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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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Couch, und die beiden starren sich an.
    »Komm zu mir«, flüstert sie.
    Er kniet sich zu ihr hinunter und neigt seinen Kopf. Ihre Lippen berühren sich. Seine Zunge führt er drängend in ihren Mund, ohne ihre Lippen vorher behutsam liebkost und gespürt, gefühlt zu haben. Einen Moment ist sie verunsichert, dann erwidert sie seinen Kuss, findet langsam mit ihm einen Rhythmus, und während ihre Gedanken leiser werden, wandert sein Mund ihren Hals hinab, er will sich tiefer herunterbeugen, will sie zwischen den Schenkeln küssen, und sie denkt, dass es da nicht ganz so unschuldig ist, wie sie sich in diesem Moment fühlt. Sie zieht ihn zu sich hoch, ihre Lippen finden sich wieder, und sie drängt ihren Unterleib an seinen, spürt seinen harten Schwanz und versucht seine Hose zu öffnen.
    Er nimmt ihre Hand und entschuldigt sich: »Nicht so schnell.«
    Die Falte zwischen ihren Brauen vertieft sich, und sie wird wütend, weil sie doch weiß, was sie jetzt will und vor allem keinen Satz wie diesen. Er will sie wieder küssen, aber sie drängt ihn von sich und starrt ihn bösartig, widerwillig an.
    »Was ist?«, fragt er verwirrt.
    »Du musst jetzt gehen«, sagt sie ihm knapp und unfreund­lich.
    »Okay«, sagt er.
    Und sie schiebt ihn aus der Haustür, wankt ins Bett und kann eigentlich nur nicht mehr. Sie schläft sofort ein.
    Ein paar Stunden später wacht Tessa auf, weil sie aufs Klo muss. Graues Licht schimmert durch die Fenster. Es ist hell genug, um keine Lampe einschalten zu müssen. Die Stille der frühen Morgenstunde lastet schwer in der Luft, kein Vogelgezwitscher, nur das laute Summen des Kühlschranks dringt durch ihre kleine Wohnung. Sie schwankt und stößt mit dem Oberschenkel an die Bade­zim­mer­tür, den Schmerz spürt sie kaum. Als sie auf dem Klo sitzt, fängt sie an zu weinen. Sie vermisst Nick. Ihre Nase ist verstopft vom Heulen, und genervt atmet sie durch den Mund. Sie will doch nur geliebt werden. Keine fremden Männer. Sie geht ins Wohnzimmer, das deprimierende Licht fällt auf ihr angefangenes Bier, sie schnappt sich die Flasche, geht damit in die Küche. Ihre Klamotten schiebt sie vom Küchenstuhl, sie setzt sich und greift auf dem vollgemüllten Tisch nach ihren Zigaretten. Es sieht so scheiße hier aus, denkt sie, während sie sich eine anzündet. Sie trinkt einen Schluck und muss sich schütteln. Es ist lauwarm und schmeckt vielleicht deshalb umso bitterer. Immer ist sie allein. Ihr Herz zieht sich zusammen, und ihre Brust fängt an zu schmerzen. Sie schnieft und muss wieder anfangen zu heulen, weil sie so unendlich traurig ist. Es soll alles wieder schön werden. Sie rückt den Stuhl näher ans Fenster, und abwechselnd zieht sie von ihrer Zigarette und trinkt von ihrem abgestandenen Bier, dabei beobachtet sie, wie hoch oben über ihr Vögel ihre Kreise ziehen. Der weite Himmel. Sie fühlt sich klein, unbedeutend. Der Himmel sieht weit weg aus. Wo fängt der Himmel an, und wo hört er auf? Die dunklen Vögel formieren sich um. Einer der Vögel kriegt es nicht hin und fällt zurück. Hektisch flattern seine Flügel, aber er bleibt im Abseits. Keiner will sie.

Nur mit einer alten Unterhose bekleidet, steht Tessa am Herd und macht sich einen Espresso. Während sie auf das Blubbern der Espressomaschine wartet, zwängt sie sich in ihre enge Jeans, die neben dem Herd auf dem Boden liegt. Der Knopf kneift in ihren Bauch, als sie sich an den Küchentisch setzt. Sie guckt auf ihre nackten Brüste runter, die unschön herabhängen, und setzt sich schnell gerade hin. Nick hat sich noch nicht gemeldet. Sie starrt eine Weile das Handy an, bevor sie sich entschließt, ihn selber anzurufen. Nach dem achten Frei­zeichen nimmt er ab. Seine Begrüßung klingt ver­schlafen.
    »Hattest du eine tolle Nacht?«, fragt sie ihn sofort und gar nicht freundlich. Scheiße, so wird das nichts, denkt sie.
    »Ja, es war nett«, kommt es schlecht gelaunt zurück.
    »Ah, ja?« Arschloch, Arschloch. Aber laut sagt sie: »Wir müssen reden.«
    »Was ist denn?«, fragt er distanziert.
    »Können wir uns auf einen Kaffee treffen?«
    »Kannst du es nicht am Telefon sagen?«
    Tessa ist ungeduldig. »Nein.« So ein arrogantes Arschloch.
    »Na, komm«, sagt er, seine Stimme milder.
    »Ich kriege Besuch und brauche meine Schlüssel zurück«, erwidert sie.
    »Wer kommt denn?«
    »Kennst du nicht.«
    »Kenne ich nicht, ja?«
    »Können wir uns treffen?«
    »Willst du dir die Schlüssel hier abholen?«
    »Nein, ich will einen

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