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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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hier.«
    »Wo?«
    Tessa deutet mit dem Kopf auf die Bank. »Sie sitzen nicht mehr an ihrem Platz. Sie ist so eine Blonde. Groß. Ziemlich dünn.« Sie drückt Charlottes Hand. »Da. Kennst du die?«
    Charlotte dreht sich in die Richtung, und gemeinsam beobachten sie, wie Nick mit der jungen Frau wieder ins Restaurant geschlendert kommt.
    Charlotte schüttelt den Kopf und dreht sich wieder zu Tessa. »Kenne ich nicht.«
    »Was macht sie hier? Der betrügt mich doch bestimmt?«
    »Dann würde sie doch nicht hierherkommen, aber frag ihn doch einfach.«
    Tessa schüttelt heftig den Kopf. »Habe ich schon. Er streitet ab. Sagt, ich sei paranoid. Vielleicht sollte ich sie fragen.«
    Nick kommt auf die beiden zu. Und bleibt vor ihnen stehen.
    »Wo ist deine Freundin?«, fragt Tessa und reckt ihren Kopf über seine Schulter. Aber die Blonde hat sich bereits wieder hingesetzt, also starrt sie ihn böse an.
    Charlotte lächelt den beiden zu und verschwindet, ohne dass es die beiden mitbekommen.
    »Nicht jetzt, okay. Da läuft nix.« Nick nimmt Tessas Hand, die sie versucht wegzuziehen. Sein Griff ist stärker. Dann spürt sie, wie er ihr ein Päckchen in die Hand drückt. Er beugt sich dicht an ihr Ohr. »Hier. Geh doch mit Jens aufs Klo. Da ist noch ein Rest drin. Mach’s weg.«
    Ihre Wut verblasst, aber so einfach will sie es ihm nicht machen. Sie starrt ihn trotzig an. »Woher hast du das?«
    »Magst du nicht? Dann gib es mir wieder.« Er hält ihr die offene Hand entgegen, doch Tessa dreht sich zu Jens um und winkt ihn zu sich.
    Jens deutet mit dem Finger auf sich, ein großes Fragezeichen in seinem Gesicht, er dreht seinen Kopf nach links und rechts. Und Tessa muss lachen. Sie wendet sich Nick zu, und das Lächeln in ihrem Gesicht ist wieder verschwunden. »Okay. Danke.«
    Gemeinsam mit Jens geht sie in die Damenklos. Sie quetschen sich in die enge Kabine. Tessa ignoriert die voll gepinkelte Klobrille, schließt mit ihrem Absatz den Deckel, der laut zuknallt. Sie hockt sich vor das Klo, leert das Päckchen auf dem Deckel, versucht zwei gleich­mäßige Lines zu ziehen, doch ihre Hände zittern zu sehr. Tessa beugt ihren Arm nach hinten und ruft: »Schein.«
    »Jawoll.«
    Mit einem Lächeln dreht sie sich zu Jens um. »Dann gib schon.«
    Er grinst sie an und reicht ihr den fertig gerollten Fünfzig-Euro-Schein. Sie beugt sich über den Klodeckel und zieht das Kokain hoch. Etwas zu schnell springt sie auf, und ihr wird schwarz vor Augen. Sie muss sich bei Jens festhalten, der sie schützend greift. »Alles klar bei dir?«
    Sie sieht ihm ins Gesicht. Mag das Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Sie registriert die feinen Lachfalten um seine klaren Augen. Der Moment zieht sich hin, sie spürt den leichten Druck seiner Hände auf ihren Oberarmen. Ihr Herz rast, die bleierne Trunkenheit verschwindet. Sie nickt ihn an. Langsam entfernen sich seine Hände von ihrem Körper, und sie spürt auch danach noch die Berührung seiner Finger auf ihrer Haut. Hastig wendet sie den Blick ab, reicht ihm wortlos den Schein.
    Er bückt sich, zieht ebenfalls das Kokain vom Klodeckel, und noch bevor er hochkommt, reißt sie die Tür auf und verlässt die Toiletten. Jens holt sie kurze Zeit später ein. »Danke noch mal.«
    »Da musst du dich nicht bei mir bedanken.« Sie geht schneller, dreht sich nicht mehr zu ihm um. Sie muss Nick suchen.
    Mittlerweile hat sich auch der vordere Bereich geleert, die wenigen Verbliebenen sind in Aufbruchsstimmung. Verabschiedungen werden sich zugerufen. Alle umarmen sich. Tessa dreht sich weg. Die Tischdecken sind schon abgezogen, und der ungewohnte Anblick des kargen Holzes stimmt sie traurig. Sie sieht zur Bankreihe, weder Nick noch die Blonde sitzen an ihrem Platz, ihr Blick wandert weiter, und sie entdeckt Nick mit einem Kellner an der Bar und sieht, wie er zahlt.
    Erleichtert sieht sie sich nach Jens um, will irgendwas Nettes sagen, aber er steht nicht mehr hinter ihr. Sie geht in den hinteren Bereich, um nach ihrem Jäckchen zu suchen. Eine noch halb volle Rotweinflasche steht verloren auf dem Tisch. Sie greift nach einem halbwegs sauberen Glas, gießt sich Wein ein, nimmt einen kleinen Schluck. Ihr Blick gleitet über die Bank auf der Suche nach ihrer Jacke. Sie entdeckt sie zusammengeknautscht auf dem braunen leder­be­spann­ten Sitz. Goldene Glitzersterne haben sich in dem Stoff verfangen. Sie umrundet den Tisch und muss sich dabei an der Kante festhalten, weil ihr wieder schwindlig wird. Sie setzt

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