Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
verlieben – weder in
Tessy noch in eine andere Frau. Eine feste Beziehung war das Letzte, wonach ihr
gerade zumute war, nachdem die Geschichte mit Meike nun glücklicherweise
endgültig der Vergangenheit angehörte. Und eine Affäre barg oftmals genauso
viel Stress, selbst wenn beide hoch und heilig schworen, niemals Rechenschaft
von der anderen zu fordern oder die Bedingungen zu ändern, weil die Emotionen
hochschwappten.
Irgendwann, das war programmiert, wollte die eine mehr als
die andere, und im Nu verkam das hohe Ideal der Freiheit, das man sich vorher
gegenseitig zugesichert hatte, zu hohlem Gewäsch, um wenig später Streitereien
auszulösen. Nein, das Leben war schon anstrengend genug, der Job sowieso, und
Carola hatte sich entschieden: für die Konzentration auf den Beruf und ein
entspanntes Singledasein, zumindest für die nächsten Jahre.
Das klang sehr vernünftig, aber immerhin war ihr bewusst,
dass sie einen entscheidenden Aspekt mehr oder weniger elegant unter den Tisch
fallen ließ. In der Direktion hatte man ihr geflüstert, dass ihr Vorgänger
Hanter und Tessy ein Paar gewesen waren – ein heißes Paar – und Bi-Frauen waren
ihr noch nie ganz geheuer gewesen, wenn sie auch ihre Fantasie anregten.
Sie seufzte leise, als sie in ihr Büro ging, um einen
letzten Blick in ihren Terminkalender zu werfen. Christoph Steffen hatte sich
bereit erklärt, gleich am nächsten Morgen zur Befragung in die Direktion zu
kommen. Das ersparte ihr lange Fahrerei durch die City, und in der Zwischenzeit
lagen vielleicht schon die ersten Ergebnisse aus der Rechtsmedizin vor.
Obwohl sie hundemüde war, konnte sie lange nicht
einschlafen. Bilder von der toten jungen Frau und der blutverschmierten
Sektflasche geisterten durch ihren Kopf. Dazwischen tauchte plötzlich und
völlig ungefragt Tessy auf: mit ihren grünen, schrägstehenden Augen und ihrem
herausfordernden Blick, dem lauten Stöhnen und der heftigen und wilden Wollust,
die jeder ihrer Bewegungen anzuhaften schien.
Der junge, blasse, aber gut gekleidete Firmenchef war
pünktlich gewesen und gab, nachdem er seiner Schockiertheit über das
Gewaltverbrechen eine Weile entsetzt Ausdruck verliehen hatte, bereitwillig und
sachlich Auskunft, was den Aufgabenbereich seiner Ex-Mitarbeiterin betraf.
"Könnte man sagen, dass Sie zufrieden mit Louise
Herlitt waren?", wollte Carola es genauer wissen.
"Ja, unbedingt, sie ist … sie war begabt", nickte
Steffen. "Und sie hätte bestimmt Karriere gemacht. Allerdings …"
"Ja?"
"Nun, ich weiß nicht, ob es eine Rolle spielt, aber …"
"Bei einem schweren Verbrechen spielt alles eine Rolle.
Erzählen Sie einfach, Herr Steffen. Ich sammle lieber ein Dutzend
Informationen, die sich im Nachhinein als unwichtig herausstellen, als dass ich
einen Aspekt unbeachtet lasse, der entscheidend für die Aufklärung sein könnte",
erwiderte Carola und sah ihn forschend an. Diese Bemerkung hatte sie schon
gefühlte hundertausendmal gemacht. "Also?"
"Nun gut … Verfolgen Sie eigentlich schon irgendeine
Spur?" Steffen faltete seine gepflegten Hände wie ein angehender
Klosterschüler, und sein Blick war plötzlich wach und scharf.
"Wir gehen gerade verschiedenen Indizien nach",
entgegnete die Kommissarin ausweichend. "Aber bleiben Sie doch bitte beim
Thema. Was könnte eine Rolle spielen?"
Steffen nickte verständnisvoll. "Schon gut, also … Ich
hatte Louise im Verdacht, es mit Firmengeheimnissen nicht ganz so genau zu
nehmen." Er seufzte. "Wissen Sie, ich bin darauf angewiesen, dass
meine Mitarbeiter den Mund halten, insbesondere im Moment, da wir eine neue,
umfangreiche Software entwickeln. Meine Leute werden gut bezahlt, und ich muss
Ihnen hundertprozentig vertrauen können." Steffen brach unvermittelt ab.
Carolas Miene blieb unbewegt. "Und weiter?"
"Ich habe Louise ein paar Tage beschatten lassen – von
einer Privatdetektivin."
"Sind Sie einem konkreten Verdacht nachgegangen?",
hakte die Kommissarin nach.
Steffen wiegte den Kopf. "Lassen Sie es mich so
ausdrücken: Ich befürchtete, dass Louise sich mit der Konkurrenz eingelassen
haben könnte, aber einen eindeutigen Beweis hatte ich nicht – es war mehr ein
mulmiges Gefühl."
"Und den Beweis sollte die Privatdetektivin beschaffen?"
"So ist es." Steffen lächelte, als freute er sich
über ihre rasche Auffassungsgabe.
"Und?"
Er schüttelte den Kopf. "Es ergaben sich keinerlei
Anhaltspunkte. Das Geld für die Detektivin habe ich umsonst ausgegeben, oder
aber sie
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