Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
Vom Netzwerk:
er da? Sie geht wieder zurück ins Bett. Sie muss erst einmal nachdenken. Mit geschlossenen Augen lehnt sie sich langsam zurück in die Kissen. Aber kein klarer Gedanke will kommen. Welcher Tag ist überhaupt? Dieser scheiß Staubsauger, er zerrt an ihren Nerven. Sie versucht, das Geräusch auszublenden, doch das Brummen wird dadurch nur noch lauter. Sie tritt die Decke weg, richtet sich auf und schließt das Fenster. Das Geräusch ist nun wesentlich leiser, dennoch hält es sie weiter vom Nachdenken ab. Sie verkriecht sich wieder unter die Decke, aber die Luft ist zu stickig, und sie bekommt zu wenig Sauerstoff zum Atmen. Genervt schlägt sie die Decke zur Seite und starrt die Tür an. Eigentlich will sie nicht, aber sie kann nicht anders.
    Widerwillig steht sie auf und geht ins Wohnzimmer. Sie kniet sich vor die Couch und beobachtet Nicks gleichmäßige Atemzüge. Seine Haare sind zerzaust, und sie gibt dem Drang nach, sie noch mehr zu verwuscheln. Ein Gefühl von Liebe überschwemmt sie. Sie starrt ihn an, piekst mit ihrem Zeigefinger in das Grübchen in seinem Kinn. Dicke tiefschwarze Haare bohren sich durch die dünne Haut am Hals und Gesicht. Ein paar Wurzeln haben sich bis auf die Wangen verirrt. Sie tastet mit der flachen Hand über die Borsten, und es kitzelt leicht. Dann hebt sie vorsichtig sein linkes Augenlid an. Erst einmal viel Weiß. Sie schaut gebannt, wie sein Augapfel herumkreist, und beugt ihren Kopf dicht über seinen, um dieses Schauspiel genauer zu betrachten, als die Pupille sie starr fokussiert. Sie lässt das Lid los, springt ein Stück zurück und landet auf ihrem Po.
    »Was machst du da?«, fragt er sie, ohne sich zu ­bewegen.
    »Nichts«, antwortet sie knapp.
    Sie starren sich an.
    »Kommst du mit ins Bett?«, fragt sie ihn betont gleichgültig.
    Nick guckt sie distanziert an. Er antwortet nicht.
    Und Tessa bekommt plötzlich Angst. »Es tut mir leid wegen gestern Nacht. Ich war betrunken.«
    Nick starrt sie weiter an, ohne etwas zu sagen.
    Ihr wird auf einmal bewusst, wie hässlich sie aussehen muss. Sie versucht, sich vorteilhafter hinzusetzen, dafür winkelt sie ihre Beine an und setzt sich aufrecht. Ein heftiger Schmerz zieht über ihre Schläfe bis ins Auge. Sie stöhnt laut und beugt sich nach vorne, um ihre Stirn auf den Flokati zu legen, und wartet, bis sich der Schmerz auflöst. Der intensive Geruch von Schaf kratzt in ihrer Nase, sie richtet sich vorsichtig wieder auf. »Willst du nicht auch was sagen?«
    Doch Nick antwortet nicht, er hat seine Augen wieder geschlossen.
    »Alles ist so schlecht«, klagt Tessa und reibt sich die Schläfe, der Schmerz in ihrem Kopf will nicht weichen. »Ich bin unglücklich.«
    Sie sieht wieder Nick an, der sich nicht rührt, und stupst ihn in die Brust. »Nick.«
    Ohne seine Augen zu öffnen, erwidert er: »Nicht, Tessa.«
    »Was, nicht?«, fragt sie gereizt.
    »Fang jetzt nicht wieder an.« Er hat die Augen geöffnet und sieht sie ausdruckslos an. »Lass den neuen Tag nicht so beginnen, mit: Alles ist so schlecht. Hör auf mit deinen negativen Energien.«
    »Aber du sagst ja nichts. Warum bist du nicht wieder abgehauen letzte Nacht?«
    »Da bin ich mir im Moment auch nicht mehr sicher.«
    »Was?« Sie zieht hörbar die Luft ein und wartet auf eine Reaktion. Aber Nick bleibt stumm. »Du machst mich lächerlich, wenn du andere Frauen anbaggerst.«
    »Du bist krankhaft eifersüchtig. Und willst dich nur streiten. Du bist ja jetzt auch schon wieder fast am Brüllen. Dabei habe ich gerade erst die Augen aufgemacht.«
    Beherrscht antwortet sie: »Ich brülle nicht. Ich will nur über unsere Beziehung reden.«
    »Du willst dich streiten, du willst deine schlechte Laune an mir ablassen. Ich glaube nicht mal, dass du mich liebst. Du misstraust mir bei allem, was ich tue. Ständig habe ich das Gefühl, du lauerst darauf, dass ich irgendwas falsch mache. Deine bösen Blicke verfolgen mich.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Sie blickt ihn argwöhnisch an. »Liebst du mich eigentlich noch?«
    Nick steht auf, greift nach seinen Sachen und verschwindet im Bad.
    Sie kreischt ihm hinterher. »Ich hasse dich! Immer musst du abhauen. Immer gehst du, wenn ich mit dir reden will.« Sie knallt ihren Kopf auf das Parkett. Sie will dieses Gefühl nicht haben. Ein dumpfer Schmerz, den sie kaum spürt. Mit dem Kopf bleibt sie auf dem Boden liegen. Wenn doch nur irgendwas geschehen könnte, womit ihr Leben wieder schön werden würde. Sie atmet tief ein und wieder aus. Dann

Weitere Kostenlose Bücher