Terror
Charles Hamilton Osmer, der eine schwere Lungenentzündung überstanden hatte und jetzt skorbutkrank in seinem Zelt lag.
Es war Croziers Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass alle höheren bestallten Navy-Offiziere gestorben waren und lediglich zwei Unterleutnants und zwei Zivilisten überlebt hatten, denen der Titel eines Offiziers nur ehrenhalber verliehen worden war.
Die drei Deckoffiziere der Erebus – der Maschinist John Gregory, der Bootsmann Thomas Terry und der Zimmermann John Weekes – waren alle tot.
Die Erebus hatte Grönland mit zweiundzwanzig Unteroffizieren verlassen, von denen beim heutigen Appell noch fünfzehn am Leben waren, obgleich einige von ihnen, wie der Zahlmeistersteward William Fowler, der sich von seinen Verbrennungen beim Silvesterkarneval nie richtig erholt hatte, zu nichts mehr zu gebrauchen waren.
Bei einem Appell der Vollmatrosen am Weihnachtstag 1845 hätten zwanzig Männer geantwortet. Fünfzehn von ihnen lebten noch.
Von den sieben Seesoldaten, die auf der Erebus angeheuert hatten, waren an diesem Augusttag des Jahres 1848 noch drei angetreten:
Korporal Pearson sowie die Gefreiten Hopcraft und Healey. Sie alle litten so stark an Skorbut, dass sie nicht mehr in der Lage waren, Wache zu stehen, auf die Jagd zu gehen oder gar Boote zu ziehen. Doch an diesem Morgen lehnten sie auf ihre Büchsen gestützt zwischen den anderen verwahrlosten Gestalten.
Von den zwei Schiffsjungen der Erebus , die bei der Abreise das achtzehnte Lebensjahr schon vollendet hatten, hatten sowohl David Young als auch George Chambers überlebt, doch Letzterer hatte während des Karnevals von dem Wesen aus dem Eis einen heftigen Schlag erhalten und war seither praktisch schwachsinnig. Immerhin atmete er selbständig und konnte auf Anweisung essen und im Geschirr ziehen.
Gemäß dem gerade beendeten Appell waren also an diesem 13. August 1848 von der ursprünglich siebenundsechzigköpfigen Besatzung der Erebus noch neununddreißig am Leben.
Den Offizieren der HMS Terror war es ein wenig besser ergangen als denen des Flaggschiffs, zumindest in dem Sinne, dass mit Kapitän Crozier und dem Zweiten Leutnant Hodgson höhere Dienstgrade überlebt hatten. Die anderen noch verbliebenen Offiziere waren der Zweite Unterleutnant Robert Thomas und der Proviantmeister E. J. Helpman, der gleichfalls eigentlich Zivilist war.
Verstorben waren die Leutnants Little und Irving, der Erste Unterleutnant Hornby, der Eislotse Blanky, der Zweite Steuermann MacBean sowie die beiden Ärzte Peddie und MacDonald.
Somit waren von den ursprünglich elf Offizieren der Terror noch vier am Leben.
Crozier war mit drei Deckoffizieren zu dieser Expedition aufgebrochen: dem Maschinisten James Thompson, dem Bootsmann John Lane und dem Zimmermann Thomas Honey. Alle drei lebten noch. Allerdings war der Maschinist nur noch ein hohläugiges Skelett und konnte sich kaum mehr auf den Beinen
halten, während Honey nicht nur an Skorbut in fortgeschrittenem Stadium litt, sondern gerade die Amputation seiner beiden Füße hinter sich hatte. Erstaunlicherweise war der Zimmermann trotzdem imstande, sich beim Aufruf seines Namens vom Zelt aus mit »Hier!« zu melden.
Die Terror war vor drei Jahren mit einundzwanzig Unteroffizieren in See gestochen, von denen an diesem wolkenverhangenen Augustmorgen noch sechzehn da waren. Oberheizer John Torrington, Vortoppmann Harry Peglar, Steuermannsmaat John Kenley und Proviantmeistersteward Edward Genge waren die Todesopfer aus dieser Gruppe, zu denen sich vor wenigen Augenblicken der Koch John Diggle gesellt hatte.
Von den ursprünglich neunzehn Matrosen der Terror antworteten beim Aufruf nur zehn, wenngleich elf überlebt hatten. David Leys lag noch immer teilnahmslos in Goodsirs Zelt.
Keiner der sechs Seesoldaten der Terror war mehr am Leben. Der Gefreite Heather, der mit zertrümmertem Schädel noch monatelang mit dem Tod gerungen hatte, war kurz nach der Aufgabe des Schiffs gestorben, während seine fünf Kameraden im Juli von einem Eisspalt verschluckt worden waren.
In der Musterrolle der Terror waren zwei Schiffsjungen verzeichnet. Nur einer von ihnen antwortete beim Appell: Robert Golding, der mit fast dreiundzwanzig Jahren sicherlich kein Junge mehr, aber doch von kindlicher Leichtgläubigkeit war.
Von den ursprünglich zweiundsechzig Männern der HMS Terror erlebten also noch fünfunddreißig den Gottesdienst am 13. August 1848 im Rettungslager.
Neununddreißig Leute von der Erebus und
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