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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zu betonen, dass die Konserven auch während des Eismarsches unbedingt erwärmt werden mussten. Diese Mahnungen waren auch der hauptsächliche Grund dafür, dass Crozier und Fitzjames beschlossen hatten, die schweren eisernen Walbootherde zum Terror -Lager transportieren zu lassen.
    Doch in den beiden Seelagern gab es keine Herde. Die Männer aßen die Konserven kalt aus der Büchse, wenn die Spirituskocher versagten. Und selbst wenn sich der Spiritus entzündete, reichte er höchstens zum Auftauen, nicht aber zum Kochen der Suppen.
    Es musste einfach auch so gehen.
    Kaum war das Frühstück beendet, begann der Magen des Kapitäns wieder zu knurren.

    Ursprünglich war geplant gewesen, dass die letzten Schlittentrupps die jeweils acht Hollandzelte in den beiden Seelagern zusammenfalteten und sie auf den Schlitten zum Terror -Lager schleppten, damit sie Reserven hatten, falls sie wieder aufs Eis mussten. Aber der Wind blies zu heftig, und die Männer waren schon nach der ersten Nacht zu müde. Crozier besprach sich mit Leutnant Little und beschloss, aus dem ersten Lager nur drei Zelte mitzunehmen. Vielleicht ging es ihnen am nächsten Morgen im zweiten Lager wieder besser.
    Am zweiten Tag des Marsches brachen drei Männer im Geschirr zusammen. Einer von ihnen spuckte Blut. Die anderen beiden fielen einfach um und konnten den Rest des Tages nicht mehr ziehen. Einer musste sogar auf einen Schlitten gesetzt und mitgeschleppt werden.
    Da sie die Zahl der Wachen nicht verringern wollten, die sich hinter, vor und neben dem Schlittenzug hielten, legten sich Crozier und Little die Gurte um und mühten sich den endlos langen Tag im Geschirr.
    An diesem Tag waren die Pressrücken nicht so hoch, und die vorangegangenen Schlitten hatten eine fast ebene Bahn auf dem offenen Seeeis hinterlassen, doch der Wind und das Schneegestöber machten diese Vorteile wieder zunichte. Die Schlepper konnten nicht einmal mehr den Schlitten erkennen, der sich fünfzehn Fuß vor ihnen bewegte, und die bewaffneten Begleiter durften sich nicht mehr als fünf Fuß von den Schlittentrupps entfernen, um sich nicht zu verirren, und waren damit als Wachen praktisch unbrauchbar.
    Mehrmals im Verlauf des Tages verlor der Leitschlitten – meist der Croziers oder Littles – die eingegrabenen Spuren aus dem Blick. Dann mussten alle anhalten. Einige Männer lösten ihre Gurte, banden sich mit einem Tau fest, um sich nicht im heulenden Schneetreiben zu verirren, und suchten links und rechts des falschen Weges nach den schwachen Kerben der richtigen
Spur, die sich noch durch die Verwehungen abzeichnen mochten.
    Wenn sie mitten auf der Strecke vom Weg abkamen, kostete das nicht nur Zeit, es konnte sie auch das Leben kosten.
    Einige der Schlittengespanne hatten diese flachen neun Meilen mit schwereren Lasten in knapp zwölf Stunden bewältigt und waren schon wenige Stunden nach Sonnenuntergang im zweiten Seelager eingetroffen. Croziers Trupp kam erst nach Mitternacht an und hätte sein Ziel fast völlig verfehlt. Wenn Magnus Manson, dessen scharfes Gehör so ungewöhnlich war wie seine Körpergröße, nicht das Knattern der Zelte weit backbord von ihrem Zug vernommen hätte, wären sie vorbei an ihrer Unterkunft und den Lebensmittelvorräten in einen eisigen Tod marschiert.
    Allerdings war das zweite Seelager ohnehin von dem immer stärker werdenden Sturm weitgehend zerstört worden. Fünf der acht mit langen Eisschrauben gesicherten Zelte waren weggeweht oder in Fetzen gerissen worden. Irgendwie schafften es die erschöpften und ausgehungerten Männer gerade noch, zwei der drei Zelte aus dem ersten Lager aufzustellen. Dann mussten sich die sechsundvierzig Seeleute in fünf Zelten zusammendrängen.
    Für die sechzehn, die in dieser Nacht zum Wachdienst eingeteilt waren, wurde die Welt aus Wind, Schnee und Kälte zur reinsten Hölle. Crozier selbst übernahm mit drei anderen die zweite Hälfte der Mittelwache. Er zog es vor, sich bewegen zu können, weil ihm in seinem Einmannschlafsack zum Schlafen nicht warm genug wurde, obwohl sich um ihn herum die Leute stapelten wie Klafterholz.
    Der letzte Tag auf dem Eis dann war der schlimmste.
    Kurz bevor die Männer um zwei Glasen der Morgenwache aufstanden, war zwar der Wind abgeflaut, aber dafür war die Temperatur um fünfzehn Grad gefallen. Bei Leutnant Littles Messung um vier Glasen lag sie bei minus vierundfünfzig Grad.

    Heute sind es nur acht Meilen , sagte sich Crozier immer wieder, während er sich ins Zeug

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