Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
der
Gallwitzallee."
Tessy zog die Brauen hoch. "Tatsächlich? Und was genau
liegt dort an? Worum geht es?"
"Um einen Mordfall. Einzelheiten erfahren Sie von der
zuständigen Hauptkommissarin."
Entweder die beiden spielen ihre Rolle ganz hervorragend
oder die Sache ist tatsächlich ernst, fuhr es Tessy durch den Kopf, während sie
plötzlich ein ungutes Gefühl beschlich. Der erste April lag ja nun doch schon
ein paar Tage zurück, und wenn sie es genauer bedachte, war Carola bislang in
der Sparte Scherzkeks nicht gerade auf den vorderen Plätzen vertreten gewesen.
Kaum fünfzehn Minuten später saß sie zum ersten Mal in ihrem
Leben im Vernehmungszimmer der Polizeidirektion, und Carola trat ein. Tessys
Puls erhöhte sich noch einmal deutlich, aber Carolas Gesichtsausdruck ließ
nichts Gutes verheißen. Sie setzte sich, legte einen Aktenordner bereit und
musterte Tessy eingehend.
"Kannst du mir mal verraten, was hier los ist?",
fragte Tessy völlig perplex.
Der Situation haftete nicht einmal ansatzweise etwas
Heiteres an. Ihre letzte Liebesnacht schien keine drei oder vier Wochen,
sondern Jahre zurück zu liegen, zumindest gefühlt, und in der Zwischenzeit, so
konnte man den Eindruck gewinnen, war viel passiert, viel Unangenehmes. Am meisten
störte Tessy sich an der Tatsache, dass sie überhaupt keinen blassen Schimmer
hatte, was vorgefallen war. Was hatte sie, verdammt noch mal, mit einem
Mordfall zu tun?
"Natürlich." Carola schaltete das Aufnahmegerät
ein, sagte die üblichen Standardsätze auf und sah Tessy erneut eindringlich an,
bevor sie die Akte öffnete und ihr ein Foto entnahm.
"Kennst du diese Frau?", fragte sie und schob ihr
die Aufnahme über den Tisch zu.
Tessy stutzte: Louise Herlitt. "Ja, allerdings – ich
kenne diese Frau. Was …"
"Bei welcher Gelegenheit hast du sie kennengelernt?"
Tessy lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der
Brust. Langsam, aber sicher hatte sie die Nase voll von dem Theater. "Ich
beantworte keine einzige Frage mehr, sofern du mir nicht endlich sagst, was los
ist", stieß sie hervor.
Carola nahm das Foto wieder an sich. "Natürlich, das
ist dein gutes Recht. Sie ist tot. Oder genauer gesagt: Louise Herlitt wurde
erschlagen, und zwar allergrößter Wahrscheinlichkeit nach mit einer
Sektflasche."
Tessy zuckte zusammen. "Was?"
"Du hast richtig gehört. Bist du jetzt bereit, ein paar
Fragen zu beantworten?"
Tessy bemühte sich, ihre Fassungslosigkeit abzuschütteln und
beugte sich wieder vor. "Das ist grausig, ja, aber wieso lässt du mich von
Polizisten abholen wie eine Schwerverbrecherin? Was …"
"Du hast Louise beobachtet. Warum?", unterbrach
Carola sie mit einer ungeduldigen Handbewegung.
"Das war in der letzten Woche mein Job, genauer gesagt
für sechs Tage. Ihr Arbeitgeber, ein Computer- beziehungsweise Software-Fuzzi,
bei dem sie gerade ein Praktikum absolvierte, befürchtete, dass sie
Firmengeheimnisse ausplaudern könnte. Ich habe sie ein paar Tage beschattet,
ohne dass sich der Verdacht erhärtete – das Ganze war mehr oder weniger gähnend
langweilig, und Samstagnachmittag war mein Auftrag beendet. Mehr kann ich nicht
dazu sagen."
"Bist du sicher?"
"Wie meinst du das denn?"
"So schwer ist die Frage nicht zu verstehen, oder?"
Viel hätte nicht gefehlt, und Tessy hätte mit der Faust auf
den Tisch gehauen, aber sie beherrschte sich im letzten Moment.
"Du warst also demnach nicht in der Wohnung des Opfers?",
hakte Carola nach, und ihre dunklen Augen fixierten Tessy auf unangenehme
Weise.
"Nein!"
Die Kommissarin griff erneut zum Aktenordner. "Und wie
erklärst du dir das hier?"
Sie streckte die geöffnete Hand über den Tisch aus, und
Tessy erkannte erst bei genauerem Hinsehen, dass der Fetzen Pappe, den Carola
ihr präsentierte, mit einem Schriftzug versehen war, der ihr merkwürdig bekannt
vorkam. Sie runzelte die Stirn und schnappte nach Luft, als ihr klar wurde,
dass Carola Tessys Visitenkarte in der Hand hielt – oder zumindest einen Teil
davon.
"Das haben unsere Techniker unter Herlitts Schreibtisch
gefunden. Hast du irgendeine Erklärung dafür?"
Tessy schüttelte verwirrt den Kopf. "Nein. Ich habe
kein einziges persönliches Wort mit der Frau gesprochen und bin ihr weder
vorher noch nach dem Auftrag je begegnet."
"Und woher hat sie deine Visitenkarte?"
"Das weiß ich nicht", erwiderte Tessy. "Irgendein
dummer Zufall? Klingt absurd, aber manchmal hält das Leben die absurdesten
Zufälle parat."
Carola zog eine Braue
Weitere Kostenlose Bücher