Terror der Tongs
Wenn ich das merke, werde ich dich fertigmachen. Ich kenne kein Pardon, ich werde so reagieren, wie du es bei deinen Feinden machst. Noch eine Chance hast du. Sag mir, wo die Kette ist.«
Dr. Rasana zuckte, unternahm aber nichts, um sich zu befreien. Seine Arme lagen ausgebreitet auf dem Schreibtisch. Es gab für ihn keine Chance, zu irgendeinem Trick zu greifen. Der Widerstand war gebrochen, Rasana gab auf.
»Ja, ja…« Mühsam brachte er die beiden Worte hervor. Dies glaubte ihm Mandra. Er ließ seinen Gegner hoch, der tief die Luft einsaugte, den Oberkörper aufrichtete, sich auf den Schreibtisch setzte und den Kopf schüttelte.
Korab trat einen Schritt zurück. Sein Blick hatte etwas Hypnotisches an sich, und auch Rasana spürte den unbeugsamen Willen seines ungebetenen Besuchers. Er sah ein, daß er gegen Korab nicht ankam, deshalb nickte er und dachte gleichzeitig daran, daß er sich nun auf die Todesgöttin verlassen mußte. Sie allein war in der Lage, den Inder zu besiegen.
»Die Kette!« erinnerte ihn Mandra wieder.
»Ja, ich zeigte sie dir.« Rasana drehte sich um. Er umging den Schreibtisch und lief auf eine Holzwand zu, in der sich eine Doppeltür befand. »Dahinter liegt sie.«
»Öffnen!«
Der andere nickte. Er zitterte, da er nicht wußte, wie Korab reagieren würde, wenn er den Schädel sah. Einer war es bisher geworden. Eigentlich hätten es schon drei oder vier zu diesem Zeitpunkt sein müssen. Seine Tongs waren unterwegs, und er wünschte sich, sie jetzt im Haus zu haben. Das war leider nicht möglich. Trotzdem wollte er viel Zeit herausschinden.
Mandra kam auf ihn zu. Rasana hörte ihn nicht, er spürte nur, daß er dicht hinter ihm stand, an ihm vorbeigriff, die linke Türhälfte packte und sie hart aufriß.
Der Blick war frei.
Auch Mandras. Und er sah den Schädel in der kleinen Ausbuchtung liegen!
***
Mandra Korab spürte die Kälte in seinem Körper. Der Anblick traf ihn hart. Gleichzeitig wurde ihm auch bewußt, daß er es nicht rechtzeitig genug geschafft hatte und zu spät gekommen war.
Mandra hatte sich stets in der Gewalt. Doch es gab Ausnahmen, wie in diesem Fall. Mit einer wütenden Bewegung schleuderte er den anderen zur Seite, damit er freies Blickfeld hatte.
Der Schock saß tief. Nicht allein wegen des Kopfes, denn Mandra Korab kam dieser Kopf bekannt vor. Er hatte den Mann schon einmal gesehen, schon des öfteren in dessen Gesicht geschaut, und er überlegte verzweifelt, wo es gewesen war. Nicht hier in London, nein, woanders…
Plötzlich erinnerte er sich.
Das war in Indien gewesen. In seiner Heimat war er diesem Gesicht bereits begegnet. Nur hatte es sich da nicht so entstellt gezeigt. Dieser Tote hieß Dennings. Malcolm Dennings. Und er war damals von London nach Indien gereist, um sich auf die Spur gefährlicher Rauschgifthändler zu setzen. Dabei hatte er auch Kontakt mit den Tongs bekommen, und Mandra Korab hatte er um Hilfe gebeten. Der Tote stand also auf der anderen Seite, er war zu einem Feind der Göttin Kali geworden. Und die neue Kette sollte aus den Köpfen ihrer Feinde bestehen. Mit Dennings hatte man den Anfang gemacht. Deshalb also war die Gruppe auch nach London gereist.
Korab drehte sich um. Mit beiden Händen stieß er dabei die Schranktüren zu, und sein Blick blieb auf Rasana haften. »Es ist der erste«, sagte Mandra leise. »Ihr habt noch nicht mehr geschafft. Weshalb mußte er sterben? Weshalb?«
»Er war ihr Feind.«
»Kali hat viele Feinde. Dieser Mann kam nicht aus Indien. Er war Europäer. Warum mußte er sterben?«
Rasana war jetzt sehr redselig. »Weil die Kette etwas Besonderes sein sollte.«
»Sie hat eine Kette.«
»Das stimmt, aber nur durch eine neue können wir den Mahdi retten.«
»Wer ist das?«
Rasana lachte leise. »Ihn hat dieser Dennings gejagt. Verstehst du? Als er nach Indien kam, suchte er die Rauschgifthändler. Den Chef schnappte er nie. Er war viel schneller und auch besser. Aber der Mahdi hat nichts vergessen, und er hat seine Herrin als Unterstützung gewonnen. Sie war es, die ihm die Ratschläge gab, und sie wird ihn auch am Leben lassen, wenn die neue Kette da ist.«
»Dann ist mir alles klar.« Mandras Blick war auf das Telefon gefallen. Bisher hatte er keinem seiner Londoner Freunde gesagt, daß er sich in der Stadt aufhielt. Das wollte er ändern. Er konnte sich vorstellen, wie verzweifelt die Polizei nach dem Mörder ihres Kollegen suchte, und Mandra war bisher der einzige, der Bescheid wußte.
Als
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