Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
hoch. "Im Zusammenhang mit Mord
oder Totschlag ist Zufall keine originelle oder besonders glaubwürdige
Erklärung."
"Die einzige Verbindung zwischen ihr und mir ist … ja,
ihr Chef, und der wird ihr kaum meine Visitenkarte unter die Nase gehalten
haben", fuhr Tessy unbeirrt fort. "Das wäre ja ziemlich bescheuert,
oder?"
"Ziemlich, ja. Ich werde gleich morgen früh mit
Christoph Steffen sprechen."
"Tu das. Er wird meine Angaben bestätigen."
Carola blickte auf ihre Notizen. "Eine Freundin von
Louise hat erwähnt, dass die beiden am Freitagabend und in der Nacht zum
Samstag in einer größeren Gruppe unterwegs waren …"
"Kati?", riet Tessy. "Ja: Kino und Berghain Club. Den Rest der Nacht hat Louise mit einem blonden smarten Jüngling
verbracht, der im Café Bohne in der Bergmannstraße arbeitet – ich bin
ihm am Samstagnachmittag dorthin gefolgt, habe Christoph Steffen informiert und
durfte dann meinen Auftrag als beendet betrachten. Das kam ein bisschen
überraschend, aber … der Kunde ist ja bekanntlich König." Sie hob die
Hände. "Seitdem bin ich mehr oder weniger Zuhause gewesen, hab
ausgeschlafen, ein bisschen telefoniert …"
"Hast du ein Alibi für den frühen Sonntagnachmittag?"
"Meine Katzen können bestätigen, dass ich
daheim war", antwortete Tessy schnippisch.
Außerdem habe ich meinen Dildo benutzt, während ich an Dirk
und seinen wunderbaren Schwanz dachte, fuhr sie im Stillen fort und hoffte,
dass Carola ihr den pikanten Gedanken von der Nasenspitze ablesen konnte. Dann
fiel ihr ein, dass die Kommissarin auch Teil ihrer süßen Träume gewesen war.
Sie hatte sich vorgestellt, dass sie zusah, wie Tessy es sich selbst besorgte,
um schließlich tatkräftig Hand anzulegen … Sie atmete tief durch und warf
Carola einen herausfordernden Blick zu.
Die gab ihn gelassen zurück. "Wir brauchen deine
Fingerabdrücke, um sie mit Spuren am Tatort zu vergleichen", sagte sie
nach kurzer Pause. "Reine Routine, du kennst das Spiel. Und ich muss dich
bitten, die Stadt nicht zu verlassen."
"Kein Problem. Hatte ich in nächster Zeit ohnehin nicht
vor. War es das?"
Carola nickte und stoppte die Aufnahme. Tessy erhob sich. "Warum
das ganze Theater?", fragte sie leise und hörte selbst, wie ihre Stimme
bebte. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich …"
"Ich glaube gar nichts", unterbrach Carola sie. "Ich
mache meinen Job, und da wir uns kennen, privat kennen, muss ich ihn besonders
korrekt machen und jedem Hinweis nachgehen, jede Spur verfolgen, mag sie noch
so abwegig scheinen."
"Aha. Was verstehst du eigentlich unter privat
kennen ?"
Tessy wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern verließ
den Raum mit großen Schritten und knallte die Tür hinter sich zu. Draußen
wartete bereits ein Beamter, der sie zur erkennungsdienstlichen Behandlung
begleitete.
Erst als sie wieder zu Hause war, wurde ihr mit
ganzer Wucht klar, dass sie erstens zum Kreis der Tatverdächtigen gehörte, und
dass sie es zweitens Carola darüber hinaus verdammt übel nahm, sich ohne
großartige Erklärungen zurückgezogen zu haben. Eine private Bekanntschaft,
dachte Tessy. Ist ja super, Frau Kommissarin!
Zwei Gläser Wein später wurde sie deutlich ruhiger. Die
Sache mit der Visitenkarte würde sich in Kürze aufklären, davon war sie
überzeugt. Und dass ausgerechnet sie, Tessy, die glühende Verfechterin wilder
Sexabenteuer – je spontaner, fantasievoller und freier umso besser – beleidigt
auf Carolas Zurückhaltung reagierte, nachdem sie sich einige Male auf höchst
zauberhafte Weise miteinander vergnügt hatten, ließ ja tief blicken.
Sie goss sich ein drittes Glas Wein ein und weigerte sich,
intensiver über diesen Aspekt nachzudenken.
* * *
Hauptkommissarin Carola Stein war völlig baff gewesen, als
sich herausstellte, dass Tessy in den Mordfall verwickelt war – ob nun am Rande
als zufällige Beobachterin, im Zusammenhang mit ihrem Job als Privatdetektivin
oder als Tatverdächtige, spielte letztlich eine untergeordnete Rolle. Sie war
aufgetaucht und musste eingehend befragt werden. Fest stand außerdem, dass
Carola die Ermittlungen penibel korrekt leiten oder aber den Fall abgeben
musste, was ihr gar nicht recht und angesichts des Personalmangels bei der
Berliner Polizei nur schwer umsetzbar gewesen wäre.
Das Wiedersehen mit der stürmischen Tessy war nicht ganz
ungefährlich. Carola hatte sich von ihr distanziert, um ihre Gefühle wieder
unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollte sich zurzeit nicht
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