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Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
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rührt sich. Unentschlossen bleibt sie einen Moment stehen, bevor sie sich widerwillig in die Sonne setzt.
    Tessa atmet tief durch, bevor sie ihm entschlossen verkündet: »Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. Ich brauche eine Pause.«
    »Ich habe Ähnliches gedacht«, sagt Nick in einem ruhigen, fast besonnenen Tonfall.
    Irritiert sieht sie zu ihm auf. Die Sonne steht hoch, und der helle Bürgersteig blendet. Das grelle Licht schmerzt in ihren Augen, und sie kneift sie zu engen Schlitzen zusammen. »Du wolltest eine Pause? Warum sagst du dann die ganze Zeit nichts. Ich habe gewusst, dass du mir was verheimlichst. Und du tust die ganze Zeit so, als sei ich nicht normal. Als würde ich mir Sachen einbilden. Du Arsch.« Tessa steht wütend auf und knallt dabei den Stuhl nach hinten um.
    Nick greift nach ihrem Arm, er steht ebenfalls auf. »Hey, warte mal, du hast doch eben vorgeschlagen, eine Pause zu machen.«
    »Ja, du Idiot, weil mir deine Heimlichtuerei auf die Nerven gegangen ist. Und jetzt gibst du offen zu, dass du dir die ganze Zeit überlegt hast, wie du mich loswerden kannst.«
    »Tess, spinnst du?«
    »Nee, Nick, du verstehst immer noch nicht, um was es geht.«
    »Um was geht es denn?«
    »Ich erkläre es dir nicht, da du es ja anscheinend ­sowieso nicht begreifst.«
    Sie macht sich los und haut ab.

Im Club. Vier Uhr morgens. Tessa steht alleine neben der Tanzfläche und wiegt ihre Hüften im Takt der Musik. Charlotte ist gerade gegangen, aber das ist ihr egal, sie ist angenehm betrunken, kein Grund also, der Nacht ein Ende zu bereiten. Als der nächste Song mit einem komplizierten Breakbeat anfängt, kommt sie aus dem Takt, und auf einen Schlag langweilt sie sich, alleine am Rande der Tanzfläche zu stehen. Ihr Drink ist alle, trotzdem umklammert sie das leere Glas. Sie sieht sich nach einem bekannten Gesicht um, eigentlich hofft sie, Nick zu entdecken. Seit mehr als zwei Wochen hat sie ihn nicht mehr gesehen, und sie überlegt sich Sätze, die sie sagen kann, wenn sie unerwartet auf ihn trifft. Sie will ihn nicht anrufen, denn er soll zuerst bei ihr anrufen. Am meisten macht ihr der Gedanke Angst, sie könnte ihn mit der Blonden entdecken, aber auch sie sieht sie nie, dabei geht sie fast jede Nacht aus. Und jede Nacht ist sie betrunken. Aber noch ist es Sommer, und den muss man genießen, obwohl sie die Tage meistens verschläft. An morgen will sie jetzt nicht denken, sie will an gar nichts denken. Eigentlich will sie nur den nächsten Drink. Sie kennt den Barmann, also schlendert sie zurück zur Bar und lässt sich auf einen weiteren Gin Tonic einladen.
    Der Typ neben ihr zwinkert sie an, sein Mund öffnet sich, er sagt etwas, doch die Musik ist ohrenbetäubend laut. Sie versteht ihn nicht, und es interessiert sie auch nicht, deshalb dreht sie sich wieder weg. Nur diesen Drink noch und dann gehen. Als der Kerl ihren Oberarm berührt, mit einer Handbewegung in Richtung Toiletten deutet, erwischt sie sich, wie sie geschlagen nickt. Die beiden setzen sich in Bewegung. Der Typ wählt die Damentoiletten, und gemeinsam zwängen sie sich in eine der engen Kabinen. Die Musik dröhnt bis hierher. Sie reden nicht, er hat sich vor das Klo gehockt, um mit Toilettenpapier den Klodeckel abzuwischen. Sie schließt die Augen, es dreht sich, ihr wird schwindlig, und sie öffnet sie schnell wieder. Sie starrt auf seinen Oberkopf und bemerkt, dass sich sein Haar lichtet. Irgendwie schafft sie es, ihre Klappe zu halten, ihn nicht darauf aufmerksam zu machen, und beobachtet, wie er gemächlich aus der Hintertasche seiner Jeans das Portemonnaie zieht und ein weißes Päckchen hervorholt. Sorgsam schüttet er einen Haufen des Pulvers auf den Deckel, bevor er das Päckchen wieder ordentlich zurück in die Brieftasche steckt. Vielleicht will er sie anschließend abschleppen. Sie betrachtet seine Schuhe. Ausgelatsche College-Loafers. Sie beschließt, sich nach den Drogen schnell davonzustehlen. Falls sie jemals dazu kommen werden, denn er hat wieder sein Portemonnaie in der Hand, aus dem er nun seine Kreditkarte hervorkramt. Sie unterdrückt den Impuls, ihn anzuschreien. Die Enge der Kabine verursacht ihr Kopfschmerzen, ihre hohen Schuhe fangen an zu drücken, und sie fragt sich, warum sie mit diesem wildfremden Idioten in einer Klokabine verharren muss. Wie viele Male sie das schon erlebt hat und wann es aufgehört hat, Spaß zu machen? Mittlerweile hackt er mit seiner goldenen Mastercard auf das Kokain ein, bevor er es

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