Tesarenland (German Edition)
fremde Gerätschaften mit Ehrfurcht. »Haben die Menschen früher so gelebt?«, frage ich den Alten.
Er nickt.
»Wohnst du hier?«, will Luca wissen und seine Stimme klingt ungewöhnlich kalt.
»Nein, ich bin so was wie ein Haussklave. Hier wohnt eine Frau, Medizinerin«, sagt er mit seiner heiseren, tonlosen Stimme. »Sie ist schon einige Zeit nicht zu Hause. Ich sorge dafür, dass die Elektronik im Haus nicht aufgibt. Immer mehr und mehr in der Stadt zerfällt. Deswegen holen sie in letzter Zeit so viele Sklaven aus den Kolonien. Die Tesare sind nicht begeistert deswegen, und auch, weil alles kaputt geht.« Er lacht bitter, schaut Luca ins Gesicht und reibt sich über sein bärtiges Gesicht. »Sie haben sich an viele unserer Annehmlichkeiten gewöhnt.«
Luca läuft in der Küche herum, öffnet Schränke, dreht an Knöpfen und untersucht Behälter mit Lebensmitteln.
»Heißt das, meine Mutter könnte irgendwo in der Stadt sein?«, frage ich Luca und mein Herz beginnt, hoffnungsvoll zu klopfen.
Er dreht sich langsam zu mir um, die Lippen fest aufeinandergepresst. Der Ausdruck in seinen Augen dämmt meine Freude sofort. »Es ist möglich, aber sie zu suchen, in einer so großen Stadt wie dieser, wo an jeder Ecke ein Wächter darauf lauert, seinen Speer benutzen zu können, ist zu riskant.«
Luca hat recht. Ich kämpfe die aufsteigenden Tränen hinunter. Für einen Augenblick hat es sich schön angefühlt, zu hoffen. Aber selbst, wenn die Möglichkeit besteht, dass sie irgendwo in der Nähe ist, sie würde wollen, dass wir uns so schnell es geht, in Sicherheit bringen. Trotzdem wäre es schön, sie wissen zu lassen, dass wir es wirklich geschafft haben, dass wir nicht mehr länger Gefangene sind. Vielleicht würde ihr das Wissen darum, ihr Leben etwas leichter machen.
»Was habt ihr denn da ?«, will der Alte wissen und nickt in Richtung der zerfetzten Stoffe, die wir von den Sitzen der Autos gezerrt haben, um darin die Funkgeräte zu verstecken.
Luca wirft einen raschen Blick auf das Paket in meinem Schoß, dann schaut er den Alten misstrauisch an, als würde er abwägen, ob er es riskieren kann, ihm die Wahrheit zu sagen. Anscheinend hat der Alte die Prüfung bestanden. »Funkgeräte aus den Polizeiautos.«
Der Alte nickt und lächelt Luca versonnen an. »Du willst die Rebellen kontaktieren.« Luca setzt seine Untersuchung der Einrichtung fort. Er lässt etwas in seiner Tasche verschwinden und zuckt mit den Schultern.
»Keine Sorge, ich verrate euch nicht. Hast du denn schon einen Plan, wie du die Teile in Gang bringen willst ?« Der Alte sagt nichts dazu, dass Luca etwas eingesteckt hat. Er zieht einen Stuhl vom Tisch zurück und setzt sich neben mich.
»Wir klauen eine … Autobatterie .« Mir will das Wort nicht sofort einfallen, deswegen zögere ich. Der Alte lacht heiser auf. Luca lässt sich davon nicht beeindrucken, doch ich bin verunsichert.
»Ich kenne eine einfachere Lösung .«
»Die wäre ?«, will Luca wissen. Die Kälte in seiner Stimme sagt mir deutlich, dass er noch nicht bereit ist, dem Mann sein ganzes Vertrauen zu schenken. Er hat uns zwar vor den Tesaren gerettet, aber in Lucas Augen ist das noch nicht genug. In seinem Gesicht kann ich lesen, dass er nicht wirklich böse ist, er ist nur vorsichtig. Deswegen setzt er sich auch nicht mit an den Tisch, damit er bereit ist, mich zu beschützen. Soweit kenne ich Luca mittlerweile. Er wird in seiner Aufgabe Kayla und mich zu schützen, nie nachlässig. Auch in der Nacht hat Luca kaum geschlafen, sondern immer auf die Tür geachtet. Mehrmals ist er durch das Haus geschlichen, um nach dem Rechten zu sehen. Und Kayla hat er nicht zurückgelassen, ohne dafür zu sorgen, dass keiner das Haus betreten kann. Er hat eine der stinkenden Mülltonnen direkt vor die Haustür geschoben. Keiner rührt die freiwillig an.
Ich mustere Luca aufmerksam. Er steht mit dem Rücken zum Tisch, aber die Muskeln in seinem Nacken sind angespannt. Das erste, was er getan hat, als wir in die Küche gekommen sind, er hat seine Jacke ausgezogen, damit er sich besser bewegen kann. Das hat er in den letzten Tagen öfter gemacht. Erst habe ich nicht begriffen warum. Draußen ist Winter und ohne Jacke kann man es kaum aushalten. Aber jetzt ist mir eingefallen, warum er das tut. Er tut viele Dinge, die mich darauf schließen lassen, dass er genau weiß, was er tut. Deswegen fühle ich mich sicher in seiner Nähe.
»Sag mir erst, warum du die Rebellen erreichen willst ?«,
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