Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
er es für nötig hielt, sogar unterstützte – erst recht,
wenn seine Schützlinge in Gefahr oder sonst wie betroffen waren.
"Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink gebrauchen",
sagte er zur Begrüßung und mixte, ohne lange nachzufragen, einen Wodka Tonic,
dem er eine Prise Orangensaft und drei Stückchen Eis hinzufügte.
"Gute Idee."
"Waren Sie krank?"
"So was Ähnliches."
"Glaub ich gerne. Sie sehen schlecht aus, wenn die
Bemerkung erlaubt ist." Er reichte ihr ein Glas und musterte sie. "Führt
Sie etwas Bestimmtes zu mir?"
"Ja, durchaus." Tessy trank einen Schluck. Der
Drink war perfekt gemixt und hatte genau die richtige Temperatur.
Er hob die Brauen. "Muss ich mit Bullen rechnen?"
"Nicht, wenn Sie geschickt sind."
Bohl beugte sich vor und stützte die Arme auf die Theke. "Werden
Sie konkret, Lady."
Tessy trank einen weiteren Schluck und nickte höflich. "Gerne.
Haben Sie ein paar Minuten Zeit?"
"Sonst würde ich nicht nachhaken." Er goss sich
ein Glas Wein ein und ließ sie nicht aus den Augen.
"Der Name Brandner sagt Ihnen noch was, oder?",
hob Tessy schließlich an.
Bohl zuckte zusammen. "Der Name wird mir immer was
sagen – ob ich will oder nicht, das können Sie mir glauben. Gut, dass der Kerl
weggeschlossen ist."
Tessy nickte mit ernster Miene. "Leider hat er noch
genügend Kontakte nach draußen, die er gerne, ausgiebig und auf widerlichste
Art und Weise nutzt."
"Was meinen Sie damit?"
"Er hat eine Frau entführen lassen. Sie wurde gefoltert
und vergewaltigt und konnte gerade noch so in allerletzter Sekunde gerettet
werden", berichtete Tessy mit leiser Stimme. Sie hoffte, dass Bohl das
Zittern nicht hörte.
"Woher weiß man, dass er der Drahtzieher ist?",
wollte der Clubbesitzer wissen.
"Die Ermittlungen haben eindeutige Beweise zutage
gefördert", behauptete Tessy. "Und Sie wissen selbst am allerbesten,
was er für ein Schwein ist."
"Ja, in der Tat." Bohl runzelte die Brauen. "Aber
wer war die Frau? Warum hat er ihr das antun lassen?"
Tessy schwieg, trank einen weiteren Schluck und sah ihn dann
an. Bohl hielt ihrem Blick stand. Plötzlich weiteten sich seine Pupillen. "Ach,
du scheiße", sagte er leise.
"Er wollte sich an mir rächen."
"Verstehe", knurrte Bohl.
"Er will sich weiterhin rächen", fuhr Tessy nach
einer Pause fort.
"Man wird ihn verurteilen, oder?"
"Natürlich – das ist sehr wahrscheinlich, aber …"
Sie brach ab. "Ich habe Angst", flüsterte sie plötzlich und spürte,
dass ihr die Tränen in die Augen schossen.
Bohl starrte einen Moment in die Ferne. "Verstehe",
sagte er dann. Er fragte nicht, warum sie ihm all das erzählte, und sie sparte
sich einen Hinweis darauf, was sie warum von ihm erhoffte. Sie tranken
schweigend ihre Drinks. Die Musik wurde plötzlich lauter. Zwei Mädchen gingen
zum Tanzen. Tessy verabschiedete sich mit einem leisen Gruß, den Bohl lediglich
mit einem Nicken erwiderte, und verließ den Club. Als sie auf der Straße stand,
spürte sie, dass ihre Knie zitterten.
Zehn Tage später hörte der Telefonterror auf. Von einer
Nacht zur nächsten war Ruhe. Auch die seltsamen Kurznachrichten, die ihr Handy
überschwemmt hatten, endeten wie von Zauberhand. Am gleich Abend stand Carola
vor der Tür – mit einem seltsamen Lächeln, wie Tessy sofort feststellte.
"Alles okay bei dir?"
"Und ob." Carola nickte und folgte Tessy auf die
Terrasse. Der Mai präsentierte sich frühsommerlich warm. Carola ließ sich in
einen Gartenstuhl fallen und versank einen Moment in der Betrachtung der alten
Apfelbäume, als würde sie die Bäume zum ersten Mal bewusst wahrnehmen. In der
Ferne war Kinderlachen zu hören.
Tessy betrachtete die schöne Kommissarin. Sie sieht
hinreißend aus, dachte sie, wie eine griechische Göttin. Ich bin verliebt,
richtig verliebt, das war ich seit hundert Jahren nicht mehr – nicht in dieser
Weise, in dieser zärtlichen Intensität, die sich selbst genügt …
"Tegel hat angerufen", hob Carola an und wandte
Tessy ihr Gesicht zu. "Der Prozess gegen Brandner muss verschoben werden,
wahrscheinlich für etliche Wochen."
Tessy spürte, dass ihr Puls gestiegen war. Sie wartete
schweigend ab, dass Carola fortfahren würde und setzte eine möglichst neutrale
Miene auf.
"Der Mann ist ernsthaft erkrankt", erläuterte
Carola und rieb sich nachdenklich das Kinn. "Ich habe nachgehakt, um im
Detail zu erfahren, was vorgefallen ist. Könnte ja eine Finte von ihm sein."
"Und?"
"Er hat sich mit drei anderen Häftlingen angelegt
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