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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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ordentlich in zwei Häufchen teilt, um dann gleich große Linien zu ziehen. Ungeduldig wartet sie auf ihre Nase Kokain.
    Als jemand plötzlich an die Klotür hämmert, erschrickt sie, und der Typ steht eilig auf, wobei er den Klodeckel dabei ein kleines Stückchen hochreißt. Tessa entdeckt entsetzt, dass sich das Kokain auf dem gesamten Deckel verteilt hat. Es klopft wieder hart, und der Typ schiebt sie unsanft zur Seite, um die Klotür einen Spalt zu öffnen und hinauszuschielen. Die Tür wird aufgerissen, dabei verliert sie fast das Gleichgewicht, sie muss sich an der Wand abstützen, und ein zweiter Mann zwängt sich mit in die Kabine. Er lacht, und seine Augen blitzen sie frech an. Er sieht wesentlich attraktiver aus als der andere. Dunkles kurzes Haar, das ihm weich in die Stirn fällt. Er trägt ein weißes Hemd, die oberen zwei Knöpfe sind geöffnet, es sieht leicht durchweicht aus, wahrscheinlich vom Tanzen, und hängt ihm aus der grauen Hose raus. Der andere bückt sich wieder und kratzt das auf dem Klodeckel verteilte Kokain zu einem Haufen zusammen. Genervt beobachtet Tessa, wie er jetzt drei Lines zurechtschiebt. Er packt seine Karte wieder zurück ins Portemonnaie und kramt sich durch Bons und Quittungen auf der Suche nach einem Schein. Er schüttelt den Kopf. Tessa schließt die Augen wieder, versucht sich zu entspannen. Als sie ihren Kopf an die Klowand lehnen will, knallt er laut dagegen, und erschrocken fasst sie sich an ihren Hinterkopf. Die beiden Typen starren sie an.
    Sie schüttelt den Kopf. »Nichts passiert.«
    Die Blicke wenden sich wieder von ihr ab. Als ihr ein labbrig gerollter Schein gereicht wird, bückt sie sich vor das Klo, und während sie das achtlos neben die Toilette geworfene Klopapier registriert, zieht sie kräftig das Kokain hoch. Beim Aufrichten wird ihr kurz schwarz vor Augen. Sie reicht den Schein weiter. Sie hält die Enge der Kabine nicht weiter aus, es ist zu heiß, sie fängt an zu schwitzen. Sie braucht dringend einen Drink. Panisch schaut sie die beiden Typen an. Sie reden irgendwas, aber sie kann es nicht verstehen, weil ihre Ohren mit Watte zugestopft scheinen und auch hier laut die Musik bummert. Der Hinzugekommene öffnet die Tür, dreht sich zu ihr um, sagt etwas, seine Lippen bewegen sich. Sie nickt einfach, ohne ihn verstanden zu haben. Er greift nach ihrer Hand, sie lässt sich von ihm mitziehen und schiebt sich durch die Menge. Verschwitzte Leiber reiben an ihren nackten Oberarmen.
    An der Bar angekommen, starrt sie in das Gesicht, dessen Mund sich weiter zu Wörtern formt. Ohne ihn zu verstehen, sagt sie: »Cuba Libre.« Und hört nicht einmal ihre eigene Stimme. Sie dreht sich zurück zur Menge, Stofffetzen bewegen sich zur Musik. Nasse Haare blitzen in bunten Farben. Sie schmeckt das Kokain in ihrer Kehle. Ihr ist übel. Kälte an ihrem Dekolleté lässt sie zusammenzucken. Der Typ hält ihr das kalte Glas vor die Nase und grinst blöd. Arschloch. Ihre Nase läuft, ihr Herz rennt. Sie hält das tropfende Glas an ihre Stirn. Sie schwitzt. Sie will sich übergeben. Vielleicht will sie nur raus. Sie dreht sich mit dem Glas wieder zur Bar um, und der Typ fängt sie, als sie vom Barhocker rutscht.
    Später sitzen sie in ihrer Wohnung. Sie hat einen kurzen klaren Moment und hört sich irgendeinen Scheiß reden. Sie ist drauf, kann sich nicht konzentrieren. In ihren Ohren rauscht es, und es fühlt sich an, als hätte sie Wasser in den Ohren. Sie muss die Augen öffnen und wieder schließen, um ihren Blick fokussieren zu können. Ihre Nase läuft. Was macht sie hier bloß? Der Typ faselt auch irgendwas vor sich hin. Vor ihnen auf dem Tisch liegt ihr Badezimmerspiegel voller Kokain. Also weitermachen. Der Kampf, alles wegzumachen. Rot­wein­flaschen bedecken den Tisch. Draußen ist es schon hell. Sie schaut nicht auf die Uhr. Sie verspannt sich immer mehr, weil sie weiß, dass sie fallen wird, wenn sie sich entspannt. Dann wird die Dunkelheit auf sie einkrachen. Sie will wieder betrunken werden, aber das viele Koks hält sie davon ab. Der Körper fühlt sich nicht mehr wie der eigene an. Die Gedanken kommen zu langsam, und doch kann sie ihnen nicht folgen. Ihr Gegenüber starrt sie mit schwarz verfärbten Rotweinlippen an. Er sitzt da in seinen schlabbrigen Boxershorts. Ihr wird klar, dass sie ihn schnell loswerden muss. Das Koks strahlt sie vom Spiegel an. Er hält plötzlich auch die Klappe, vielleicht hat ihm sein schlaffer Schwanz nachhaltig die Sprache

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