber willst du sie nicht begrüßen?«
    Rasana streckte einen Arm aus und deutete auf die Göttin. »Geh zu ihr und sage ihr, wer du bist. Ich bin gespannt darauf, wie sie dich empfangen wird. Los, geh!«
    Und er ging. Man konnte Kalis Geist nicht vernichten. Aber man konnte die Statuen zerstören, dann mußte der Geist dieser Todesgöttin sich wieder eine neue Wohnstatt suchen.
    Das hatte Mandra vor.
    Dr. Rasana merkte etwas. »Deine Gedanken sind nicht gut, ich spüre es. Sie sind nicht positiv ihr gegenüber. Du mußt sie, wenn du zu ihr gehst, lieben lernen. Sie ist das ein und alles. Sie gibt uns Kraft und auch Schutz. Los, berühre sie, streichele sie, das wird ihr gut tun. Noch hast du eine Chance.« Er kam während seiner Worte näher an Mandra heran, der seinen Blick nicht von den Augen der Statue lösen konnte. Er wußte nicht, ob sie lebte oder nur ein Steingebilde war. Konnten sich die vier Arme bewegen, wurden sie zu gnadenlosen Klauen?
    »Geh hin, geh hin…« Rasana war erregt. Er lief plötzlich auf Mandra zu. Der Inder ahnte die Gefahr, er wollte zurückschnellen, da warf sich Rasana gegen ihn. »So!« brüllte er. »So wie du schon einmal in ihren Klauen gehangen hast, wird es auch diesmal geschehen. Sie soll dich töten. Sie soll dich…«
    Mandra spürte den Aufschlag. Das war nicht tragisch, etwas fiel ihm auf. Zwei Schatten senkten sich auf ihn zu. Es waren die Arme.
    Und Rasana stand vor ihm, hielt die Hände zu Fäusten geballt, aus denen der rote Lebensaft sickerte, während aus seinem weit aufgerissenen Mund ein schauerliches Lachen dröhnte…
    ***
    Ich hatte das India House schon ein paarmal im Vorbeifahren gesehen, war aber nie auf den Gedanken gekommen, es mir näher anzuschauen. Erst jetzt wurde ich damit konfrontiert.
    Das Haus, ein alter viereckiger Kasten, auf dessen flachen Dach die indische Fahne wehte, lag in einem kleinen Park, dessen Tor für Besucher geöffnet war.
    Wir rollten hindurch, fuhren über einen schmalen Weg, der linker Hand in kleine Parkbuchten auslief.
    Ich hatte auf der Fahrt öfter als gewöhnlich in den Rückspiegel geschaut, aber von irgendwelchen Verfolgern nichts entdecken können. Sari war meine Unruhe ebenfalls nicht verborgen geblieben, und sie hatte Fragen gestellt.
    »Die Tongs haben eben einen langen Arm«, erwiderte ich.
    »Glauben Sie, daß sie uns unter Kontrolle halten?«
    »Man muß mit allem rechnen.«
    Wir verließen den Bentley. Ich schaute mich sichernd um, sah aber nichts Verdächtiges. Der kleine Park war leer. Die wenigen Bäume hatten die Blätter verloren. Unter dem grauen Himmel wirkten sie wie gespenstische Gebilde.
    Ebenso grau sah das Haus aus. Nebeneinander schritten wir zum Eingang. »Was hat dieses India House eigentlich für einen Sinn?« erkundigte ich mich.
    »Es ist errichtet worden, um die Kontakte zwischen den beiden Kulturkreisen zu pflegen.«
    »Und Sie sind sicher, daß wir dort eine Spur finden?«
    Da lachte sie auf. »Sicher nicht. Aber

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