Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
besonderen
Überredungskünste aufwenden musste, um Tessy davon zu überzeugen, dass sie
psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen musste.
"Außerdem bin ich dafür, dass du dir eine vernünftige
Alarmanlage für dein kleines Häuschen leistest", schlug sie am Tag vor
Tessys Entlassung vor.
"Wer bei mir einbrechen will, kommt auch rein",
gab die zurück. "Die Wände verdienen diese Bezeichnung nicht, das weißt du
doch."
"Ja, ist mir klar – trotzdem. Eine versteckte
Videoüberwachung in Kombination mit einem stummen Alarm ist eine feine Sache.
Du weißt, woran du bist und fühlst dich allein schon dadurch bedeutend
sicherer."
Tessy nickte nachdenklich. "Ja, kann sein."
Carola nahm sich vor, einen Experten mit der Aufgabe zu
betrauen. Die Tatsache, dass Schowinskys Treiben völlig unbemerkt geblieben
war, machte ihr zu schaffen. Ähnliches musste für die Zukunft unbedingt
verhindert werden.
Tessys Aussage und die Auswertung des Handyvideos, das ihren
kompromisslosen Angriff auf Schowinsky eindrucksvoll wiedergab, hatte bei
Carola trotz aller Betroffenheit auch Anerkennung hervorgerufen. Tessy hatte
den Mann mit einem einzigen Hieb innerhalb von Sekunden außer Gefecht gesetzt –
und das nach stundenlanger Quälerei. Ihr Überlebenswille war stark und
machtvoll. Sie wird es schaffen, dachte Carola.
* * *
Es waren die immer wiederkehrenden Alpträume, die Tessy
davon überzeugten, dass von der Entführung eine Wunde zurückbleiben würde, die
niemals endgültig verheilen würde. Die Lebendigkeit der Bedrohung raubte ihr
auch Minuten, nachdem sie schweißgebadet hochgeschreckt war, den Atem. Etwas in
ihr war für immer zerstört – davon war sie überzeugt, auch wenn ihre
Therapeutin ihr stets versicherte, dass die Erinnerung verblassen würde und mit
ihr die Ängste.
Vier Wochen nach ihrer Befreiung fuhr sie am frühen Abend zu
Carola. Die Frau tat ihr gut. Unter anderen Umständen hätte die Beziehung sich
längst zu einer heißen Affäre entwickelt und wäre nichts als Lust und Spaß,
überlegte Tessy, als sie die Treppen hochstieg. Falsch, korrigierte sie ihre
Überlegung – ihre Affäre war längst beendet gewesen, bis der neue Fall sie
wieder zueinandergeführt hatte …
Wenigstens das. Sie klingelte. Die Tür öffnete sich, Carolas
Lockenkopf wurde sichtbar, ihr lächelndes Gesicht, ein dunkel fragender und
immer ein wenig besorgter Blick aus großen, warmen Augen. Im Hintergrund
schimmerte Kerzenschein. Es duftete nach Gewürzen. Tessy lief das Wasser im
Mund zusammen.
"Ich hoffe, du hast Hunger mitgebracht", sagte
Carola, während Tessy eintrat und sie gemeinsam ins Wohnzimmer gingen. "Ich
kann nicht kochen, aber ich habe ein paar Leckereien besorgt, die nur noch im
Ofen fertiggebacken werden müssen. Genau das Richtige für mich – und
hoffentlich für dich."
"Wenn es so schmeckt, wie es duftet, bin ich begeistert",
entgegnete Tessy und setzte sich aufs Sofa vor den niedrigen Couchtisch, der
gedeckt war. "Wie schön du alles vorbereitet hast!" Sie lächelte.
Plötzlich schlich sich ein merkwürdiger Gedanke in ihr Bewusstsein. Warum tat
sie das alles?
Carola musterte ihr Gesicht. "Was ist? Stimmt irgendwas
nicht? Habe ich was Falsches gesagt?" Sie griff nach Tessys Hand.
Die zog die Brauen zusammen. "Bevor das alles
passierte, hattest du dich von mir distanziert."
Carola lehnte sich zurück. "Ja, das stimmt."
"Warum?"
"Ich hatte Angst vor einer Beziehung. Ich wollte
davonlaufen."
"Und jetzt?"
"Jetzt will ich mit dir zusammensein. Das Leben
entgleitet einem schneller, als man es planen kann."
Tessy lächelte. "Du willst mich beschützen."
"Ein bisschen, ja, auch das."
"Und wenn ich das nicht möchte?"
"Dann lasse ich das sein."
Tessy lachte – zum ersten Mal seit den Geschehnissen aus
vollem Hals. "Und das soll ich dir glauben?"
"Hm."
"Ich bin ziemlich freiheitsliebend, in jeder Hinsicht",
fuhr Tessy schließlich fort. "So war es bisher jedenfalls immer, aber …"
Sie zuckte mit den Achseln, ihr Herz klopfte plötzlich stürmisch. "Ich
weiß nicht, was alles in mir kaputt gegangen ist, ob ich überhaupt noch in der
Lage bin …"
Carola stand rasch auf, setzte sich neben sie und zog sie in
ihre Arme. "Denk jetzt nicht daran. Lass uns genießen, was möglich ist",
flüsterte sie und küsste sie behutsam auf die Wange. "Alles andere findet
sich."
Tessy nickte langsam. "Du hast recht."
"Und jetzt lass uns essen."
Es gab Fleischspieße und köstlich gewürztes
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