Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders
Ordnung zu sorgen, und er war darin wesentlich gründlicher und schlauer als dieser Idiot, der an jenem Abend die Idee mit dem Papenfuhlbecken für genial gehalten hatte. Aber Hugo war so aufgepuscht und hektisch gewesen, dass er sofort begeistert zugestimmt hatte. „Niemand interessiert sich für eine tote steifgefrorene Nutte!“, hatte er gemeint.„Und selbst wenn: kein Mensch wird uns damit in Verbindung bringen.“Tja, manchmal kommt es eben doch anders, als man denkt.
Sascha packte Honey aufs Sofa, ging ins Bad und wusch sich sorgfältig, bevor er sein Handy hervorzog, um Hugo anzurufen.
„Ich hab sie. Du kannst dich auf den Weg machen“, sagte er, als Brandner sich knapp und sachlich gemeldet hatte. „Ich hab sie schon ein bisschen vorbereitet, aber es ist noch alles dran.“ Er grinste und warf Honey, die teilnahmslos in die Luft starrte, einen Blick zu.
„Wie hast du sie so schnell gefunden?“, fragte Brandner erstaunt.
„Ich hab so meine Kontakte.“
„Aber du bist sicher, dass sie es ist?“
„Ja, natürlich. Sie hat zugegeben, bei den Bullen angerufen zu haben – anonym und ohne Namen zu nennen“, erläuterte Brandner. Er hörte, dass Hugo scharf einatmete. „Diese verdammte Nutte!“
„Ganz recht. Aber sie bereut die Aktion schon jetzt ziemlich. Wann…“
„Ich weiß es noch nicht“, unterbrach Hugo ihn. „Ich muss ein bisschen vorsichtig sein. Die Bullen waren zwar zufrieden über die einvernehmliche und unkomplizierte Zusammenarbeit, aber … Ich will kein Risiko eingehen. Am späten Abend, schätze ich. Bleib so lange bei ihr. Wir telefonieren nachher noch mal. Dann sehen wir weiter.“
„Alles klar.“ Sascha legte auf und blickte auf die Uhr. Es blieb ihm genug Zeit, um etwas zu essen und dann eine zweite Runde einzuläuten.
Tessy hatte sich etwas zu essen gemacht und vertilgte gerade ihren Nachtisch, als es klingelte. Sie blickte auf die Uhr – früher Abend. Frau Kommissarin hatte sich Zeit gelassen. Als sie die Haustür öffnete, blickte sie direkt in das dunkle Augenpaar von Carola Stein. Ihr Puls schoss in die Höhe.
„Wir haben zu reden“, sagte die Stein, ohne sich Zeit für eine Begrüßung zu nehmen, und ihr Ton klang bestenfalls neutral.
„Der Kaffee ist gerade fertig. Treten Sie ein“, erwiderte Tessy schwungvoll.
Die Kommissarin trat kommentarlos ein. Bevor Tessy die Tür hinter ihr schloss, bemerkte sie, dass ein Polizeiwagen am Straßenrand parkte.
„Machen wir es kurz“, bemerkte die Stein ruhig, als sie im Wohnzimmer am Esstisch Platz genommen hatten. „Wo haben Sie die Aufnahmen her?“
„Vielleicht mögen Sie einen Kaffee trinken …“
„Nein, danke.“
Tessy hob kurz die Hände. „Na schön. Um auf ihre Frage zurück zu kommen – darauf werde ich Ihnen nicht antworten. Die Gründe dafür habe ich Ihnen bereits genannt. Das Leben des Zeugen ist keinen Cent mehr wert, wenn er sich stellt. Nur soviel – das Material ist absolut echt, und da wurde auch nicht getrickst.“
Carola Stein kniff die Lippen zusammen. „Das haben wir bereits überprüft.“
„Und was gedenken Sie nun zu unternehmen?“
„Das überlassen Sie am besten uns.“
Tessy erwiderte Steins Blick eine Weile ungerührt. „Brandner ist überaus gefährlich. Der Zeuge wird nicht aussagen. Ich konnte ihn überreden, mir die Weiterleitung des Sticks zur Polizei zu überlassen, ohne dass er dabei ins Spiel kommt. Alles weitere ist in der Tat Ihr Job, wobei …“
„Ich freue mich sehr, dass Sie das einsehen“, kommentierte Carola Stein ironisch.
Tessy machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich bin davon überzeugt, dass die zweite Frau, die auch auf dem Video zu sehen ist, die anonyme Anruferin ist. Sie dürfte in Gefahr sein, seitdem Brandner weiß, dass die Polizei ermittelt. Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um…“
„Zu Ihrer Beruhigung – Brandner wird bereits observiert“, fiel die Kommissarin ihr ins Wort.
„Das beruhigt mich ehrlich gesagt nur ansatzweise, denn Brandner war nicht allein, und er kennt eine Menge fieser Leute, die gerne noch fiesere Jobs für ihn übernehmen. Dazu muss er seinen Hintern keinen einzigen Meter weit bewegen.“
„Ihre Schlussfolgerungen in allen Ehren, aber wir können nicht das gesamte Milieu observieren, das dürfte Ihnen klar sein, oder?“, entgegnete Carola Stein.
„Das ist mir
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