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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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laufen. Mehrere Eisberge haben die arme Fury landwärts getrieben, bis sie an die Küste geworfen wurde, und ihr dann den Weg zur See verstellt. Es gab nicht mal die Möglichkeit, sie rauszuschleppen. Wir mussten zusehen, wie sie vom Eis in Trümmer geschlagen wurde. Um ein Haar wäre nicht mal die Hecla freigekommen. Die Männer mussten ununterbrochen lenzen, und der Zimmermann wurde kaum damit fertig, die schadhaften Stellen auszubessern. Wir haben also die Passage nie zu Gesicht bekommen – nicht einmal unentdecktes Land – und trotzdem ein Schiff verloren. Hoppner kam vor ein Kriegsgericht, und Parry hat das auch als seinen Prozess betrachtet, weil Hoppner die ganze Zeit unter seinem Befehl stand.«

    »Dennoch wurden alle freigesprochen. Und sogar belobigt, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Belobigt, doch nicht befördert.«
    »Aber alle haben überlebt.«
    »Ja.«
    »Ich will diese Expedition überleben, Francis.« Fitzjames’ leise Worte klingen entschlossen.
    Crozier nickt.
    »Wir hätten es wie Parry machen müssen. Schon vor einem Jahr hätten wir beide Mannschaften an Bord der Terror verlegen und die King-William-Insel östlich umsegeln sollen«, stellt Fitzjames fest.
    Nun ist es an Crozier, die Augenbrauen hochzuziehen. Nicht weil Fitzjames der Meinung ist, dass es sich um eine Insel handelt  – daran kann nach ihren Erkundungsfahrten mit dem Schlitten im späteren Sommer kaum mehr ein Zweifel bestehen  –, sondern weil er ihm heute zustimmt, dass sie schon letzten Herbst Sir Johns Schiff verlassen und das Weite hätten suchen sollen.
    Crozier weiß, dass es keine schwerere Entscheidung für einen Kapitän gibt, als das ihm anvertraute Schiff aufzugeben, vor allem in der Royal Navy. Und die Erebus stand zwar unter Sir Johns Oberbefehl, doch ihr eigentlicher Kapitän war von Anfang an Commander Fitzjames.
    »Dafür ist es jetzt zu spät.« Crozier wird sich allmählich seiner Schmerzen bewusst. Die Offiziersmesse grenzt an zwei Außenwände und hat zwei Preston-Scheilichten. Daher ist es kalt im Raum, und die beiden Männer können ihren Atem sehen. Trotzdem hat es hier dreißig oder fünfunddreißig Grad mehr als draußen auf dem Eis. Croziers Füße und vor allem seine Zehen, die langsam auftauen, fühlen sich an, als würden sie mit glühend heißen Stecknadeln bearbeitet.
    »Ja«, pflichtet ihm Fitzjames bei. »Aber es war klug von dir, dass
du im August Ausrüstung und Proviant zur King-William-Insel hast schaffen lassen.«
    »Das ist noch nicht mal ein Bruchteil von der Menge, die wir hintransportieren müssen, wenn wir dort unser Rückzugslager aufschlagen wollen«, bemerkt Crozier schroff. Er hatte angeordnet, zwei Tonnen Kleidung, Zelte, Überlebensausrüstung und Büchsenproviant von den Schiffen an die Nordwestküste der Insel zu transportieren, für den Fall, dass sie die Schiffe im Winter nach kurzer Zeit aufgeben mussten. Aber der Transport ging unglaublich zäh vonstatten und war mit großen Gefahren verbunden. Nach wochenlangen mühseligen Schlittenfahrten hatten sie erst eine TonneVorräte hingeschafft: Zelte, Ersatzplünnen, Werkzeug und einige Kisten Lebensmittel. Nicht mehr. »Dort wären wir diesem Ungeheuer ausgeliefert gewesen«, fügt er leise hinzu. »Im September hätten wir alle in Zelte umziehen können. Wie du weißt, habe ich den Boden für zwei Dutzend große Zelte vorbereiten lassen. Aber das Lager wäre viel schwerer zu verteidigen gewesen als die Schiffe.«
    »Stimmt«, antwortet Fitzjames.
    »Vorausgesetzt, die Schiffe überstehen den Winter.«
    »Ja. Hast du schon gehört, Francis, dass einige Männer – und zwar auf beiden Schiffen – dieses Wesen nur noch ›Terror‹ nennen?«
    »Nein!« Crozier ist gekränkt. Er will nicht, dass der Name seines Schiffs auf solche Weise missbraucht wird, auch wenn sich die Männer nur einen Scherz erlaubt haben. Aber er blickt James Fitzjames in die grünen Augen und erkennt, dass der Commander es ernst meint. »Terror.« Crozier schmeckt Galle.
    »Sie glauben nicht, dass es ein Tier ist«, fährt Fitzjames fort. »Sie meinen, dass seine Durchtriebenheit nicht normal ist, sondern … übernatürlich … dass da draußen auf dem Eis ein Dämon herumschleicht.«
    Crozier ist so empört, dass er am liebsten ausspucken würde.
»Ein Dämon«, faucht er voller Verachtung. »Immer diese Matrosen, die an Gespenster, Feen, Klabautermänner, Seejungfrauen, Flüche und Seeungeheuer glauben!«
    »Ich hab dich auch schon am Mast

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