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Terror der Tongs

Terror der Tongs

Titel: Terror der Tongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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man muß eben alles versuchen, wenn Sie verstehen.«
    »Natürlich.«
    Über die Treppe gingen wir der großen Eingangstür entgegen. Die Klingel wirkte direkt winzig dagegen. Durch den Park und über die Treppe fegte ein kühler Wind. Ich drehte mich um und schaute zurück, während Sari klingelte. Sie fror in ihrer Lederjacke und kam mit dem Zittern kaum nach. Zum Glück öffnete jemand.
    Ein alter Mann schaute uns entgegen. Es war kein Inder. Er wirkte eher wie ein pensionierter Bankbeamter. »Sie wünschen?« fragte er.
    »Wir möchten uns ein wenig umsehen«, sagte Sari.
    »Hier?«
    »Wo sonst?«
    »Aber die Besuchszeiten sind von Ihnen nicht eingehalten worden. Sie müssen sich schon danach richten. Ich bin auch nur zufällig hier und war gerade im Begriff, das Haus zu verlassen. Tut mir leid, aber…«
    Sari drehte sich zu mir um. Was jetzt folgte, war meine Sache. Ich hielt den Ausweis schon in der Hand.
    Der Wächter setzte erst seine Brille auf, bevor er das Dokument entziffern konnte. »Polizei…«
    »Sehr richtig.«
    »Wenn das so ist, dann…« Er sprach den Satz nicht mehr zu Ende und gab den Weg frei. Mehr wollte ich nicht.
    In einer Halle fanden wir uns wieder. Der Aufpasser verschwand im Hintergrund, wo ein Sessel stand, über den er seinen Mantel gelegt hatte. »Ich gehe jetzt«, sagte er, warf den Mantel über die Schulter und kam dabei näher. »Sie können sich ja hier umsehen. Ich habe nichts mehr dagegen.«
    »Danke.«
    Wir warteten, bis die Tür hinter ihm zugefallen war. Auch dann redete ich noch nichts, sondern schaute mich um und versuchte, etwas von der Atmosphäre, die dieser Raum abgab, in mich aufzunehmen. Er war ungewöhnlich groß, schon eine Halle.
    Dicke Teppiche lagen auf dem Boden. Die Wände waren in den Räumen zwischen den Fenstern mit allerlei Gegenständen aus der indischen Mystik geschmückt. Ein Bild fiel mir besonders auf. Es zeigte den Adler Garuda, und er war golden angemalt.
    »Das ist Garuda«, erklärte Sari.
    »Ich weiß.«
    »Dann kennen Sie ihn.«
    »Ja.« Mehr sagte ich nicht. Mit langsamen Schritten durchquerte ich die Halle. Vor einer breiten Treppe blieb ich stehen. Sie führte in die oberen Etagen.
    Hinter mir hörte ich die Schritte meiner Begleiterin. »Was befindet sich dort oben?«
    »Auch noch Räume, die man besichtigen kann.«
    »Klar, aber was genau?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. In einem Zimmer soll das Bett eines Maharadschas stehen.«
    »Das interessiert mich weniger. Gibt es irgendwelche Hinweise auf die Todesgöttin?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    Ich drehte den Kopf. »Und doch haben Sie mich hergeführt. Was war der Grund?«
    »Eine Chance, mehr nicht.« Sari schaute mich so unschuldig aus ihren großen Augen an, daß ich lächeln mußte, mich wieder umwandte und die Treppe hochging. Auch die Beleuchtung hatte sich der gesamten Atmosphäre angepaßt. Sie war gedämpft, sehr weich und floß praktisch von den in die Decke eingeschraubten Lampen dem Boden entgegen, so daß es mir an verschiedenen Stellen vorkam wie ein dünner Teppich. Am Ende der Treppe lag ein breiter Gang. Ein Steinelefant, natürlich entsprechend verkleinert, versperrte uns den weiteren Weg. Über ihn mußten wir hinwegsteigen.
    Ich half der jungen Inderin. Als ich ihre Hand anfaßte, spürte ich die Kälte der Haut. Wie bei einer Toten… »Haben Sie Angst?« fragte ich.
    Sie lächelte. »Wohl ist mir jedenfalls nicht, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich auch lieber in einer Kneipe sitzen.«
    »Sie haben Wünsche.«
    »Die sich leider nicht erfüllen lassen.«
    Die Wände des Ganges waren ebenfalls geschmückt. Allerdings nicht mit Bildern oder Figuren, sondern mit ausgebreiteten und in die Tiefe gezogenen Schriftrollen.
    »Was bedeuten sie?« fragte ich Sari.
    Obwohl das Licht auf die Rollen fiel, mußte die junge Inderin dicht an die Wand herantreten. Sie bückte sich, las einige Sätze und schob sich wieder in die Höhe.
    »Kennen Sie das Buch der indischen Liebeslehre?«
    »Ja.«
    »Das sind Auszüge daraus. Und zwar dem uralten Original nachempfunden.«
    »Mit der Göttin Kali hat es wohl nichts zu tun, oder?«
    »Nein.«
    Wir gingen weiter. Nach wie vor stellte ich mir die Frage, ob ich alles richtig gemacht hatte. Ich war unsicher geworden, ich traute dem Frieden nicht und hatte manchmal das Gefühl, einfach hergelockt worden zu sein. Deshalb blieb ich stehen und wandte mich an Sari. Bevor ich etwas sagen oder fragen konnte,

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