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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Der Ausdruck in Hickeys Augen war verschleiert und kalt wie der eines Eisbären – oder vielleicht sogar wie der des Ungeheuers aus dem Eis.
    »Wohin zurück?«, fauchte Crozier.
    »Ins T-Terror -Lager«, stammelte Hodgson. »Dort sind Konserven, Kohle und die Herde. Und die Boote, die wir zurückgelassen haben.«
    »Das ist doch blanker Irrsinn. Wir sind mindestens fünfundsechzig Meilen vom Terror -Lager entfernt. Bis ihr es erreicht, ist es Oktober und tiefer Winter — falls ihr es überhaupt schafft.«
    Hodgson wich zurück, aber der Vortoppmann der Erebus sprang für ihn ein. »Auf jeden Fall ist es zum Lager näher als zu diesem Fluss, wo wir diese verdammten Boote hinschleppen.«
    »Das ist nicht richtig, Mr. Sinclair. Leutnant Little und ich schätzen, dass der Meeresarm zum Fluss keine fünfzig Meilen mehr entfernt ist.«
    »Der Meeresarm «, höhnte George Thompson. Der Matrose war für seine Trunksucht und Faulheit bekannt. Was das Trinken anging, konnte Crozier nicht den ersten Stein werfen, aber Faulheit war ihm ein Gräuel. »Die Mündung von Backs Fluss liegt erst fünfzig Meilen weiter südlich«, fuhr Thompson fort. »Das sind noch über hundert Meilen von hier.«
    »Sprich lieber nicht in diesem Ton mit mir, Thompson.« Croziers Stimme war so leise und eisig, dass sogar dieser Halunke die Lider senkte. Der Kapitän ließ den Blick über die Horde schweifen. »Es spielt überhaupt keine Rolle, ob es vom Meeresarm zur Mündung von Backs Fluss noch vierzig oder fünfzig Meilen sind. Es kann gut sein, dass wir offenes Wasser haben. Dann müssen wir die Boote nicht mehr schleppen, wir können mit ihnen
fahren. Und jetzt macht euch wieder an eure Arbeit und vergesst diesen Unsinn.«
    Einige Männer wurden unruhig, aber Magnus Manson stand wie ein breiter Damm, der den See ihres Ungehorsams festhielt. Reuben Male meldete sich zu Wort. »Wir wollen zum Schiff zurück, Sir. Wir glauben, dass wir dort bessere Chancen haben.«
    Crozier blinzelte verwirrt. »Zurück zur Terror ? Meine Güte, Reuben, bis dahin sind es doch mindestens neunzig Meilen. Und es geht nicht nur über das schwierige Gelände, das wir schon hinter uns haben, sondern auch übers Packeis. Das halten die Boote und Schlitten nie aus.«
    »Wir nehmen nur ein Boot«, sagte Hodgson. Die Männer hinter ihm murmelten zustimmend.
    »Was soll das heißen, verdammt?«
    »Ein Boot. Ein Boot auf einem Schlitten.«
    »Wir haben die Schnauze voll von dieser ewigen Schlepperei«, ließ sich der Matrose John Morfin vernehmen, der während des Karnevals schwer verletzt worden war.
    Crozier ignorierte ihn und wandte sich wieder an Hodgson. »Leutnant Hodgson, wie wollen Sie dreiundzwanzig Leute in ein Boot bekommen? Selbst wenn Sie eins der Walboote stehlen, haben darin nur zehn oder zwölf Mann mit sehr wenig Ausrüstung Platz. Oder rechnen Sie damit, dass zehn oder mehr aus Ihrer Gruppe sterben, bevor Sie im Lager eintreffen? Und die werden tatsächlich sterben, wahrscheinlich sogar mehr.«
    »Im Terror -Lager gibt es die kleinen Boote.« Sinclair trat näher und nahm eine aggressive Haltung ein. »Ein Walboot, die Jollen und die Schiffsboote reichen, um zur Terror rauszukommen.«
    Crozier starrte ihn an und brach dann in Lachen aus. »Meint ihr denn, dass das Eis nordwestlich von King-William-Land aufgebrochen ist? Bildet ihr Narren euch das wirklich ein?«
    »Ja, das meinen wir«, erwiderte Hodgson. »Auf dem Schiff sind
noch Lebensmittel. Viele Konserven. Und dann segeln wir einfach …«
    Crozier lachte erneut. »Ihr verwettet euren Kopf darauf, dass sich das Eis in diesem Sommer geöffnet hat und dass ihr nur mit den Dinghis rausrudern müsst zur Terror , die dort draußen auf euch wartet? Und dass auf dem ganzen Weg, den wir nach Süden gefahren sind, Fahrrinnen entstanden sind? Dreihundert Meilen offenes Wasser? Im Winter, falls ihr dort überhaupt ankommt?«
    »Das Risiko ist immer noch geringer als bei dem Plan, zum Großen Fischfluss zu kommen«, rief der Offizierssteward Richard Aylmore. Das Gesicht des dunkelhäutigen kleinen Mannes war verzerrt vor Wut, Angst, Feindseligkeit und einer Art Erregung darüber, dass seine Stunde nun endlich gekommen war.
    »Fast wäre ich geneigt, mit euch zu kommen …« Crozier hielt inne.
    Hodgson blinzelte hektisch. Einige der Männer starrten sich an.
    »Aber nur um eure Gesichter zu sehen, wenn ihr merkt, was ihr für ein Risiko eingegangen seid. Wenn ihr über das Eis und die Pressrücken marschiert

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