Terror
ägyptische Sklaven, und in einem Monat sind wir daheim im Terror -Lager.«
Die versammelten Männer tuschelten miteinander.
Crozier nickte. »Kann sein, dass sich das Eis wirklich öffnet, Mr. Hickey. Oder auch nicht. Aber selbst dann sind es noch über hundert Meilen zurück zu einem Schiff, das vielleicht zermalmt und auf jeden Fall festgefroren sein wird, wenn Sie es erreichen. Von hier zur Mündung von Backs Fluss ist es mindestens dreißig Meilen näher, und auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Meeresarm im Süden frei von Eis ist, ist viel größer.«
»Das is schon alles fix, Kapitän Crozier. Wir ham das schon längst besprochen. Wir gehen zurück.«
Crozier starrte den Kalfaterersmaat an. Wie immer in solchen Fällen drängte es den Kapitän instinktiv, die Unbotmäßigkeit sofort und mit aller Entschlossenheit zu unterbinden. Aber er hatte diese Entwicklung ja selbst gewollt. Es war Zeit, die Unzufriedenen loszuwerden und jene zu retten, die seinem Urteil vertrauten. Außerdem war Hickeys Plan so spät im Sommer nicht völlig aussichtslos. Alles hing davon ab, wo das Eis aufbrach – falls nicht vorher schon der Winter zurückkehrte. Es stand den Männern zu, eine eigene Entscheidung zu treffen.
»Wie viele Leute gehen mit Ihnen, Leutnant Hodgson?« Crozier wandte sich an Hodgson, als wäre er der Anführer der Gruppe.
»Also …« Der junge Mann zögerte.
»Magnus kommt mit.« Hickey winkte den Riesen zu sich. »Und Mr. Aylmore.«
Mit trotzigem, verachtungsvollem Gesicht trat der Offizierssteward nach vorn.
»Und George Thompson …«, fuhr der Kalfaterersmaat fort.
Crozier war nicht überrascht, dass Thompson zu Hickeys Verschwörung gehörte. Der Matrose hatte sich seit je durch Unverschämtheit, Faulheit und – solange es Rum gab – Trunkenheit hervorgetan.
»Ich gehe auch mit … Sir.« John Morfin stellte sich zu den anderen.
William Orren, der gerade sechsundzwanzig geworden war, gesellte sich wortlos zu Hickeys Gruppe.
Dann folgten James Brown und Francis Dunn, der Kalfaterer der Erebus und sein Maat. »Wir meinen, dass das unsere beste Chance is, Kapitän Crozier.« Dunn senkte den Blick.
Crozier war gespannt, wie sich Reuben Male und Robert Sinclair entscheiden würden. Wenn sich die Mehrheit der hier Versammelten dieser Gruppe anschloss, dann war es vorbei mit seinem Plan, nach Süden zu ziehen. Überrascht nahm Crozier zur Kenntnis, dass nun auch der Subalternoffizierssteward William Gibson und der Heizer Luke Smith von der Terror zögernd nach vorn schlurften. Beide hatten sich als fähige Männer und als unermüdliche Schlepper erwiesen.
Charles Best, ein zuverlässiger Seemann der Erebus , der Leutnant Gore immer treu ergeben gewesen war, trat zusammen mit vier anderen Matrosen vor: William Jerry, Thomas Work, der bei dem Karnevalsfeuer schwer verletzt worden war, John Stickland und Abraham Seeley.
Sechzehn Männer standen vor dem Kapitän.
»Sind das jetzt alle?« Crozier spürte ein hohles Gefühl der Erleichterung im Bauch, das an ihm nagte wie der Hunger, der ihn
nicht mehr losließ. Die sechzehn Rebellen brauchten natürlich ein Boot, aber es blieben genügend treue Männer, um mit ihm zum Großen Fischfluss zu ziehen und sich um die Kranken hier im Rettungslager zu kümmern.
Der Kapitän wandte sich wieder an Hodgson. »Ich gebe euch die Pinasse.«
Der Leutnant nickte dankbar.
Hickey mischte sich ein. »Die Pinasse is schon ganz kaputt. Außerdem reißt man sich mit dem Schlitten den Arsch auf. Wir nehmen ein Walboot.«
»Ihr kriegt die Pinasse.«
»George Chambers und Davey Leys nehmen wir auch mit.« Mit verschränkten Armen und breitbeinig wie ein Cockney-Napoleon stand der Kalfaterersmaat vor seinen Leuten.
»Was Sie nicht sagen«, entgegnete Crozier. »Warum wollt ihr zwei Männer mitschleppen, die sich nicht mal selbst versorgen können?«
»George kann ziehen. Und um Davey wollen wir uns weiter kümmern, wie wir’s schon die ganze Zeit gemacht ham.«
Goodsir trat zwischen den Kapitän und Hickeys Gruppe. »Nein, ihr habt euch nicht um Leys gekümmert, und ihr wollt ihn und George Chambers auch nicht als Begleiter mitnehmen. Ihr wollt sie zum Essen.«
Hodgson blinzelte ungläubig, aber Hickey ballte die Fäuste und gab Magnus Manson ein Zeichen. Die beiden ungleichen Männer traten vor.
»Keinen Schritt weiter«, donnerte Crozier. Hinter ihm hatten die Seesoldaten Hopcraft und Healey, die sichtlich wacklig auf den Beinen standen, ihre langen
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