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Terror

Terror

Titel: Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Parry ist das Fallreep der Hecla runtergekommen, in seinem riesigen Umhang, den er nicht einmal abgelegt hat, als alle Männer versammelt waren. Die meisten waren verkleidet, wir hatten nämlich eine riesige Kiste mit Kostümen an Bord. Als Parry den Umhang schließlich abgeworfen hat, kam darunter seine Verkleidung als altertümlicher Seefahrer zum Vorschein. Erinnerst du dich noch an den Kerl mit dem Holzbein, der in der Nähe von Chatham für ein paar Penny die Fiedel gespielt hat? Nein, dafür bist du noch zu jung. Jedenfalls, Parry – ich glaube, der alte Schweinekerl wäre sowieso lieber Schauspieler geworden als Schiffskapitän – hat ein richtiges Spektakel daraus gemacht. Er hat auf seiner Fiedel rumgekratzt, ist mit dem falschen Holzbein durch die Menge gehüpft und hat gerufen: ›’n Penny für den armen Joe, Euer Ehren, der bei der Verteidigung von König und Vaterland seinen Haxen verloren hat!‹ Die Männer haben sich ausgeschüttet vor Lachen. Aber Hoppner, der diesen Mummenschanz vielleicht sogar noch mehr geliebt hat als Parry, ist als Edelfrau zu diesem Ball erschienen. Gekleidet nach der neuesten Pariser Mode: tiefer Ausschnitt, riesiges, über dem Hintern hochgebauschtes Krinolinenkleid und so weiter. Ich war damals ein wilder Hund, das heißt, noch in den Zwanzigern
und feucht hinter den Ohren, und so bin ich als Hoppners schwarzer Diener gegangen – in einer echten Lakaienlivree, die der alte Henry Parkyns Hoppner in irgend so einem Stutzerladen in London gekauft und eigens für mich eingepackt hatte.«
    »Haben die Männer gelacht?«, fragt Fitzjames.
    »Natürlich, sie haben sich die Seiten gehalten. Parry und sein Holzbein hatten ausgedient, als der alte Henry in Weibsklamotten aufgetreten ist und ich ihm hinten die Schleppe getragen habe. Warum hätten sie nicht lachen sollen? All diese Kaminkehrer, Schleifenmädchen, Lumpensammler und hakennasigen Juden, Maurer und Highland-Recken, Bauchtänzerinnen und Londoner Streichholzgören? Schaut hin! Da ist der junge Crozier, der alternde Seekadett, der es noch nicht einmal zum Leutnant gebracht hat, der meint, er wird eines Tages Admiral, und ganz vergessen hat, dass er in Wirklichkeit nur ein irischer Schuhputzer ist.«
    Eine Weile bleibt Fitzjames stumm. Crozier lauscht dem Schnarchen und Furzen aus den knarrenden Hängematten vorn im Schiff. Über ihnen an Deck stampft ein Wachposten mit den Füßen, damit sie ihm nicht erfrieren. Crozier bedauert, dass er sich so hat gehen lassen. Wenn er nüchtern ist, spricht er mit niemandem so. Andererseits hätte er nichts dagegen, wenn Fitzjames noch einmal den Weinbrand herausholen würde. Oder den Whiskey.
    »Wann sind die Fury und die Hecla wieder aus dem Eis freigekommen?«
    »Im folgenden Sommer, am 20. Juli«, erwidert Crozier. »Und den Rest der Geschichte kennst du wahrscheinlich schon.«
    »Ich weiß nur, dass die Fury aufgegeben werden musste.«
    »Richtig. Wir sind an der Küste der Somerset-Insel entlanggekrochen, um am Packeis vorbeizukommen. Gleichzeitig mussten wir auch höllisch auf diese gottverdammten Kalkbrocken aufpassen, die immer wieder von den Klippen heruntergestürzt sind.
Fünf Tage nachdem das Eis nachgegeben hat, geraten wir in den nächsten Sturm, und die Fury läuft auf einer Geröllnehrung auf Grund. Wir haben sie freigekriegt – mit Hilfe von Eisschrauben und Körperkraft. Aber dann frieren uns beide Schiffe ein, und ein verfluchter Eisberg, fast so groß wie der Koloss zwischen der Erebus und der Terror , quetscht die Fury gegen das Küsteneis. Das Ruder reißt ab, Planken zerbersten, die Rumpfplatten lösen sich, und die Mannschaft schuftet Tag und Nacht an den Pumpen, damit sie nicht absäuft.«
    »Und eine Zeitlang ist es gutgegangen«, souffliert Fitzjames.
    »Ungefähr vierzehn Tage. Wir haben sogar versucht, sie an einem Eisberg zu vertäuen, aber die verdammte Leine ist einfach gerissen. Schließlich wollte Hoppner sie hieven, um an den Kiel zu kommen – so ähnlich, wie es Sir John mit der Erebus vorhatte  –, doch dann kam der nächste Schneesturm, und es war vorbei mit diesem Plan. Jetzt waren beide Schiffe in Gefahr, auf die Leeküste der Landspitze gedrückt zu werden. Irgendwann sind die Männer dann einfach an den Pumpen zusammengebrochen  – sie waren so ausgemergelt, dass sie die Befehle nicht mehr verstanden haben. Am 21. August schließlich hat Parry alle Mann an Bord der Hecla kommandiert und abgelegt, um nicht mit ihr auf Grund zu

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