Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
hat ihren Job nicht richtig gemacht", erörterte Steffen. "Das
kann man nicht ausschließen."
Vielleicht war Louise Herlitt schlauer gewesen als beide
zusammen, dachte Carola. Aber davon hat sie jetzt nichts mehr. "Und
weiter?"
"Am Samstag habe ich Frau Ritter mitgeteilt – das ist
die Detektivin – dass der Auftrag beendet sei. Sie war überrascht und hat dann
noch vorgeschlagen, die Beschattung übers Wochenende zu intensivieren, um so
vielleicht…"
Carola beugte sich vor. "Was meinte sie damit?"
Steffen hob die Hände. "Sie meinte, dass man bei der
Herlitt sehr genau hingucken müsste. Die sei nicht blöd."
Carola stutzte. "Genau hingucken? Wie haben Sie diese
Beschreibung verstanden?"
"Ich habe mich nicht mehr näher damit befasst, weil
meine Entscheidung bereits gefallen war", entgegnete Steffen zögernd. "Ich
wollte den Auftrag nicht fortsetzen, weil ich den Eindruck hatte, dass ich mit
meinem Verdacht falsch gelegen hatte. Aber ich wäre ehrlich gesagt nicht
erstaunt gewesen, wenn die Ritter vorgeschlagen hätte, sich Zutritt zu Louises
Wohnung zu verschaffen, um sich da mal in aller Ruhe umzuschauen. Die war
richtig heiß darauf, doch noch was zu finden."
Carola lehnte sich zurück und fixierte den jungen Mann. "Und
diese Aussage würden Sie auch unterschreiben?"
"Aber selbstverständlich würde ich das",
bestätigte Steffen eifrig. "Nur bedenken Sie bitte, dass es sich dabei um
die Wiedergabe eines Telefonats aus der Erinnerung sowie meinen ganz
persönlichen Eindruck handelt."
"Ich bedenke alles Mögliche, Herr Steffen. "Waren
Sie eigentlich je bei Frau Herlitt zu Hause?"
"Nein, das heißt – warten Sie", Steffen schlug
sich vor die Stirn. "Doch, einmal. Ich habe ihr den Vertrag
vorbeigebracht, um ihn gegenzeichnen zu lassen."
"Sie haben sich als Firmenchef persönlich zu Ihrer
Praktikantin nach Hause bemüht, um ihr den Vertrag zu bringen?", fragte
Carola perplex. "Ein ungewöhnlicher Service, wenn Sie mich fragen. Machen
Sie so was häufiger?"
Christoph Steffen lächelte ein wenig verkrampft. "Ich
hatte ganz in der Nähe einen Termin und wollte die Unterlagen bei ihr
einwerfen. Sie war zu Hause und blickte gerade aus dem Fenster. Warum sollte
ich ihr das Kuvert nicht persönlich aushändigen? Wir haben drei Sätze
miteinander gewechselt, und dann bin ich wieder los."
"Nun gut. Hat sie im Dienst über ihr Privatleben
gesprochen?", fuhr Carola fort.
Christoph Steffen schüttelte den Kopf. "Nein. Zumindest
habe ich nichts davon mitbekommen."
"Ich muss Sie nach Ihrem Alibi fragen", meinte
Carola abschließend.
Steffen nickte verständnisvoll. "Ich habe seit dem
Vormittag bis zum frühen Abend in meinem Büro gesessen und gearbeitet. Die
Sicherheitsvorkehrungen sind in meiner Firma recht umfassend – auch ich kann
das Gebäude nur mit Ausweis betreten und muss mich quasi einloggen. Überdies
zeichnet eine Kamera das Kommen und Gehen auf. Davon können Sie sich gerne überzeugen."
"Wer werden darauf zurückkommen. Macht es Ihnen etwas
aus, wenn wir Ihre Fingerabdrücke nehmen?"
"Natürlich nicht."
Als Steffen gegangen war, holte Carola sich einen frischen
Kaffee, den sie am offenen Fenster in ihrem Büro trank, während sie auf den
ersten Bericht der KTU wartete und in Gedanken die weiteren Schritte durchging.
Ausführliche Gespräche mit Kati Millner, Ricardo Sander und zwei, drei
Arbeitskollegen standen als nächstes auf dem Plan. Die Saarländer Kollegen
waren informiert und sprachen mit den Eltern von Louise Herlitt. Carola war
froh, diesen Job diesmal nicht zu haben.
Dafür musste sie Tessy mit Steffens beunruhigender Aussage
konfrontieren. Im Moment war die theoretische Überlegung, dass die
Privatdetektivin trotz des beendeten Auftrags eigenständig die Initiative
ergriffen hatte, nicht von der Hand zu weisen. Dabei war sie übers Ziel
hinausgeschossen und unter Umständen von Louise ertappt worden, so dass es zu
einer Auseinandersetzung mit tödlicher Folge gekommen war. In diesem Zusammenhang
war Tessy die Visitenkarte aus der Tasche gerutscht. Und der verschwundene
Laptop und der leergeräumte Schreibtisch? Ein Ablenkungsmanöver. Schließlich
wusste Tessy, dass Christoph Steffen Louise verdächtigte, mit
Firmengeheimnissen zu handeln oder sich mit der Konkurrenz eingelassen zu
haben.
Carola stöhnte leise auf. Wenn sie Tessy nicht kennen würde,
hätte sie mit dieser Überlegung keinerlei Mühe, und sie wusste, dass der
Staatsanwalt ihrer Theorie folgen würde. Das galt
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