Tessa
schläft die meiste Zeit und schwitzt dabei viel.
Sie erwacht von einem Kitzeln an ihrem Rücken und versucht sich umständlich an der Stelle zu kratzen. Sie hört Frieder leise lachen. Sie dreht sich auf den Rücken. Frieder sitzt angezogen auf der Bettkante. Er legt ihre Kette auf den Nachttisch.
»Was machst du?« Sie nimmt seine andere Hand und versucht ihn neben sich zu ziehen.
Er lächelt sie an. Gibt ihr einen Kuss auf den Mund. Und richtet sich wieder auf. »Ich muss gehen.« Er zieht seine Hand aus ihrer.
»Einkaufen gehen?« Sie greift wieder nach seiner Hand.
»Nein, nach Hause gehen.«
»Kommst du danach gleich wieder?«, fragt sie hoffnungsvoll.
»Nein.«
Er drückt ihre Hand und dreht sie sanft. Er streichelt einmal kurz über den Verband an ihrem Unterarm, den sie verwundert anstarrt, er sieht neu und frisch aus, Frieder scheint ihn gewechselt zu haben, während sie geschlafen hat. Er hat sie nicht gefragt, wie das passiert ist. Vielleicht ist ihm das Thema zu anstrengend. Zu viel Realität.
Sie schlägt seine Hand weg, reißt an der Mullbinde und wickelt sie hastig ab.
»Nicht doch.«
Besorgt versucht Frieder ihre Hand festzuhalten, doch sie schlägt seine Hand weg. »Das kann dir doch egal sein.«
»Es tut mir leid.« Er lässt sie los und hebt entschuldigend seine Hände.
Sie begutachtet die Schnitte über ihrem Handgelenk. Die Verletzungen werden gut verheilen, die Kratzer sind nicht tief. Sie sieht wieder zu ihm auf. Ein Lächeln erscheint in ihrem Gesicht.
»Behalt die Kette, ja? Nimm sie mit, dann hast du etwas von mir, und komm nur kurz noch einmal her.« Sie lehnt sich zu ihm, legt ihren Kopf auf seinen Schoß, schiebt sein Hemd hoch und küsst seinen Bauch.
Frieder steckt die Kette wieder in seine Hosentasche. »Tessa, ich muss gehen. Bitte.« Unsicher legt er seine Hand auf ihrem Kopf ab.
Sie sieht zu ihm auf. »Nur kurz.« Dabei schlingt sie ihre Arme um seinen Hals, setzt sich auf seinen Schoß und küsst ihn.
Er umgreift sie. Augen schließen sich. Zungen berühren sich. Ihre Lippen lösen sich, und sie sehen sich an, lächeln sich an. Ihre Lippen finden sich wieder. Sie fallen aufs Bett, er dreht sie auf den Rücken, öffnet mit einer Hand seine Hose, schiebt sie hinunter. Sie grinst ihn erwartungsvoll an.
Eng umschlungen liegen sie in ihrem zerwühlten Bett. Tessa küsst Frieders Augen. Sie streichelt sein blondes Haar glatt. Frieder blinzelt sie an. Sie küsst weiter seine Augen, damit er sie geschlossen hält und nicht wieder auf die Idee kommt, gehen zu wollen. Er gibt ihr einen schnellen Kuss, erschrocken hält sie inne und muss dann loslachen.
Sie grinsen sich an, bis sein Blick ernst wird und sie spürt, was kommen wird.
»Ich muss gehen.«
Sie umklammert ihn fester. Er löst sich bestimmt aus ihrer Umarmung. Langsam setzt er sich auf, streichelt über ihren Oberschenkel, bevor er sich mit dem Bettlaken seinen Schwanz abwischt. Hat er sich wirklich seinen Schwanz an ihrer frischen Bettwäsche abgewischt?
»Du haust jetzt ab?«, faucht sie ihn an.
Er schaut sie fragend an. »Das wusstest du doch.«
»Erst ficken und dann gehen oder was? Nein, das wusste ich nicht. Gehst du jetzt zu ihr zurück? Hältst du sie dann in den Armen, genauso wie mich?«
Er beugt seinen Kopf nach unten.
Schluchzt er etwa? Sie setzt sich irritiert auf, und er dreht sich zu ihr, sodass sie in sein Gesicht sehen kann, aber seine Mimik kann sie nicht deuten. Keine Tränen. Sie hat sich geirrt, aber seinen schwachen Gesichtsausdruck kann sie auch nicht ertragen. »Du feige Sau.« Sie lehnt sich wieder zurück. Greift nach einer Zigarette auf dem Nachttisch. Zündet sie an. Schließt die Augen. Zählt leise vor sich hin. Eins …, zwei …, drei … Sie hört das Rascheln von Stoff. Zweiundzwanzig. Einen Reißverschluss. Fünfundvierzig. Schritte auf dem Boden. Achtundneunzig. Das leise Schließen der Tür. Hundertvierundzwanzig. Ein Knallen hätte besser gepasst. Hunderteinunddreißig. Sie zählt weiter. Versucht den Schmerz in der Brust zu ignorieren. Zweihundertzweiundzwanzig. Sie öffnet die Augen, die Zigarette ist vollständig runtergebrannt, und die Asche neigt sich gefährlich. Behutsam bewegt sie die Zigarette in Richtung Aschenbecher, auf halbem Weg fällt die Asche dennoch ab. Sie versucht sie von ihrem Bettlaken zu pusten. Funktioniert nicht. Sie probiert, sie vorsichtig wegzuwischen, aber verreibt sie dabei nur gleichmäßig. Stumpf starrt sie den grauen Fleck an, sie
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