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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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genähert. Er mustert uns und gluckst etwas. Als er Anstalten macht näher zu kommen, zieht Luca mich an sich und umarmt mich. Ich löse mich von ihm und schaue ihn fragend an.
    »Nur zur Tarnung. Vielleicht glaubt er, wir hätten uns zum Knutschen hier getroffen .«
    Ich muss lachen , aber ich spüre auch die Hitze in mein Gesicht steigen.
    »Also, ich lasse mir was einfallen«, sagt er. Mein Gefühl, was Luca betrifft, war nicht verkehrt. Seit er Kayla auf dem Platz von Kolonie D gerettet hat, fühlt er sich für sie verantwortlich. Aber ich habe wenig Hoffnung. Außerdem würde es mir besser gehen, wenn ich ihn nicht mit da hineinziehen müsste. Er muss ja nicht auch noch sterben. Und trotzdem hat es etwas Beruhigendes, Luca an meiner Seite zu wissen. Er strahlt etwas aus, das mir das Gefühl gibt, wenn Kayla bei jemand in Sicherheit ist, dann bei ihm.
    » Wir werden sie retten«, sage ich, aber ich weiß, es ist völlig unmöglich, ihnen zu entkommen. Selbst wenn wir es aus dem Lager schaffen würden, der Chip verrät ihnen jederzeit, wo wir sind. »Wir bringen sie hier raus«, sage ich trotzdem, weil es gut ist, es laut auszusprechen. Es hat so etwas Greifbares. Mit dem Saum meines Shirts wische ich mir die Tränen vom Gesicht.
     
    »Zieh dich bitte ganz aus«, sagt die Frau im weißen Kittel zu mir. Sie hat mich gleich nach Sonnenaufgang holen lassen. Mir steht der Schweiß auf der Stirn, meine Hände sind ganz nass. Ich habe riesige Angst. Nervös blicke ich mich um. Das Funktionshaus wäre schon gruselig genug, allein wegen seiner Einrichtung, aber das Wissen, dass niemand es mehr lebend verlässt, treibt mich in die Panik. Meine Finger zittern so heftig, dass ich die Knöpfe meiner Jacke kaum aufbekomme.
    Ich versuche mich abzulenken, indem ich die merkwürdigen Gerätschaften betrachte, die überall herumstehen; kleine metallene Schränke, Apparate mit runden Fenstern, Gläser in verschiedenen Formen, Spritzen in unterschiedlichen Größen. Ich sehe Tische, ganz aus Stahl, so lang, dass man bequem darauf liegen kann, aber keine Betten, und es gibt nur diesen einen Raum. Kein Winkel in dem Sven oder Jasmin sich versteckt haben könnten.
    Ich atme tief ein und wieder aus. Wenn es so sein soll, dann soll es so sein, denke ich. Ändern kann ich es sowieso nicht. Luca wird sich um Kayla kümmern, da bin ich sicher. Selbst wenn nicht, hat es in diesem Moment etwas Beruhigendes, zu wissen, dass Kayla krank ist. Dass sie mir bald nachfolgen wird. Ich weiß, ich sollte so nicht denken, aber irgendwie fühlt es sich besser an, in dem Wissen zu sterben, Kayla wird nicht mehr lange leben. Denn wenn auch sie bald stirbt, dann kann ihr nicht mehr viel Schlimmes passieren. Dann muss ich weniger Angst um sie haben. Entschlossen knöpfe ich meine Jacke auf und ziehe mich aus.
    Die Frau steht mit dem Rücken zu mir. Sie rührt mit einem Stäbchen in einer trüben Flüssigkeit herum und spricht in ein kleines silbernes Kästchen. »Brenna Holzmann, weiblich, siebzehn Jahre, Schwester von Kayla, Tochter von Susann und Stefan.« Sie legt das Kästchen beiseite und dreht sich zu mir um.
    Es fühlt sich merkwürdig an, so unbekleidet vor einer fremden Person zu stehen. Sie mustert mich ganz genau und kneift dabei die Lippen zusammen. Ich hebe die Arme und verschränke sie vor meiner Brust. Sie soll endlich machen, weswegen sie mich geholt hat, damit ich es hinter mir habe. Hoffentlich tut es nicht weh. Wird es wehtun?, frage ich Mutter. Meine Füße fühlen sich eisig an. Es ist kalt hier drin. Aber wozu sollten sie heizen, die, die zum Sterben herkommen, brauchen keine Wärme mehr.
    Die Frau kommt näher. Sie steckt sich ein Hörgerät in die Ohren. Dieses Gerät kenne ich. Bevor die Babys ihren Chip bekommen, werden sie damit untersucht. Marco hat gesagt, damit können sie hören, ob das Herz gesund ist. Es fühlt sich kalt an, als sie es mir auf die Haut drückt , noch kälter, als es hier sowieso schon ist. »Tief Luft holen«, sagt sie.
    Danach sieht sie mir in die Ohren, in den Mund, misst meine Größe und überprüft mein Gewicht. Jeden Wert spricht sie in das silberne Kästchen und kommentiert ihn. Jetzt weiß ich, dass ich meinem Alter entsprechend groß bin, mein Gewicht im unteren Drittel liegt und der Zustand meiner Zähne zufriedenstellend ist. Wozu sie das brauchen, wenn ich doch gleich tot sein werde?
    »Wie geht es deiner Schwester ?«, fragt sie, während sie etwas in den Ausleser tippt.
    »Gut«, sage ich

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