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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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indessen weiter, genauso wie die heftigen Entladungen am Himmel.
    In der letzten Nacht seines jetzigen Lebens schläft Crozier besonders unruhig. Selbst Silence kann mit ihrer Körperwärme die Kälte vom Fastenhunger nicht mehr ausgleichen.
    Er träumt, dass Silence singt.
    Das Krachen des Eises geht in regelmäßige Trommelschläge über, die den Hintergrund für ihre hohe, süße, traurige Stimme bilden. Ref 17
    Ajaa, jaa, japape!
Ajaa, jaa, japape!
Aja-ja, aja-ja-ja
Aji, jai, ja …
Sag mir, war das Leben auf Erden so schön?

Hier erfüllt mich Freude,
Wann immer über der Erde der Morgen anbricht
Und die große Sonne
Hinauf in den Himmel gleitet.
Aber dort, wo du bist,
Liege ich ängstlich und bebe
Vor Maden und wimmelndem Ungeziefer
Und vor Seegeschöpfen ohne Seele,
Die sich in die Mulde meines Schlüsselbeins bohren
Und meine Augen fressen.
Aji, jai, ja …
Aja-ja, aja-ja-ja
Ajaa, jaa, japape!
Ajaa, jaa, japape!
    Zitternd fährt Crozier aus dem Schlaf. Er sieht, dass Silence schon wach ist und ihn mit ihren dunklen Augen beobachtet. In einem Augenblick blanken Entsetzens wird ihm klar, dass es nicht ihre Stimme war, die ihm dieses Totenlied vorgesungen hat, dieses Lied eines Toten an sein früheres lebendes Selbst. Es war die Stimme seines ungeborenen Sohnes.
    Crozier und seine Frau stehen auf und kleiden sich in feierlichem Schweigen an. Obwohl vielleicht schon Morgen ist, herrscht draußen Nacht. Doch es ist eine Nacht mit tausend flackernden Farben über bebenden Sternen.
    Das krachende Eis klingt noch immer wie Trommelschläge.

66
 
    J etzt bleibt ihm nur noch die Unterwerfung oder der Tod. Oder beides. Sein ganzes Leben lang wäre der Junge und Mann, der er war, lieber gestorben, als sich zu unterwerfen.
    Auch der Mann, der er jetzt ist, würde lieber sterben, als sich zu unterwerfen.
    Und was ist der Tod anderes als die letzte, die äußerste Unterwerfung?
    Die blaue Flamme in seiner Brust will sich weder mit dem einen noch mit dem anderen abfinden.
    Unter den Schlafdecken im Schneehaus hat er in den vergangenen Wochen von einer anderen Unterwerfung erfahren. Es ist eine Art Tod. Eine Verwandlung des Ichs in einen Zustand, der weder Selbst noch Nichtselbst ist.
    Wenn zwei so verschiedene Menschen, die keine gemeinsame Sprache besitzen, die gleichen Träume träumen können, dann können vielleicht auch andere Wirklichkeiten miteinander verschmelzen.
    Er hat große Angst.
    Als sie das Zelt verlassen, tragen sie nur Stiefel, kurze Hosen, lange Strümpfe und dünne Rentierhemden – keinen Anorak. Es
ist bitterkalt, doch nach dem Erscheinen der Mittagssonne ist der Wind abgeflaut.
    Er hat keine Ahnung, wie spät es ist. Die Sonne ist schon vor vielen Stunden untergegangen, und sie haben noch nicht geschlafen.
    Das mahlende Eis bricht mit stetigem Trommelschlag. In der Nähe tun sich neue Rinnen auf.
    Die Aurora borealis wirft Vorhänge aus Licht vom Sternenzenit zum eisweißen Horizont im Norden, Osten, Süden und Westen. Alles, auch der weiße Mann und die braune Frau, wird abwechselnd in rote, violette, gelbe und blaue Schimmer getaucht.
    Jetzt geht er in die Knie und hebt das Gesicht.
    Leicht gebückt steht sie über ihm, als würde sie das Atemloch einer Robbe beobachten.
    Wie sie es ihm beigebracht hat, hängen seine Arme an den Seiten herab. Fest packt sie ihn an den Oberarmen. Ihre Hände sind nackt trotz der Kälte.
    Sie senkt den Kopf und öffnet den Mund. Er öffnet den seinen. Ihre Lippen berühren sich fast.
    Tief einatmend legt sie den Mund auf seinen und bläst hinein, in seine Kehle.
    Hier hatte er bei den Übungen in der langen Winterdunkelheit immer die größten Schwierigkeiten. Den Atem eines anderen einzuatmen ist wie Ertrinken.
    Mit angespanntem Körper konzentriert er sich darauf, nicht zu würgen, sich nicht loszureißen. Unterwerfung.
    Katatjatuuk. Pirqusirarpuuk. Nipaquhiit . An all diese Namen erinnert er sich aus seinen Träumen. Es sind die Namen der Echten Menschen im gesamten nördlichen Eis für das, was sie gerade tun.
    Sie beginnt mit einer kurzen, rhythmischen Tonfolge.
    Sie spielt auf seinen Stimmbändern wie auf dem Rohrblatt eines Holzblasinstruments.

    Die tiefen Klänge breiten sich über dem Eis aus und verschmelzen mit dem Krachen und Pulsieren des Polarlichts.
    Sie wiederholt das rhythmische Thema, lässt diesmal aber kurze Pausen zwischen den Tönen.
    Nun fügt er seinen Atem dem ihrem hinzu und bläst zurück in ihren Mund.
    Sie hat zwar

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